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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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Art hat das alles irgendwie bestätigt. Die ganze
Zeit sprach er davon, dass er nach Australien reisen werde und sich dort ein
neues Leben aufbauen wolle. Er war ein sehr hilfreicher Freund, der immer
wieder bei Umzügen und anderen Arbeiten einsprang.«
    Mit der Zeit
nimmt sich Kieber im Umgang mit Nina immer mehr Freiheiten heraus: »Als ob er
mein Partner wäre, ein Teil meines Lebens, hat er begonnen, sich mit meinen
Freunden gutzustellen. Das war der Punkt, an dem für mich die Freundschaft
beendet war. Es kümmerte ihn nie, was ich dachte oder wollte. Es zählte nur,
was er im Sinn hatte. Es war, als hätte er kein Gefühl für die Privatsphäre
anderer Menschen. Er nahm sich einfach allen Platz, den er bekommen konnte.
Wenn sich jemand gegen dieses Eindringen wehrte, war er verwirrt und wusste
nicht, was er falsch gemacht hatte – wie ein fünfjähriger Bub, der die
Welt nicht versteht.«
    Über die
nicht erwiderte Liebe Ninas kann sich Kieber im Sommer 2004 mit Geld
hinwegtrösten, mit viel Geld, wie sein Freund Klaus Niederer weiß: »Heinrich
kam ganz aufgeregt zu mir: Er sei beim Fürsten auf dem Schloss oben gewesen.
Ich solle raten, wie viel er von ihnen gekriegt habe. Er schrieb ein paar
Zahlen auf einen Zettel, und ich sollte ein Kreuzchen neben der Summe machen,
von der ich glaubte, dass er sie soeben bekommen habe. Ob es jetzt der Fürst
selbst war oder die Bank, die ihm das Geld gegeben hat, das hat er nicht weiter
ausgeführt.«
    Kieber kann
kaum an sich halten vor Freude. Auch seinem Onkel Guntram Vetter erzählt er
freudig erregt von seinem üppigen Geldsegen: »Er habe noch Geld vom Fürsten
zugute und habe darum eine gute halbe Kiste kassiert – also eine halbe Million
Franken. Jetzt sei ja alles gut gegangen.« Die genaue Summe nennt er seinem
Onkel nicht. Gegenüber Klaus Niederer ist er offener: »Nicht ganz 600.000
Franken waren es. Es entsprach angeblich der Summe, die Helmut R. wegen der
Wohnung in Spanien zugesprochen worden war.«
    Das ist
nicht das einzige Geheimnis, das er Klaus Niederer verrät: »Als ich ihn fragte,
gab er zu, dass er noch eine Kopie der Daten besaß. Daraufhin sprachen wir
lange darüber, was für verheerende Folgen das für Liechtenstein haben würde,
sollten sie in Umlauf geraten. Kieber war sich dessen bewusst und versprach mir
hoch und heilig, die Daten nicht weiterzugeben, denn er habe ja jetzt alles
gekriegt, was er verlangt hatte.« Es spricht für Kiebers umsichtige Planung,
dass er einen Trumpf in der Hand behält, schließlich hat er zu keinem Zeitpunkt
Gewissheit, ob sich Verhandlungsführer Thomas Müller und Fürst Hans-Adam an die
getroffenen Vereinbarungen halten würden. Jederzeit hätte sich Kieber im
Gefängnis wiederfinden können.
    Angesichts
dieser recht naheliegenden Gedanken ist es bemerkenswert, dass
Kriminalpsychologe Thomas Müller seinem Schützling Kieber wiederholt
bescheinigt, der sei nicht mehr im Besitz von Kopien der gestohlenen Daten, und
sich darauf festgelegt, dass von Kieber keine Gefahr mehr ausgehe, wenn man ihm
nur dessen »Bedürfnis« befriedige, nämlich seine Reisefreiheit wiederherstelle.
    Die andere
Seite seiner Persönlichkeit, die Kieber dem Kriminalpsychologen erfolgreich
verheimlicht, offenbarte er Klaus Niederer, und zwar schon einige Zeit vor der
Erpressung des Staatsoberhauptes. Kieber und Niederer saßen im vordersten Wagen
des Intercity von Zürich nach Chur, keine anderen Passagiere in Hörweite: »Da
sagte Henry: ›Hör mal, Klaus. Es kann sein, dass du mich in ein paar Jahren
hassen wirst wie der Teufel.‹ Ich war völlig perplex. Wie? Was? Da fügte er an:
›Weißt du, du kennst nur den guten Henry. Es gibt aber auch einen schlechten
Henry.‹«
    Klaus
Niederer konnte sich zuerst keinen Reim auf Kiebers Bekenntnis machen, dann
fiel ihm eine Begebenheit ein, die sich ein paar Monate früher, im Jahr 2002,
abgespielt hatte: »Henry hat mich angebrüllt, ich sei ein Trottel, ein
ausgemachtes Arschloch, hätte keinen Respekt vor anderer Leute Eigentum und sei
nur auf meinen Vorteil bedacht. Ganz ehrlich, wie er da tobte, fürchtete ich um
mein Leben.« Der höchst banale Auslöser von Kiebers Wutanfall: Niederer war zu
Besuch bei Kieber gewesen, der damals in Balzers wohnte und Hauswart spielte.
Als sich Klaus Niederer aufs Sofa setzen wollte, rutschte ihm ein Glas Wasser
aus der Hand, knallte auf den Couchtisch und zerbarst mit einem lauten Knall.
»Die Sauerei hatte ich in zwei Minuten aufgewischt. Aber

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