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Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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Meilen nach Westen greifen müßte, und schnapp! Das würden Sie doch nicht wollen, nicht wahr?«
    »Natürlich nicht.«
    »Gut. Sie sind Amerikanerin, eine gute Amerikanerin. Wenn Amerika den Daleth-Antrieb hat, wird es Frieden auf der Welt geben. Ich werde Ihnen jetzt etwas sagen, das wirklich vertraulich ist. Sie sollten es also nicht weitererzählen. Die Dänen sehen die Sache nicht so. Gewisse linksgerichtete Elemente in der Regierung – immerhin sind es ja Sozialisten – bestehen darauf, daß uns das Material vorenthalten wird. Und wir können uns auch den Grund vorstellen, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte sie abwehrend. »Dänemark ist nicht so, auch nicht die Sozialisten in der Regierung. Sie lieben die Russen nicht. Ich sehe hier keinen Anlaß zu irgendwelchen Befürchtungen.«
    »Wie die meisten Menschen sind Sie etwas naiv, wenn es um Fragen des Weltkommunismus geht. Die Kommunisten sind überall. Sie werden der freien Welt den Daleth-Antrieb wegnehmen, wenn wir nicht zuerst die Hände darauf legen. Sie können uns dabei helfen, Martha.«
    »Ich kann mit meinem Mann sprechen«, sagte sie hastig, und plötzlich merkte sie, wie kalte Furcht sie erfüllte. »Aber das dürfte wohl kaum etwas nützen. Er trifft seine Entscheidungen allein. Und ich möchte bezweifeln, daß er irgend jemand beeinflussen …« Sie unterbrach sich, als Baxter langsam den Kopf schüttelte.
    »Das meine ich nicht. Sie kennen alle Beteiligten – auch auf gesellschaftlicher Ebene. Sie haben sogar das Atominstitut besucht …«
    »Woher wissen Sie das?«
    »… und wissen daher wesentlich mehr über die Vorgänge als jede andere Person, die mit dem Projekt offiziell nichts zu tun hat. Ich möchte Ihnen daher ein paar Fragen stellen.«
    »Nein!« sagte sie atemlos und sprang auf. »Das kann ich nicht tun – um was Sie mich da bitten. Das ist nicht fair. Geben Sie mir bitte meinen Paß. Ich muß jetzt gehen.«
    Mit unbewegtem Gesicht ließ Baxter das Dokument in eine Schublade fallen und schob sie zu. »Ich muß den Paß hierbehalten. Nur eine Formalität. Überprüfung der Nummer und der Unterlagen. Kommen Sie nächste Woche wieder. Unten am Empfang wird man Ihnen einen Termin geben.« Er ging zur Tür und legte die Hand auf den Türknopf. »Wir haben Krieg, Martha, überall auf der Welt. Und wir alle sind Frontkämpfer. Dabei wird von manchen mehr verlangt als von anderen, aber so ist das eben im Krieg. Sie sind Amerikanerin, Martha – vergessen Sie das nie!«
     

 
13.
     
    Das Ausräumen des Spindes hatte etwas Endgültiges, das Nils bedrückte. Hastig stopfte er die Dinge, die sich in den Jahren angesammelt hatten, in seine Reisetaschen und zog den Reißverschluß zu. Nur nicht sentimental werden, dachte er, knallte die Tür zu und stapfte hinaus.
    Im Korridor hörte er, daß jemand seinen Namen rief, und er drehte sich um.
    »Inger!«
    »Wer sonst, du dummer Riese? Du bist schon viel zu lange ohne mich geflogen. Brauchst du nicht bald eine gute Stewardeß auf deinen Mondreisen?«
    Sie lief auf ihn zu, eine langbeinige, schlanke Schönheit, eine lebende SAS-Reklame. Sie war das Traumbild einer Stewardeß jedes Flugreisenden, groß – fast so groß wie Nils – und sah aus wie ein Star aus einem schwedischen Film. Sie war aber auch eine der besten und erfahrensten Stewardessen der Fluggesellschaft. Sie umfing seine Hand mit beiden Händen und trat ganz nahe an ihn heran.
    »Es ist doch nicht wahr«, flüsterte sie, »daß du nicht mehr fliegst?«
    »Jedenfalls nicht mehr bei der SAS – in nächster Zeit wenigstens. Es gibt da andere Möglichkeiten.«
    »Ich weiß, ganz geheime Sachen. Der Daleth-Antrieb. Ja, die Zeitungen sind voll davon. Aber ich kann einfach nicht glauben, daß wir nie wieder zusammen fliegen.«
    Sie umarmte ihn und gab ihm einen Kuß auf die Wange, und er spürte ihre Wärme. Im nächsten Augenblick trat sie einen Schritt zurück; sie wußte, was sich in der Öffentlichkeit geziemte.
    »Gott, wie sehr ich mir das wünschen würde!« sagte er.
    »Wenn du das nächstemal im Ausland bist, sag’ Bescheid.« Sie sah auf die Uhr und ließ seine Hand los. »Ich muß weiter. Abflug in einer Stunde.«
    Sie winkte ihm zu und war verschwunden, er ging in die entgegengesetzte Richtung und dachte über ihr Verhältnis nach. In wie vielen Ländern hatten sie miteinander geschlafen? Sechzehn bestimmt. Es hatte keinerlei Schuldgefühle gegeben, weder bei ihr noch bei ihm, das Ganze war ein gegenseitiges Einverständnis

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