Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
Vom Netzwerk:
erschien ein Mann mit einer Mütze auf dem Kopf, zeigte nach unten und nickte. Was sollte das bedeuten? Als der Oberst näher trat, erblickte er einen Metallkasten, der an der Schiffshülle festgeschweißt war. In schwarzen kyrillischen Buchstaben hatte man das Wort TEMEФOH draufgemalt. Er drehte an der großen Flügelschraube, die den Deckel festhielt, klappte ihn auf und nahm den Telefonhörer auf, der drinnen in einer Halterung ruhte. Als er ihn fest an seinen Helm preßte, wurden die Schwingungen seiner Stimme weitergegeben, und er konnte auch den Mann am anderen Ende der Leitung verstehen.
    »Können Sie mich hören, Herr Oberst?«
    »Ja.« Die Schnur war lang genug, daß er zurücktreten und den Mann am anderen Telefon durch das Bullauge sehen konnte.
    »Gut. Ich bin Hauptmann Nils Hansen von der dänischen Luftwaffe, auch Flugkapitän bei der SAS. Die anderen stelle ich Ihnen vor, wenn Sie an Bord kommen. Können Sie unser Deck erreichen?«
    »Ohne Hilfsmittel nicht. Aber wir können ein Seil mitbringen oder etwas ähnliches. Die Schwerkraft ist sehr gering.«
    »Es dürfte nicht weiter schwierig sein. Wenn Sie an Deck sind, finden Sie eine Luke oben im Turm. Diese Luke ist nicht versperrt. Der Turm ist groß genug, um drei Mann aufzunehmen, wenn sie sich zusammendrängen. Sie werden alle drei auf einmal einsteigen müssen, da es keine richtige Luftschleuse ist. Zwängen Sie sich hinein, verschließen Sie die obere Luke so fest es geht und klopfen Sie dreimal. Wir lassen dann Luft hinein. Schaffen Sie das?«
    »Natürlich.«
    »Würden Sie bitte auch Ihren restlichen Sauerstoff mitbringen? Wir möchten auf der Rückreise keine Probleme mit der Luftversorgung haben.«
    »Das werden wir tun. Wir haben gerade unseren letzten Zylinder angebrochen.«
    »Noch etwas. Wir haben einige … geheime Geräte an Bord, die hinter einem Vorhang verborgen sind. Wir möchten Sie bitten, sich diesem Vorhang nicht zu nähern …«
    »Sie haben mein Wort«, sagte der Oberst. »Und meine Offiziere werden Ihnen ebenfalls ihr Wort geben.« Er schaute zu dem Mann mit dem kräftigen Gesicht auf, der hinter dem dicken Bullauge lächelte, und zum erstenmal wurde ihm bewußt, was diese Rettung in letzter Minute bedeutete. »Ich möchte Ihnen im Namen meiner Leute für Ihre Hilfe danken. Sie haben uns das Leben gerettet …«
    »Es freut uns sehr, daß wir Ihnen helfen konnten. Wenn wir jetzt aber …«
    »Wir sind gleich da. In wenigen Minuten.«
    Als er zum Mondschiff zurückkehrte, sah der Oberst die beiden Gesichter, die ihn neugierig durch die Sichtluke beobachteten – nebeneinander an die Scheibe gepreßt. Er unterdrückte ein Lächeln.
    »Genossen, legt eure Anzüge an«, sagte er, als er sich wieder ins Schiff geschleust hatte. »Wir fliegen nach Hause. Die Dänen nehmen uns mit zurück.« Er schaltete sofort das Funkgerät ein und nahm das Mikrofon auf, um den erregten Fragen der anderen zuvorzukommen. Das Orchester, das gerade leise »Wiesenland« spielte, verstummte, als er seinen Ruf hinausschickte.
    »Ja, Wostok IV, wir empfangen Sie. Haben Sie irgendwelche Probleme? Ihre letzte Durchsage wurde leider unterbrochen. Kommen.«
    Der Oberst runzelte die Stirn und schaltete sein Mikrofon ein. »Hier spricht Oberst Nartow. Dies ist meine letzte Durchsage. Ich schalte ab und löse die Verbindung …«
    »Genosse Oberst, bitte, wir wissen, wie Ihnen zumute ist. Ganz Rußland fühlt in diesem Augenblick mit Ihnen. Aber der General wünscht …«
    »Sagen Sie dem Genossen General, daß ich mich später mit ihm in Verbindung setze. Aber nicht über Funk.« Er atmete tief ein und schaltete noch nicht ab. »Ich habe seine Telefonnummer im Kreml und werde ihn von Dänemark aus anrufen.« Er legte hastig das Mikrofon aus der Hand und schaltete den Sender aus. Dann sah er seine Kameraden an. »Major, nehmen Sie die Logbücher, Filme, Unterlagen und Proben an sich und legen Sie alles in einen Kasten. Hauptmann, drehen Sie das Ventil des Sauerstoffzylinders zu und lösen Sie ihn aus der Halterung, damit wir ihn mitnehmen können. Wir schalten jetzt auf die Atemgeräte der Anzüge um. Noch irgendwelche Fragen?« Als die Männer schwiegen, klappte er sein Helmfenster zu.
    »Da kommen Sie!« rief Nils einige Minuten später. »Der letzte ist eben herausgeklettert und hat die Luftschleuse geschlossen. Sie bringen eine Menge Zeug mit. Einer hat sogar eine Kamera. He, er macht Aufnahmen von uns!«
    »Lassen Sie ihn ruhig«, sagte Ove. »Mit den

Weitere Kostenlose Bücher