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Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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Jetzt wollte die amerikanische Botschaft ihr wegen ihres Passes ein paar Fragen stellen, und sie fuhr dorthin und hatte Nils nichts davon gesagt.
    Wie immer war die Vorhalle leer, und der Mann am Empfang musterte sie mit berufsmäßiger Zurückhaltung, während Martha ihren tropfenden Regenschirm schloß, ihn ausschüttelte und in ihrer Tasche nach dem Zettel suchte.
    »Ich bin herbestellt worden«, sagte sie. »Ich soll einen Mr. Baxter aufsuchen. Um zehn.«
    »Dort durch die Tür und nach links. Zimmer 117. Ist ganz hinten im Flur.«
    »Danke.«
    Die Tür zu Zimmer 117 stand weit offen. Ein schlaksiger Mann mit dunkler Hornbrille saß über den Tisch gebeugt und studierte konzentriert ein Blatt Papier.
    »Mr. Baxter?«
    »Ja, bitte kommen Sie doch herein.«
    Er stellte den Regenschirm in seinen Papierkorb, hängte Marthas Mantel auf und schloß die Tür. »Dann sind Sie …«
    »Martha Hansen.«
    »Natürlich. Ich habe Sie schon erwartet. Wollen Sie sich bitte setzen.«
    »Es geht wohl um meinen Paß«, sagte sie, setzte sich und öffnete die Handtasche auf ihrem Schoß.
    »Kann ich ihn bitte mal sehen?«
    Sie reichte ihm das Dokument und beobachtete ihn, wie er die Seiten umblätterte und stirnrunzelnd einige der verwischten Visa und Zollstempel zu lesen versuchte. Er machte sich Notizen auf einem Block mit gelbem Papier.
    »Sie scheinen gern zu reisen, Mrs. Hansen.«
    »Mein Mann ist Pilot bei einer Fluggesellschaft. Die Flugkarten kosten uns fast nichts, und so kommen wir natürlich viel herum.«
    »Sie haben Glück.« Er schloß den Paß und schaute sie an. »Moment, ist Ihr Mann etwa Nils Hansen, der dänische Pilot – von dem wir so viel gelesen haben?«
    »Ja. Stimmt mit dem Paß etwas nicht?«
    »Oh, kein Grund zur Besorgnis. Sie haben wirklich Glück, mit einem solchen Mann verheiratet zu sein. Ist das der Anhänger mit dem Mondgestein? Davon war ja in allen Zeitungen die Rede.«
    »Ja, wollen Sie mal sehen?« Sie hob die Kette über ihren Kopf und reichte ihm den Schmuck, ein einfaches, unbearbeitetes Stück Vulkangestein in einem kleinen Silberkäfig. Gestein von einer anderen Welt.
    »Wie ich höre, hat man Ihnen schon fünfstellige Summen dafür geboten. Sie sollten darauf aufpassen.« Er reichte ihr das Schmuckstück zurück. »Ich brauche Ihren Paß nur für eine Überprüfung. Es hat Probleme gegeben mit einem anderen Paß, der fast die gleiche Nummer hat. Wir müssen natürlich absolut sichergehen. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Es tut mir leid, daß wir Sie belästigen müssen. Aber Sie wissen ja, wie solche Dinge laufen. Zu Hause würde so etwas nie passieren. Aber als Amerikanerin, die im Ausland lebt – na ja, da gibt es eben viel Papierkrieg.« Er klopfte mit dem Paß auf seine Schreibunterlage, ohne Anstalten zu machen, ihn zurückzugeben.
    »Ich bin hier zu Hause«, sagte sie abwehrend.
    »Natürlich. Ich meinte ja nur. Immerhin ist Ihr Mann Däne. Obwohl Sie natürlich noch amerikanische Staatsbürgerin sind.«
    Er lächelte sie an und blickte dann durch das Fenster in den Regen hinaus.
    »Sie müssen eine loyale amerikanische Staatsbürgerin sein«, sagte er, »wenn Sie noch nie daran gedacht haben, Ihre Staatsangehörigkeit aufzugeben, obwohl Sie nun schon seit sieben Jahren – ist das richtig? – mit dem Bürger eines anderen Landes verheiratet sind. Das trifft doch zu, nicht wahr?«
    Sie wußte nicht, was sie hätte antworten sollen, also schwieg sie. Er nickte, als fasse er ihr Schweigen als eine Art Zustimmung auf.
    »Ich habe in der Zeitung gelesen, daß Ihr Mann dieses Daleth-Schiff zum Mond geflogen hat. Er muß wohl sehr mutig sein.«
    Was sollte sie darauf antworten? Sie nickte.
    »Die Welt blickt im Augenblick auf Dänemark als die führende Nation im Rennen um die Eroberung des Raumes. Es ist irgendwie seltsam, daß dieses kleine Land den Vereinigten Staaten voraus ist – in Anbetracht all der Milliarden, die wir ausgegeben haben, und all der tapferen Männer, die dafür gestorben sind, finden Sie nicht auch? Das Rennen um den Weltraum ist eine große Sache, und das kleine Dänemark kann doch wohl kaum allein an den Start gehen, sind Sie nicht auch der Meinung?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht könnte es doch …«
    »O wirklich?« Das Lächeln war jetzt ausgelöscht. »Der Daleth-Antrieb ist mehr als ein Raumantrieb – er stellt einen Machtfaktor in der Welt dar. Einen Machtfaktor, den an sich zu reißen Rußland nur ein paar

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