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Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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Dänemarks Hoffnung und Zukunft zu tun hatte.
    »Richtig«, sagte Holm. »Wenn das Schiff vom Stapel läuft, wird es Galathea heißen und in unerforschte Weiten vorstoßen wie sein Namensvorgänger. Wenn es sich dabei vielleicht auch nicht um die Weiten des Meeres handelt.«
    »Sie wollen doch nicht sagen …?«
    »O doch, ich will! Der Mond, die Planeten, die Sterne – wer weiß? Wie ich höre, haben die Herren Professoren am Antrieb des Schiffes gearbeitet. Unterdessen haben wir Ingenieure nicht geschlafen. Jedenfalls wird in einigen Wochen das erste echte Raumschiff vom Stapel laufen. Die Galathea. «
    Die Männer betrachteten das Schiff jetzt mit lebhaftem Interesse. Die geschlossene Hülle, die bei jedem normalen Schiff unmöglich gewesen wäre, stellte einen idealen Druckkörper dar. Daß Bug und Heck nicht deutlich herausgearbeitet waren, war im Weltall völlig unwichtig. Dieser ungefüge, häßliche Wulst war die Form der Zukunft.
    »Da ist noch etwas, das Sie wissen sollten, meine Herren. Alle Arbeiten an dem Programm sind auf ein neues Ministerium übertragen worden, das nach dem Stapellauf der Galathea der Öffentlichkeit vorgestellt wird – dem Raumfahrtministerium. Ich habe die Ehre, zum amtierenden Minister bestellt zu sein, und so ist es meine erste und angenehme Pflicht, Sie, Hauptmann Hansen, zu fragen, ob Sie Ihre Versetzung von der Luftwaffe zur Raumflotte beantragen möchten – wobei Ihnen natürlich der bisherige Rang und die Altersversorgung verbleiben. Wenn Sie damit einverstanden sind, wird Ihnen das Kommando über dieses herrliche Schiff übertragen. Was sagen Sie dazu, Captain?«
    »Natürlich!« sagte Nils. »Natürlich!« Er zögerte keinen Augenblick. Er starrte auf das Schiff, selbst während die anderen ihm gratulierten, ließ er es nicht aus den Augen.
     
    Als sie ihn am Bahnhof von Birkerød absetzte, hatte Martha ihrem Mann nichts von ihrer Verabredung in Kopenhagen gesagt. Das Dumme an der Geschichte war, daß es überhaupt keinen Grund gab, Nils nichts davon zu erzählen. Jedenfalls war es gar nicht weiter wichtig.
    Ich fühle mich schuldig. An etwas anderes konnte sie nicht denken, als sie vor der Ampel hielt und dann nach Süden auf den Kongevej einbog. Es ist unsinnig, aber ich fühle mich schuldig.
    Sie war Psychologiestudentin an der Columbia-Universität, als sie Nils zum erstenmal begegnete. Sie hatte ihre Eltern hier in Kopenhagen besucht, wo ihr Vater stationiert war – Seuchenspezialist Dr. Charles W. Greene, ein hoher Beamter bei der Weltgesundheitsorganisation. Es waren herrliche Sommerferien gewesen. Parties und Freunde. Und Nils Hansen.
    Groß wie ein Kleiderschrank und schön wie ein Apoll in seiner SAS-Uniform – eine Naturgewalt. Gelächter und viel Spaß und – nun, sie waren im Bett gelandet, ehe es ihr klar wurde, daß er es überhaupt nur darauf angelegt hatte. Es blieb ihr keine Zeit, nachzudenken. Das Lustige dabei war, daß sie hinterher doch geheiratet hatten.
    Zuerst war ihr alles ein wenig verrückt vorgekommen – schon der Gedanke, jemand zu heiraten, der kein Amerikaner war, sondern aus einem anderen Land kam und eine andere Sprache sprach. Aber Dänemark war den Staaten in mancher Beziehung so ähnlich, und ihre Eltern waren hier, und Nils und alle ihre Freundinnen sprachen Englisch.
    Sie wußte auch heute noch nicht genau, warum er sie geheiratet hatte. Er hätte jedes Mädchen haben können; er mußte sich ihrer noch immer bei Parties erwehren. Aber er hatte sie gewählt. Romantische Liebe, redete sie sich ein, wenn sie guter Stimmung war. Doch wenn es wochenlang hintereinander geregnet hatte und sie allein war, mußte sie Freunde besuchen oder einen Hut kaufen, um ihre wachsende Depression wieder abzubauen. Denn dann machte sie sich Gedanken, daß er sie nur deshalb geheiratet hatte, weil er eben in das Alter gekommen war, in dem dänische Männer gewöhnlich heiraten, und weil sie gerade zur Verfügung stand, hatte er sie genommen. Außerdem vermittelte eine amerikanische Frau in Dänemark ein gewisses Prestige.
    Sie war noch amerikanische Staatsbürgerin – und hierauf gründete sich vielleicht ihr Schuldgefühl. Wenn sie Nils liebte, wovon sie überzeugt war – warum hatte sie dann nie die nötigen Schritte eingeleitet, die dänische Staatsangehörigkeit zu erwerben?
    Sie hielt ihren Paß in Ordnung, und einmal im Jahr stempelte ein lächelnder Beamter in der Kriminalabteilung des Polizeipräsidiums eine Aufenthaltsverlängerung hinein.

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