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Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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Arbeit heute nacht. Er hob den Arm und starrte auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. 19.15 Uhr. Jetzt müßten eigentlich alle gegangen sein. Er nahm seine dicke Aktentasche auf, tastete nach der Türklinke, drückte sie geräuschlos nieder und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Das helle Licht blendete ihn, so daß er die Augen zusammenkneifen mußte. Der Flur war leer.
    Er schloß die Tür hinter sich und eilte lautlos auf seinen Gummisohlen zum Büro des Außenministers. Die Tür war nicht verschlossen! Unglaublich. Geradezu herausfordernd. Ein willkürlich aus dem Telefonbuch herausgesuchter Name und eine erfundene Verabredung hatten ihm ohne weiteres Zutritt verschafft. Man hatte ihn nicht einmal um eine Karte gebeten, obwohl er eine parat gehabt hätte, sondern hatte sich damit zufriedengegeben, daß er irgendeinen Namen nannte. Diese Dänen! Die Tür zum Privatbüro des Ministers war ebenfalls unverschlossen, und es gab nicht einmal einen Riegel an der Innenseite. Er öffnete seine Aktentasche, tastete im Dunkeln herum, holte einen Holzkeil hervor und trieb ihn zwischen Tür und Türrahmen.
    Dann brachte er zwei dünne, aber völlig undurchsichtige Plastiktücher zum Vorschein, drapierte sie über Tür und Fenster und befestigte sie mit Klebeband. Erst dann schaltete er seine starke Taschenlampe ein. Er breitete seine Werkzeuge aus und nahm ein Chromstahl-Brecheisen mit rasiermesserscharfer Spitze zur Hand. Mit einer flinken Handbewegung öffnete er den Aktenschrank. Rasch, aber systematisch blätterte er dann die Aktenstücke durch, und der kleine Stapel Papier auf dem Tisch neben ihm wurde langsam größer.
    Mit dem Safe dürfte es ein wenig schwieriger sein, aber er stellte kein ernsthaftes Hindernis dar; er war ein altes Modell.
    Durch den Schalldämpfer wirkte das Bohrgerät ziemlich unförmig, aber es war besonders leistungsstark, und die Bohrer hatten mit Diamantsplittern besetzte Schneidkanten. Er klatschte eine Handvoll Ton auf das Schloß und stieß den Bohrer hindurch; so wurde das Bohrgeräusch fast völlig gedämpft. Tatsächlich war nur ein ganz leises Pfeifen zu hören und eine geringfügige Vibration zu spüren, als er das Gerät einschaltete. In Sekundenschnelle war er durch die Stahlplatte.
    Mit deutscher Gründlichkeit legte er seine Werkzeuge wieder in die Tasche, ehe er die Handschuhe auszog und auf den Safe legte. Dann begann er unendlich vorsichtig an einer Schnur zu ziehen, die er um den Hals gebunden hatte, und brachte schließlich eine winzige Flasche zum Vorschein, die er auf der Brust trug.
    Der Gummikorken saß so fest, daß er die Zähne zu Hilfe nehmen mußte, um ihn zu lösen. Vorsichtig träufelte er den Inhalt der Flasche auf den kleinen Damm, den er im Ton geformt hatte und über den die Flüssigkeit in das Schloß laufen konnte. Als die Flasche halb leer war, hielt er inne und verschloß sie wieder; dann trug er sie zum anderen Ende des Zimmers. Mit dem Taschentuch wischte er alle Fingerabdrücke ab, nahm die Flasche und stellte sie vorsichtig in der Ecke auf den Fußboden.
    Beim Aufstehen seufzte er und entspannte sich etwas. Er hatte das Zeug selbst gemacht und wußte also, daß es gutes Nitroglyzerin war. Trotzdem war es riskant, und man mußte sich davor in acht nehmen. Er zog wieder die Handschuhe an.
    Der Teppich im Büro war festgenagelt, und es hätte zuviel Mühe gemacht, ihn zu lösen. Dafür waren aber die Regale voller Bücher: dicke Bände, Jahresberichte, schwergewichtige, bedeutende Dinge – gerade das, was er brauchte. Hastig leerte er die Regale und stapelte die Bücher vor der Tür und an den Flanken des Safes auf, wobei er vor dem Schloß eine Öffnung ließ. Ganz zum Schluß steckte er die winzige Metallröhre eines Auslösers in das Loch und entrollte das Kabel auf dem Fußboden, ehe er die Öffnung mit dem dicksten Buch schloß.
    »Langsam … langsam …« murmelte er und kauerte sich hinter den Tisch. Im Gebäude war es totenstill. In der Hülse der Taschenlampe hatte er eine kleine Steckdose angebracht, in die der zweipolige Stecker am Ende des Drahtes genau hineinpaßte. Schmidt duckte sich tiefer und stieß den Stecker hinein.
    Eine dumpfe Explosion erschütterte den Boden. Der Bücherstapel neigte sich zur Seite, und Schmidt bewahrte ihn im letzten Augenblick vor dem Umfallen. Eine Rauchwolke stieg in die Höhe, und das Schloß war nur noch verbogenes Metall. Zielbewußt begann er die Bücher zur Seite zu räumen, um an die Safetür

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