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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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genehmigt das Stimmvolk den Bau
eines neuen Mehrzwecksaals für 40 Millionen Franken. [169]
    Einen Grund
zur Zurückhaltung kennen auch die Bewohner Liechtensteins nicht. Neuwagen verkaufen
sich wie warme Semmeln – vorzugsweise Fahrzeuge der gehobenen Klasse: BMW, Audi
und Mercedes sind drei der fünf beliebtesten Automarken im Fürstentum. Die drei
deutschen Premiumhersteller beherrschen ein Viertel des Marktes und setzen
zwischen den Jahren 2004 und 2006 knapp 1 300 Wagen ab. Aber auch
Luxuswagen der allerobersten Preisklassen stehen weiter hoch im Kurs: Es werden
in drei Jahren 65 Porsche, 20 Ferrari, 14 Bentley, 8 Maserati, 6 Hummer und je
2 Lotus, Lamborghini und Maybach in Umlauf gebracht. [170] Nirgendwo in Europa sind pro Kopf der Bevölkerung mehr Motorfahrzeuge
zugelassen.
    Eine
trügerische Ruhe, nicht nur aufgrund der Affäre Kieber. Im Frühsommer 2005 muss
sich Kriminalpsychologe Thomas Müller wieder um seinen anderen Klienten aus
Liechtenstein kümmern: Roland L. Der hatte 2003 die Liechtensteinische
Landesbank erpresst und verbüßt seither eine fünfjährige Haftstrafe im
Gefängnis Garsten in der Steiermark – Liechtenstein hat keine eigene Haftanstalt.
Aus dem Gefängnis heraus erpresst er erneut die Bank.
    Was ist
passiert? Mehrere deutsche Kunden beschweren sich bei der Landesbank, dass sie
mit ihnen zuzuordnenden Bankbelegen erpresst würden. Für die Bank ist rasch
klar, dass Roland L. dahinterstecken muss. Als er mit den Vorwürfen
konfrontiert wird, bestätigt er diese und stellt in Aussicht, die Erpressungen
einzustellen – sofern sich die Bank erkenntlich zeige.
    Die
Führungscrew der Landesbank ist in heller Aufregung. Roland L. sei ein Sicherheitsrisiko
für die Bank wie für die Reputation des Finanzplatzes und müsse aus dem Verkehr
gezogen werden. An einer Krisensitzung im Juni sondieren die Bankspitzen, ihre
Berater und die liechtensteinischen Justizbehörden das weitere Vorgehen. Die hochkarätige
Runde einigt sich darauf, L. für geisteskrank zu erklären, damit er
anschließend in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verlegt werden
könne. Dann müsste es, so die versammelte Runde, ein für alle Mal mit den
Erpressungsversuchen vorbei sein.
    Was der
Landesbank-Krisenstab zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Es ist gar nicht
Roland L., der über Mittelsmänner in Freiheit deren Kunden erpresst. Vielmehr
hat Roland L. einem Knastbruder verraten, wo er weitere Exemplare der von ihm
kopierten Kontoauszüge versteckt. Der Knastbruder weiht zwei in Freiheit
lebende Verbrecher in das Geheimnis ein, die den Schatz heben und mit Hilfe der
Bankbelege Landesbanker und Kunden zur Verzweiflung treiben – Trittbrettfahrer
des Roland L.
     
    Jeweils donnerstags, am späten
Abend, begrüßt der Schweizer Fernsehmoderator Kurt Aeschbacher auf SF 1
vier Gäste in seinem Studio, die aus ihrem Leben erzählen. Am 14. April
2005 ist einer seiner geladenen Gesprächspartner der Kriminalpsychologe Thomas
Müller, der in der Sendung davon erzählt, dass er nicht die Menschen anschaue,
sondern deren Verhalten, denn »es ist nicht entscheidend, was jemand sagt,
sondern was er tut. Jeder Mensch hat das Recht zu lügen, die Unwahrheit zu
sagen, gewisse Dinge beschönigend darzustellen.«
    Der Meister
dieser Disziplin verfolgt das Gespräch Aeschbachers mit dem Kriminalpsychologen
mit großer Aufmerksamkeit: Heinrich Kieber. Der sitzt an diesem Abend im
Studiopublikum. [171]
    Dann ist es
endlich so weit ! Die spanische Justiz stellt das
Strafverfahren gegen Heinrich Kieber wegen des Wohnungsbetrugs in Barcelona
ein, da er wegen dieses Verbrechens bereits in Liechtenstein verurteilt worden
ist. Die Strippenzieher rund um die LGT und den
Fürsten haben Kieber einen Schritt näher an Australien gebracht: Der ruhelose
Betrüger kann fortan wieder unbeschwert in der Welt herumfliegen, ohne bei
einer Ausweiskontrolle mit seiner Verhaftung und Auslieferung nach Spanien
rechnen zu müssen.
    Am
6. Juni 2005 kommt es schließlich zum finalen Akt in der Justizsache
Heinrich Kieber. »Herr Kieber hat dann ein Gnadengesuch eingebracht«, erklärt
sein Anwalt Wolfgang Müller. »Das Recht der Begnadigung steht ja ausschließlich
dem Landesfürsten zu. Sein Antrag ist den normalen in der
Strafprozessverordnung vorgesehenen Weg gegangen. Das heißt, das Obergericht
hat ein Gutachten zu diesem Gnadengesuch abgegeben. Und schlussendlich ist dem
Gnadengesuch stattgegeben worden, allerdings mit einer sehr

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