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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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Arbeitskollegen Yves Leroc * lernt Kieber im Grundkurs Revenue Management kennen:
»Heinrich ist ein wirrer, extrem intelligenter, sensibler, aufbrausender,
zuvorkommender und oft mühsamer Gesprächspartner. Seine Stärke ist seine
extreme Aufnahmefähigkeit. Mir gegenüber deutete er an, dass er Verbindungen
zur Familie Hilti habe.«
    In die
Zürcher Zeit fällt auch ein Ereignis, das für das Fürstentum Liechtenstein eine
einschneidende Zäsur darstellt. Am 18. Oktober 1989 stirbt, im Alter von
67 Jahren, Fürstin Gina, der Heinrich Kieber so viel verdankt. »Die Bevölkerung
von Liechtenstein wird ersucht, aus Anlass des Todes Ihrer Durchlaucht Fürstin
Gina die Häuser auf Halbmast zu beflaggen«, gibt das Presse- und
Informationsamt Liechtensteins am Nachmittag bekannt. »Soweit Flaggen nicht auf
Halbmast gesetzt werden können, sind sie mit einem Trauerflor zu versehen.« [11] Der amtierende Regierungschef Hans Brunhart würdigt die Verdienste der als
Landesmutter verehrten Fürstin, »die unserem Land, unserer Monarchie und uns
Liechtensteinerinnen und Liechtensteinern seit 45 Jahren unermesslich viel
gegeben hat«. [12]
    Am
13. November 1989 – nicht einmal vier Wochen nach dem Tod von Fürstin Gina
– stirbt in seinem 84. Lebensjahr auch Fürst Franz Josef II. Noch am
selben Tag wendet sich Erbprinz Hans-Adam II. in einem Schreiben an das
liechtensteinische Volk: »Aufgrund der Verfassung und der Hausgesetze zur
Nachfolge berufen, habe ich die Regierungsgeschäfte übernommen. Ich gelobe,
meinem Lande ein gerechter Fürst zu sein, die verfassungsmäßigen Freiheiten zu
wahren, den Bedrängten und Armen ein Helfer und der Rechte ein treuer Hüter zu
sein! [13] Die Verehrung, die seinen Eltern zuteil wurde , kann das
neue Staatsoberhaupt Hans-Adam von seinen Untertanen nicht erwarten. Doch der
Respekt des Volkes ist dem schneidigen Absolventen der Wirtschaftskaderschmiede
HSG in St. Gallen gewiss. Der Manager des fürstlichen Vermögens übernimmt
nun auch die Funktion des Managers des Fürstentums.
     
    Während Heinrich Kieber bei
Swissair arbeitet, besucht er ab und zu seinen alten Lehrmeister Kurt
Weilenmann in Schaan: »Heinrich meinte, die Arbeit gefalle ihm gut, und er
könne für wenig Geld herumfliegen. Da sagte ich: ›Das wolltest du ja immer.‹
Ja, das sei super, erklärte er. Wenn er nach Hongkong fliege, dann sage er der
Hostess schon beim Einsteigen: ›Gell, wenn noch ein Essen übrig ist, nehme ich
es.‹ – Heinrich hat ja immer einen gesunden Appetit gehabt.«
    »Stand-by-Tickets
konnten wir als Swissair-Mitarbeiter für zehn Prozent des Verkaufspreises
kaufen«, erklärt Richard Parker*, der damals mit Heinrich Kieber in derselben
Abteilung arbeitete. Statt 2.000 Franken zahlt Kieber für einen Flug nach
Hongkong lediglich 200 Franken. Von der Möglichkeit, verbilligte Flugtickets zu
erwerben, macht er ausgiebig Gebrauch. »Bis 1990 war ich noch fünf- bis
siebenmal auf Kurzbesuch in Barcelona. Die Familie R. oder gar Mariano M.
habe ich nicht jedes Mal besucht; aber manchmal Postkarten von den Ferien
gesandt.« [14] Auch seine einstige Klassenkameradin aus
der Schweizerschule, die Spanierin Ruth B., findet immer wieder Ansichtskarten
von Heinrich in ihrer Post: »Die kamen, wenn ich mich recht entsinne, mal aus
Israel und mal aus Südafrika und aus anderen fernen Ländern.«
    Heinrich
Kieber plant voraus für die Zeit nach Swissair. Sparsam, wie er ist, möchte er
auch, wenn er nicht mehr dort arbeitet, günstig fliegen können. Wie er das
bewerkstelligt, erklärt Stefan Walser*, ein Freund von Sozialarbeiter Manfred
Greiner: »Heinrich hatte einen Swissair-Personalausweis, den er vorlegen
musste, wenn er einen Flug zum Mitarbeiterpreis buchen wollte, erzählte er, als
er bei mir im Haus übernachtete. Er meldete seinen Ausweis als gestohlen,
musste eine Karenzfrist abwarten und erhielt daraufhin einen neuen. Als er bei
Swissair ausschied, gab er den neuen Ausweis ab – und verwendete den alten
Personalausweis, der natürlich nicht gestohlen war, um weiterhin billig in der
Welt herumfliegen zu können.«
    »Ja, an das
mit dem Ausweis kann ich mich erinnern«, bestätigt Kiebers ehemaliger Kollege
Richard Parker. »Am Flughafen arbeiteten ja viele Menschen, die ihn kannten,
und die kriegten mit, dass er auch nach seiner Swissair-Zeit noch mit
Mitarbeiter-Billetts unterwegs war. Das muss man sich erst mal trauen, aber er
war schon immer ein Schlitzohr. Wie das heute organisiert

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