Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)
hatte
er ihr Sorgen bereitet: »Ich war stets wegen seiner Zuneigung zum leicht
verdienten Geld besorgt, kleine Entwendungen seit seiner Kindheit, deren
Beträge in dem Maße größer wurden, wie auch er erwachsener, und hinter der Lüge
Zuflucht suchend. Und diese letzten Jahre ohne zu wissen, wovon er lebte, noch
wo er das Geld hernahm. Ich bekam nichts als Ausflüchte und unlogische
Antworten. Schon seit langer Zeit halte ich es für sehr notwendig, dass er sich
in die Hände eines Fachmannes in Psychiatrie begibt. Ich habe ihm das auch
gesagt, aber er ist unfähig, dies zu erkennen. Er braucht eilig eine gute
Behandlung. Vielleicht ist es für eine Rehabilitation noch nicht zu spät.« [38]
Helmut R.
und seine Frau Salud informieren auch Mariano M., den
sie vor wenigen Tagen kennengelernt haben, über den Umstand, dass Kieber ein
Hochstapler ist: »Wir haben uns deshalb mit Mariano M. getroffen, weil wir
gehofft haben, von ihm Informationen über Heinrich zu bekommen. Mariano M. war
zuerst genauso überrascht wie wir, dass Heinrich nicht ein Hilti war.« [39] Die drei verbünden sich und schmieden einen gemeinsamen Plan.
»Wie kam es,
dass ich so blöd war, wieder nach Barcelona zu fahren?«, ärgert sich Kieber
rückblickend. »Kurzum, ich blieb immer mit Mariano M. per Telefon in Kontakt.
Wie ein Wunder erschien es mir, als er mir mitteilte, dass er einen Käufer für
das Boot gefunden habe. Für den Verkauf war meine Anwesenheit nötig, da nur ich
unterschreiben konnte. Am 30. Oktober fuhr ich los und durchfuhr die ganze
Nacht, bis ich im Morgengrauen im kleinen Hafen, in dem Analia lag (mit Mariano M. drin), ankam.« [40]
Um 16 Uhr
wollen sich Kieber, Mariano M. und die vermeintlichen Bootskäufer im Hotel Barceló Sants in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Sants , treffen: »Schon nach kurzer Zeit kam ein Pärchen auf
uns zu, in Zivil, stellte sich als Kriminalpolizei vor und verlangte die
Ausweise. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass Mariano M. sich mit
Helmut R. ›vereinigt‹ hatte, um mir diese Falle zu stellen.« Heinrich Kieber
wird aufgrund der Anzeige von Helmut R. wegen des Verdachts des Betrugs
festgenommen und ab 19.50 Uhr von Unterleutnant Julián Lafuente von der
Gruppe Wirtschaftsverbrechen der Guardia Civil verhört. [41]
Das
Protokoll dieses Verhörs liegt dem Autor vor. Hier ein Auszug:
Lafuente:
»Was arbeiten Sie?«
Kieber:
»Ich bin von Beruf Handelspilot, übe diesen aber derzeit nicht aus, abgesehen
von sporadischen Gelegenheiten. Heute habe ich keine Arbeit und lebe von meinen
persönlichen Ersparnissen.«
Lafuente:
»Wenn Sie die vorgelegte Kopie des Schecks 0001 / 140 . 504 - 0 der Caixa vom 9 . April 1996 über einen Betrag von 223 . 024 , 40 Schweizer Franken betrachten, anerkennen Sie die darauf befindliche
Unterschrift als die Ihrige?«
Kieber:
»Diese Unterschrift ist nicht meine Unterschrift und wurde auch nicht durch
mich vollzogen.«
Lafuente:
»Wer hat den Scheck mit der Schreibmaschine in allen Teilen ausgefüllt?«
Kieber:
»Das war ich, mit einer Schreibmaschine, die ich mir bei der Hafenbehörde von
Port Ginesta lieh.«
Lafuente:
»Wann erwachte Ihr Interesse für die Wohnung, die Sie Helmut R. abkauften?«
Kieber:
»Gegen März dieses Jahres. Um gegenüber Helmut R. zu dokumentieren, dass ich
tatsächlich Interesse an dem Erwerb der Wohnung hatte, stellte ich einen Scheck
auf das Konto aus, welches ich bei der Caixa besitze.
Diesen Scheck übergab ich ohne Unterschrift, denn ich hatte keinen
ausreichenden Saldo auf dem Konto, weil ich eine Überweisung vornehmen lassen
wollte und weil ich nicht wusste, ob der Kauf zustande kommen würde.«
Lafuente:
»Können Sie die Aufenthaltsgenehmigung mit Steuernummer X- 0969277 -B, ausgestellt am 8 . Mai 1990 in Barcelona, von der ich Ihnen hier eine Kopie vorlege, als die Ihrige
identifizieren?«
Kieber:
»Das ist eine Kopie meiner Aufenthaltserlaubnis.«
Lafuente:
»War das die Aufenthaltserlaubnis, die Sie zur Identifizierung beim Notar
vorlegten, wo der Kaufvertrag beurkundet wurde?«
Kieber:
»Ja.«
Lafuente:
»Haben Sie an dieser Aufenthaltserlaubnis irgendeine Manipulation vorgenommen?«
Kieber:
»Ja.«
Lafuente:
»Was für Manipulationen?«
Kieber:
»Ich verlängerte die Gültigkeitsdauer mit Hilfe eines Stempels mit dem Text
›Gültig: 10 Jahre‹, und ich deckte mit
Stempelmarken das Datum des Gültigkeitsablaufs ab.«
Lafuente:
»Noch was?«
Kieber:
»Als ich mich bei der
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