Der Daleth-Effekt
Nils.
»Er hat die letzten Wochen an Bord zugebracht«, sagte Ove, »und zwar nach Abschluß der Laborversuche an seinem Daleth-Antrieb. Er war mit meinem Fusions-Generator beschäftigt und hat schon mindestens fünf patentfähige Verbesserungen vorgenommen.«
»Gehen wir mal nach unten. Ich möchte meinen Maschinenraum sehen.« Nach einem letzten bewundernden Rundblick schloß Nils die Tür. »Das alles ist einfach ein wenig zuviel. Ich habe das Gefühl, daß mehr an der Sache hängt, als ich mir bisher vorgestellt habe.«
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Ove. »Das Ding ist zwar im Augenblick ein Schiff, aber sobald Sie es starten, ist es eine riesige Flugmaschine – eine Art überschwere 747, die Sie ja schon geflogen haben. Sie werden mir zustimmen, daß es viel einfacher ist, Ihnen das Fliegen mit einem Schiff beizubringen, als einen Schiffskapitän mit den Grundbegriffen des Fliegens vertraut zu machen.«
»Da ist immer noch … Was ist los?«
Skou war stehengeblieben und blähte aufgebracht die Nasenflügel.
»Der Wächter – da müßte ein Wächter vor dem Maschinenraum stehen. Vierundzwanzig Stunden am Tag.« Er begann schwerfällig zu laufen und versuchte, die Tür zu öffnen, die sich aber nicht rührte.
»Von innen abgeschlossen«, sagte Nils. »Gibt es noch einen Schlüssel …?«
Skou verschwendete keine Zeit mit der Suche nach einem Schlüssel. Er zog einen kurzen, dickläufigen Revolver aus einer Halfter im Hosenbund und preßte ihn gegen das Schloß. Ein Schuß dröhnte, und die Waffe zuckte in seiner Hand. Rauch stieg auf, und die Tür gab nach – allerdings nur wenige Zentimeter, dann stieß sie auf ein Hindernis. Durch die Öffnung waren die Beine des Wächters zu sehen, der direkt hinter der Tür auf dem Boden lag und den Weg versperrte. Mit Gewalt drückten sie die Tür weiter auf und drangen ein.
»Professor Klein!« rief Skou und sprang über den Körper des Wächters in den Raum. Drei Schüsse knallten in schneller Folge, und er ließ sich aus der Bewegung heraus vornüber zu Boden fallen. Er hatte die Waffe gehoben, erwiderte das Feuer jedoch nicht. »Zurückbleiben!« rief er den anderen zu und richtete sich auf.
Ove zögerte, aber Nils hechtete durch die Tür und ließ sich über den Wächter rollen, ohne ihn zu berühren. Er kam gerade noch rechtzeitig wieder hoch, um die Bewegung der sich eben schließenden Luftschleuse des Maschinenraums zu sehen. Er arbeitete sich hoch, rannte hinüber und rüttelte an der Luke, die sich aber nicht rührte.
»Von der anderen Seite versperrt? Wo ist Arnie?«
»In der Gewalt der Burschen. Es sind zwei, und sie sind bewaffnet. Sie haben ihn verschleppt. Verdammt!« Skou hatte schon sein Taschensprechfunkgerät in der Hand und schaltete es ein, empfing jedoch nur statische Geräusche.
»Ihr Funkgerät arbeitet hier unten nicht«, erinnerte ihn Ove und beugte sich über den Wächter. »Sie sind hier von Metall umgeben. Gehen Sie an Deck. Der Mann ist nur ohnmächtig. Irgend etwas hat ihn am Kopf getroffen.«
Die beiden Männer hasteten nach oben. Da er im Augenblick nichts für den Wächter tun konnte, sprang Ove auf und folgte ihnen.
Beide Schleusentüren standen offen, und draußen auf Deck brüllte Skou etwas in sein Sprechgerät.
Schlagartig gingen auf der Werft sämtliche Lichter an. Zwei Polizeiboote preschten mit heulenden Sirenen herbei und riegelten die Hafenseite ab. Nils hastete die Leiter hinab, sprang die letzten Meter zu Boden und rannte sofort in Richtung Bug, wo sich die Luftschleuse befand. Die Außentür stand offen, und er glaubte, einige dunkle Gestalten zu erkennen. Er packte den Arm eines Polizisten, der in diesem Augenblick herbeirannte.
»Haben Sie ein Sprechfunkgerät? Sehr gut. Rufen Sie Skou und sagen Sie ihm, daß die Burschen auf das Wasser zuhalten. Sie haben wahrscheinlich ein Boot. Es darf nicht geschossen werden. Es sind zwei Männer, die Professor Klein bei sich haben. Wir dürfen ihn nicht gefährden.« Der Polizist nickte und holte das Gerät hervor, während Nils weiterrannte.
Auf der Werft herrschte Chaos. Im Laufen gab Skou die Nachricht von Nils weiter. Vor ihm hielten einige Wächter auf das Ufer und die Helling zu.
Rote Flammenzungen zuckten hinter einem Stapel Stahlplatten auf, und ein Wächter knickte zusammen und blieb liegen. Die anderen sprangen in Deckung und hoben die Waffen.
»Nicht schießen!« befahl Skou und rannte allein weiter. »Macht mal Licht da drüben!«
Jemand
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