Der Daleth-Effekt
ohne Vergangenheit oder Zukunft und ohne Hoffnungen oder Erwartungen.
Eine Mädchenstimme sagte über die Lautsprecher Abflüge an. Nils drängte sich durch die Menschenmenge zum nächsten Fernsehschirm, auf dem die Ankunftszeiten und Abflüge angegeben waren. In Kürze startete eine Kurzstreckenmaschine nach Malmö, das auf der anderen Seite des Sunds in Schweden lag – sein Flug. Skou fand immer neue Wege und Möglichkeiten, eventuellen Verfolgern zu entgehen, und das hier war sein neuester Plan. Ein guter Plan, wie Nils zugeben mußte.
Er wartete in der Haupthalle, bis ihm noch etwa zwei Minuten zum Abflug blieben. Dann ging er durch den Verwaltungsteil des Gebäudes, den Passagiere nicht betreten durften. So mußte er eigentlich jeden möglichen Verfolger abschütteln können. Ein paar Leute grüßten ihn, und dann war er draußen auf dem Flugfeld. Eben gingen die Passagiere an Bord des Flugzeugs nach Malmö. Er war der letzte, und man schloß die Tür hinter ihm. Die Stewardeß kannte ihn, so daß er seinen Ausweis gar nicht erst zu zeigen brauchte, und er ging nach vorn, setzte sich auf den Platz des Navigators und fachsimpelte während des kurzen Hopsers mit den Piloten. Bei der Landung ließ ihn die Stewardeß als ersten von Bord, und er ging sofort zum Parkplatz. Skou wartete dort bereits am Steuer eines neuen Humber. Er ließ den Motor an und steuerte den Wagen auf die Straße.
Es war fast dunkel, als sie Hälsingborg erreichten und über die Eisenbahnschienen zur Anlegestelle holperten. Sie standen an der Spitze einer neu sich bildenden Autoschlange, fuhren als erste an Bord der nächsten Fähre und parkten direkt hinter den Falttüren am Bug. Skou stellte sich an, um während der kurzen Überfahrt eine Stange zollfreier Zigaretten zu kaufen, während Nils im Wagen blieb.
Der Wächter am Tor der Werft erkannte Skou sofort und winkte den Wagen durch.
Skou parkte das Fahrzeug an der üblichen Stelle hinter den Gebäuden, und Nils zog im Büro seinen Arbeitsanzug an. Auf der Werft war es ruhig; nur an der Galathea wurde vierundzwanzig Stunden am Tag gearbeitet. Gewaltige Bogenlampen erhellten die rostige Außenhülle. Das war eine absichtliche Tarnung; man wollte mit dem Abschmirgeln und dem Außenanstrich des Schiffes so lange wie möglich warten.
Drinnen sah es völlig anders aus. Die Männer stiegen die Leiter hinauf und betraten das Schiff durch die Deckschleuse. Die Lichter gingen an, als sich die Außentür geschlossen hatte. Hinter dem inneren Schott erstreckte sich ein mit weißem Linoleum und Teak ausgekleideter Korridor. Die indirekte Beleuchtung schonte die Augen, und überall waren gerahmte Bilder mit Mondlandschaften angebracht.
»Ganz schön vornehm«, sagte Nils. Bei seinem letzten Besuch hatte der Korridor noch aus rotgestrichenem Stahl bestanden.
»Das meiste entspricht den ursprünglichen Plänen«, sagte Ove Rasmussen, der hinter ihnen das Schiff betreten hatte. »Die Verträge wegen der Inneneinrichtung waren bereits abgeschlossen. Kommen Sie, ich habe eine Überraschung für Sie!«
Sie bogen in einen mit Teppich ausgelegten Gang ein, von dem Türen in zahlreiche Kabinen führten. Ove deutete auf die letzte Tür und sagte: »Sie zuerst, Nils.« Ein Messingschild verkündete: Kaptajn. Nils stieß die Tür auf und trat ein.
Die Kabine war groß, teils Büro, teils Wohnquartier, mit separater Bettnische. Der dunkelblaue Teppich war mit winzigen Sternen besetzt. Über dem Tisch, einem ultramodernen Gebilde aus Chrom und Palisander, war eine Reihe von Instrumenten und Sprechgeräten angebracht.
»Ein wenig anders als bei der SAS, wie?« fragte Ove lächelnd, als er Nils staunende Blicke bemerkte. »Und auch anders als bei der Luftwaffe. Und hier eine echte Marinetradition: Ihr erstes Kommando.«
Über der Couch hing in einem Rahmen ein großes Farbbild des kleinen U-Boots Blæksprutten auf dem Mond. Die ferne Erde war im Hintergrund deutlich zu erkennen.
»Persönliches Geschenk von Major Shawkun«, erklärte Ove. »Sie erinnern sich, er machte die Aufnahme, ehe die drei herüberkamen. Sehen Sie, sie haben alle unterschrieben.«
»Bis auf den Außenanstrich scheint die Galathea fast startbereit zu sein. Wie sieht es damit aus? Wie geht es im Maschinenraum voran?«
»Der Fusions-Generator ist schon an Bord und ist auch schon gründlich getestet worden. Natürlich gibt es noch viele Kleinigkeiten zu erledigen, allerdings nichts Wichtiges.«
»Wo ist Arnie Klein?« fragte
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