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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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starken
Einschränkung. Anstelle der beantragten völligen Strafnachsicht wurde ihm
nämlich eine Begnadigung nur insoweit gewährt, als auf entsprechende Anfrage
keine Auskünfte aus dem Strafregister erteilt werden.«
    Das heißt
konkret: Die liechtensteinischen Behörden sehen in ihrer Datenbank die
Vorstrafen Kiebers nach wie vor. Hingegen ist Heinrich Kiebers Auszug aus dem
Strafregister – trotz Vorstrafe – blütenweiß. Nachfragen ausländischer Behörden
bei ihren liechtensteinischen Kollegen laufen ins Leere, von Kiebers Vorstrafen
erfährt außerhalb Liechtensteins niemand.
    Mit dem
geschönten Strafregisterauszug soll Heinrich Kieber nun auch die
Charakterbeurteilung der australischen Einwanderungsbehörden bestehen.
    »Nachdem die
Verfahren und der Gerichtsprozess vorüber waren, hat Herr Kieber bei mir im
Büro vorbeigeschaut«, erinnert sich Kripo-Chef Jules Hoch, »um sich zu
verabschieden und sich für die korrekte Behandlung durch die Landespolizei zu
bedanken. Im Nachhinein musste ich feststellen, dass er zu diesem Zeitpunkt
offensichtlich schon zu ausländischen Behörden Kontakt gehabt haben muss.«
     

9. Mit den Geheimdiensten Per Du ‒ 2006
bis 2008
     
    »Die allerschönsten Grüße aus
dem tollen Südafrika sendet euch Henry der Gute. Frohe Festtage und noch mehr
Glück, Sex und Geld in 2006.«
    Heinrich
Kieber lässt seine Freunde in Liechtenstein und auch in Australien wissen, wo
er sich zum Jahreswechsel 2005/2006 aufhält. Dass er seine Zeit dort seit
Anfang Dezember nicht nur mit Radfahren unter der südafrikanischen Sonne
verbringt, behält er jedoch für sich.
    Heinrich
Kieber wohnt im kleinen Örtchen Fish Hoek ganz in der Nähe von Kapstadt. Am 24. Januar 2006 [172] weht ein kräftiger Wind, weshalb sich der sonnige Tag wesentlich kühler
anfühlt, als es das Thermometer angibt. Kieber ist das egal. Er konzentriert
sich auf seine Mission, formuliert eine wichtige E-Mail und klickt, nachdem er
sein Schreiben nochmals überprüft hat, irgendwann im Laufe dieses
südafrikanischen Sommertags auf den »Senden«-Knopf.
    Sekundenbruchteile
später liegt Kiebers Schreiben im Eingangsordner von
[email protected]. Hier gehen jeden Tag mehr oder weniger
wichtige Anfragen ein, die meisten von Spinnern, Verschwörungstheoretikern und
Wichtigtuern mit vermeintlich bedeutsamen Informationen. Kieber, der sich vom
Kap der Guten Hoffnung unter einem Pseudonym beim Bundesnachrichtendienst
gemeldet hat, behauptet in seiner Mail, er besitze geheime Bankdaten aus
Liechtenstein und könne diese dem BND zur Verfügung stellen. Ein aufmerksamer
Beamter leitet Kiebers Mail intern weiter. Das Interesse des BND erwacht
schlagartig. Wenn der E-Mail-Schreiber tatsächlich besitzt, was er behauptet,
könnte der BND mit einem Coup seinen miserabel recherchierten
Liechtenstein-Bericht aus dem Jahr 1999 vergessen machen.
    Post aus
Südafrika erhält auch Kriminalpsychologe Thomas Müller aus Wien: »Hallo Dottore , jetzt weiß ich, welch richtige Entscheidung Sie
empfohlen haben, es geht mir sehr gut. Danke. Gruß …« [173] Die elektronische Grußbotschaft Kiebers an den Kriminalpsychologen ist
nachzulesen in dem Sachbuch Gierige Bestie , an dessen Manuskript Müller zu der Zeit
arbeitet. Darin schildert Müller, wie er Heinrich Kieber zur Vernunft gebracht
und seinen Auftraggeber vor der Katastrophe bewahrt habe. Abläufe und Namen
verändert Müller derart, dass sein Auftraggeber nicht kompromittiert wird,
»auch die Charaktere habe ich leicht ›bedeckt‹«. Rundum zufrieden mit sich
selbst, schließt Müller das sich am Fall Heinrich Kieber orientierende
Workplace-Violence-Buch mit der Mitteilung, dass im Vorfeld des
Gerichtsprozesses »die Verteidigung unter anderem auch mich bat, meine
persönliche Einschätzung« [174] abzugeben, worauf die Strafe herabgesetzt
und zur Bewährung ausgesetzt worden sei: »Neben anderen Milderungsgründen
führte das Revisionsgericht in seiner Begründung unter anderem eine
beispiellose Form der Reue und Wiedergutmachung als auch eine günstige
Zukunftsprognose an.« [175] Dass die porträtierte und vermeintlich
gebändigte Gierige
Bestie soeben dem BND einen Satz der gestohlenen LGT-Daten
angedient hat, kann sich Müller nicht einmal in seinen dunkelsten Träumen
vorstellen.
    Aber das ist
noch nicht alles: Bevor Kieber den BND kontaktierte, war er schon in
Großbritannien gewesen, sagt sein Freund Klaus Niederer: »Er war mal in
England, das war Sommer

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