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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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bereits weiß, dass der Oberste
Gerichtshof in Vaduz seine Revision gegen das Urteil in Sachen Erstattung des
Kaufpreises für die Wohnung in Barcelona rechtskräftig abgewiesen hat und damit
das blockierte Geld in Österreich endgültig verloren ist, ist unklar. Kieber
zufolge habe ihm Müller zugesichert, dass die Justiz in Liechtenstein
angewiesen werde, »so lange mit einem endgültigen Urteil zu warten, bis ein
Kriminalgericht in der Sache Argentinien letztinstanzlich ein Urteil gefällt habe«. Dabei wurde die Untersuchung gegen Helmut R. und
Mariano M. in der Argentiniensache bereits ein halbes Jahr zuvor eingestellt.
Gesichert ist hingegen, dass Kriminalpsychologe Müller den Datenklau-Experten
Kieber mit der Aufforderung ehrt, detailliert zu Händen des Fürsten
niederzuschreiben, wie er den Diebstahl begangen habe und welche Maßnahmen er
vorschlage, um in Zukunft ähnliche Fälle verhindern zu können. Der Erpresser
Kieber wird von Kriminalpsychologe Müller zum Sicherheitsexperten befördert.
    Ende Juni
2003, fast vier Monate nach Kiebers Ankunft in den Niederlanden, sind sich
Müller und er so weit handelseinig, dass er die Rückkehr nach Liechtenstein
antreten kann. Heinrich Kieber alias Claudio verabschiedet sich vom Flowergarden in Monnickendam und seiner Vermieterin June Goede .
Dort hat man den liebenswürdigen, wenn auch kauzigen Langzeitgast liebgewonnen.
    »An meinem
Geburtstag im Juni«, erzählt June Goede , »brachte er
mir etwas Kleines für meinen Garten. Als Claudio seinen Auszug ankündigte,
sagte er, er wolle wieder nach Australien zurückkehren, wo er ein Guesthouse besitze, das er während seiner Abwesenheit an
Studenten vermietet habe. Vorher werde er aber noch seine Mutter besuchen, die
in Spanien wohne.«
     

8. Im Namen von Fürst und Volk ‒ 2003
bis 2005
     
    Klaus Niederer* steht an diesem
angenehm kühlen Julimorgen des Jahres 2003 hüfttief mit seinen Fischerstiefeln
im Rhein, der die Grenze zwischen Liechtenstein und der Schweiz markiert. Die
schneefreien Berggipfel leuchten im Licht der aufgehenden Sonne orange. Als er
ansetzt, die Angel zum ersten Mal auszuwerfen, klingelt sein Handy in der
Brusttasche, und Niederer ärgert sich, dass er vergessen hat, das Gerät
auszumachen. Aber, überlegt er, wenn jemand so früh am Morgen anruft, muss es
etwas Wichtiges sein: »Am Apparat war ein bestens gelaunter Henry. Er sei jetzt
wieder in Liechtenstein, und er werde später am Tag bei mir im Büro
vorbeischauen.«
    Niederer hat
Kieber zwei Jahre zuvor kennengelernt, als er beim Angeln war und Kieber mit
seinem Fahrrad auftauchte und einfach loszuplappern begann. Zuerst ärgerte sich Klaus Niederer über den Zappelphilipp, der ihm die
Fische vertrieb. Doch das legte sich schnell, und mit der Zeit entwickelte sich
eine Freundschaft zwischen den beiden. Niederer gegenüber hatte Kieber schon
vor seinem plötzlichen Verschwinden angedeutet, dass er in juristischen
Schwierigkeiten stecke – ohne aber zu viel zu verraten. »Als er das halbe Jahr
weg war, hatte mir jemand gesteckt, dass und weshalb Henry gesucht werde. Als
er mich später bei der Arbeit besuchte, konfrontierte ich ihn mit dem, was ich
gehört hatte. Er stritt zuerst kategorisch ab. Wir haben uns die kommenden
Wochen und Monate öfter getroffen, und peu à peu hat er mehr von dem preisgegeben, was vorgefallen ist.«
    Die LGT hat
ihren verlorenen Sohn am Buchenweg 1 in Vaduz einquartiert. Das vorstädtische
Schwefelquartier wird beherrscht von mehrgeschossigen Wohnblöcken und
Hochhäusern aus den 1970er Jahren. Einen knappen Kilometer vom Buchenweg
entfernt in Richtung Ortsmitte hat die Staatsanwaltschaft ihre Büros.
Kriminalpsychologe Müller hat, nachdem er zusammen mit seinem Schützling am
1. Juli aus den Niederlanden kommend in Vaduz eingetroffen war, Quartier
im Hotel Meierhof bezogen. Auch der Meierhof liegt in unmittelbarer Nähe zu Kiebers neuem Domizil: Läuft man die
Meierhofstraße 500 Meter runter, ist die erste Straße auf der rechten
Straßenseite der Buchenweg. Und keine 300 Meter Luftlinie von Kiebers Wohnung
entfernt hat Jules Hoch, der Leiter der Kriminalpolizei, sein Büro: »Nachdem
Kieber zurückgekehrt war, hatte ich dienstlichen Kontakt mit ihm. Aber es gab
auch immer wieder – ich nenne es mal halbprivate Kontakte. Ein Beispiel: Als
ich im Supermarkt beim Kühlregal stand, kam Herr Kieber auf mich zu, sprach
mich an und nagelte mich förmlich bei dieser Vitrine fest mit irgendeinem
Anliegen,

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