Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)
auf dem Boot. Wir machten gegen Bezahlung Ausflüge, und ich
verdiente nicht schlecht. Am Steuer war jeweils Mariano M. Mögliche
Verkaufsabschlüsse scheiterten an den zu hohen Preisvorstellungen von Mariano –
das Boot hat eigentlich einen höheren Wert als seine Geldschuld mir gegenüber.« [18]
Derweil
interessiert sich Kieber außerdem für Immobilien. »Heinrich ist zu mir
gekommen«, berichtet Helmut R., der Vater von Kai R., »er hätte von meinem Sohn
gehört, dass wir die Stadtwohnung verkaufen wollen. Ich fragte ihn, warum er so
eine große Wohnung kaufen wolle. Er hat gesagt, er habe Aussichten, eine
Bekannte zu heiraten. Er habe schon hundert Wohnungen angeschaut. Unsere
Wohnung kenne er. Sie gefalle ihm gut.« [19] Aus Kiebers Sicht liest es sich so:
»Helmut R. bot mir an, in seiner ehemaligen Stadtwohnung in Barcelona gratis
einzuziehen. Er wollte sie wegen Geldmangel rasch günstig verkaufen, konnte es
aber noch nicht, da seine Exfrau irrtümlicherweise noch im Grundbuch als
Mitbesitzerin eingetragen war.« [20]
Kieber und
Helmut R. vereinbaren mündlich einen Kaufpreis von 63,6 Millionen Peseten, etwa
eine Dreiviertelmillion D-Mark, für die Wohnung. Der Verkehrswert beträgt 53
Millionen Peseten. [21] »Es könnte noch einige Monate dauern,
sagte ich ihm. Heinrich hat gemeint, dass ihm das egal sei. Dann hat er uns auf
sein Schiff eingeladen. Heinrich habe Schulden seines Vaters namens Hilti
eingetrieben und diese Yacht in Zahlung nehmen müssen.« [22] Zu diesem Zeitpunkt, so Helmut R., »hat Heinrich gefragt, ob nicht die
Möglichkeit bestehe, dass er die Wohnung schon beziehen dürfe. Er gebe mir
einen Scheck, der aber erst nach der Unterfertigung des Kaufvertrags eingelöst
werden dürfe.« [23]
»Ich
verwendete einen persönlichen Scheck der Bank La Caixa .
Das Konto ist ein Fremdwährungskonto, das ich am 5. Januar 1990 eröffnete.« [24] Also zu einer Zeit, als Kieber noch für Swissair tätig war. Mit dem Scheck in
Höhe von 223.000 Schweizer Franken als Sicherheit gestattet Helmut R. im April
1996 seinem guten Bekannten Heinrich Kieber, in die schicke
170-Quadratmeter-Wohnung in privilegierter Lage einzuziehen.
In der
Wohnung an der Carrer de Roca i Batlle 28 empfängt Heinrich Besuch aus Australien:
Sein Freund Elton Martin aus Sydney bereist Europa im Sommer 1996 auf dem Weg zu
einer Hochzeit in Irland. Dabei nimmt er die Gelegenheit wahr, seinen
liechtensteinischen Freund in Barcelona zu besuchen. Kieber präsentiert ihm das
Domizil schon als sein Eigentum, zeigt dem mit der Videokamera bewaffneten
Martin den offenen Kamin, welches Zimmer für seinen Dienstboten reserviert sei,
und von der Terrasse in der achten Etage genießen sie gemeinsam das sagenhafte
Panorama der Stadt. Elton Martin hat sich nicht über Kiebers Lebensstil
gewundert, obwohl er ihn nur als den Weltenbummler Kieber und nicht als
Millionärssohn Hilti kennt: »So lebt man in Australien. Deshalb konnte er mich
mit seiner Wohnung nicht sonderlich beeindrucken.«
Der geplante
Wohnungsverkauf wird kompliziert – und auch abenteuerlich. Helmut R. steckt
nämlich selbst in Geldschwierigkeiten: »Im August 1996 hat sich diese Situation
ergeben mit Frau Hauser von der Firma Hauser Treuhand GmbH. Sie brauchte
dringend Geld. Der Grund dafür war, dass in New York ein Prozess wegen eines
Anlagebetrugs geführt wird, und zwar gegen Merrill Lynch. Frau Hauser hat
ehemalige Kunden gebeten, ihr Geld zu kreditieren, um diesen Prozess
finanzieren zu können. Sie hat gesagt, dass ich aus dem Prozessgewinn
allenfalls Geld bekommen würde.« [25] Hintergrund dieser Transaktion ist ein
Anlagebetrug, dem Helmut R. vor zwei Jahren zum Opfer gefallen ist, bei dem er
einen Millionenbetrag verlor: »Mir ist der ehemalige Mitarbeiter von Frau
Hauser als Anlageberater empfohlen worden, und ich habe ihm mein gesamtes Vermögen
zur Anlage übergeben. Bis ich in Pension ging 1994, 1995, hat sich das Vermögen
immer wieder angesammelt. Aber da hat mir meine Schwester mitgeteilt, dass
dieser Anleger ein Betrüger sei und wir das ganze Geld verloren hätten. Der
Grund, dass ich die Wohnung verkaufte, war auch der, dass ich eben kein Geld
mehr hatte. Da ich kein Geld hatte, hat mir Heinrich diesen Scheck über 210.000
Dollar gegeben.« [26]
Helmut R.
weist Kieber an, diesen zweiten Scheck nicht auf ihn selbst, sondern auf die
Firma Hauser Treuhand auszustellen, damit diese ihn einlösen und den Betrag für
die Prozesskosten verwenden kann:
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