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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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Behörde seinen Antrag nochmals überprüfen möge
angesichts des immensen finanziellen Segens, den Kieber dem australischen Staat
mit Hilfe seiner Daten ermögliche. Jedenfalls bedankt sich Kieber beim
Adressaten »für Ihre Zeit, Ihre Bemühungen und Ihre wohlwollende Prüfung«.
    Wer Kieber
kennt, weiß, dass er sich bei seinen Lügengeschichten, wo immer möglich, an der
Wahrheit entlanghangelt und nur die entscheidenden Details verdreht. So
verstärkt ein Gespräch, das Heinrich Kieber mit seinem Freund Elton Martin
führt, den Eindruck, dass sich sein Acht-Seiten-Brief an das Department of Immigration richtete: »Henry sagte sinngemäß, dass die
Einwanderungsbehörde bei seinem Visa-Antrag gesehen hätte, dass er aus
Liechtenstein stamme und bei einer Bank gearbeitet habe. Daraufhin sei das Amt
an ihn herangetreten und habe angefragt, ob er bereit wäre, die zuständigen
Stellen bei ihren Fragen im Zusammenhang mit den im Rahmen des Projekts Wickenby auf einem Laptop beschlagnahmten Daten zu
unterstützen. Mir hat Henry mit keiner Silbe erwähnt, dass er selbst ATO Daten
geliefert hat.«
    Nach dem
Jahreswechsel verschwindet Kieber für einige Wochen nach Europa, kehrt aber
Ende Januar, Anfang Februar 2007 wieder nach Australien zurück. Bezahlt wird
der Trip Kiebers von den australischen Steuerbehörden, wie Michael O’Neill 2011
vor einem australischen Gericht zugibt.
    Zurück in
Sydney, fragt Kieber seinen Freund Elton Martin, ob der ihm für 200 Dollar die
Woche ein Zimmer vermiete. »Das war die Zeit, als ich langsam wieder etwas
Boden unter den Füßen bekam, mein Leben sich langsam, aber sicher wieder
stabilisierte. Henry wohnte für sechs oder acht Wochen bei mir.« Danach mietete
ATO für ihn ein Apartment. Während Kieber und Martin sich die Wohnung teilen,
haben sie den gleichen Arbeitsweg: Jeden Morgen nehmen sie die Fähre von Manly ins Zentrum von Sydney – Martin auf dem Weg zu seinen
Kochkursen und Kieber zu seinen Seminaren mit den Steuerbehörden.
    Kieber kommt
und geht in der Zeit, als er bei Martin lebt: »Seminare hat er meines Wissens
auch in Neuseeland abgehalten, in Kanada und in den USA.« Und wenn er nicht
gerade in der Welt herumjettet, findet er die Zeit, seiner alten Landlady Margaret Thompson, der er immer noch 700 Dollar
schuldet, einen Besuch abzustatten: »Es klopfte an meiner Türe, und ich war
ziemlich überrascht, Henry zu sehen. Er stand da mit seinem Fahrrad und hatte
einen Helm auf dem Kopf. ›Erinnerst du dich noch an mich?‹, fragte er. Ich
antwortete: ›Nein, ich möchte mich nicht an dich erinnern, du schuldest mir
noch Geld.‹ Dann schloss ich die Tür, und er entfernte sich. Seither habe ich ihn
nicht mehr gesehen.«
    Am
30. Mai 2007 ist zwischen Heinrich Kieber und den australischen Behörden
alles so weit geregelt, dass Kieber in der ATO-Dienststelle an der Market
Street 100 in Sydney eine Kopie seiner gestohlenen Daten übergeben kann. In
einer schriftlichen Erklärung versichert er die Echtheit der Daten, bestätigt,
dass er bereit sei, seine in der Erklärung gemachten Aussagen gegebenenfalls
vor Gericht zu bezeugen, und beschreibt die Festplatte (» noontec model number PH02B marked ›MAIN BUFilesCopy03‹«), die er den Behörden zusammen
mit der eidesstattlichen Erklärung übergibt: »Ich bestätige, dass die
elektronischen Dokumente, die sich im ›Australien‹-Ordner befinden,
unverfälschte Kopien der Originale sind.«
    Australien
ist eingetütet. Dreizehn Tage später auch Deutschland. Die Abklärungen der
involvierten deutschen Behörden haben sich hingezogen. Insbesondere eine Frage
hat den BND umgetrieben: Darf der Auslandsgeheimdienst die Informationen, die
er von Kieber erwerben wird, auch wirklich an die Inlandsbehörden weitergeben?
Seit Weihnachten ist das Kanzleramt informiert, und Bundesfinanzminister Peer
Steinbrück hat den Ankauf gebilligt: »Ich war beim Ankauf der ersten Daten auch
aktiv beteiligt«, erklärt Steinbrück. »Natürlich war mir bewusst, dass dabei
zwei Rechtsgüter gegeneinander aufgewogen werden: Hehlerei gegen die Interessen
des deutschen Fiskus. Ich habe mich für das Zweite entschieden, denn ich kann
nicht Legitimation für ein Wirtschaftssystem organisieren, wenn eine Mehrheit
der Deutschen das Gefühl hat, dass sie als ehrliche Steuerzahler die Dummen
sind.« [188]
    Der
Finanzminister gibt dem Bundesnachrichtendienst eine Deckungszusage in Höhe von
fünf Millionen Euro für das Projekt Datenankauf. 4,6

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