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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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schwierig gestaltet sich das Interview.
Kieber fällt es schwer, den Faden zu behalten, auch bei der an sich einfachen
Frage nach der Eigentümerin der LGT: »Also, ich habe hier ein Dokument, das
zeigt, dass das Fürstenhaus der wirtschaftlich Berechtigte ist, in dem steht,
dass die LGT Group im Besitz der Fürst von Liechtenstein-Stiftung ist und dass
diese im Besitz der Familie ist. Und die LGT Group ist – der CEO, der neue ist
Max. Das ist der zweite Sohn des regierenden Fürsten Hans-Adam II. Und der
ehemalige CEO war der Bruder des regierenden Fürsten. Der Bruder hieß Prinz
Philipp. Wie auch immer, ich habe hier eine Liste von ihnen. Eine Liste, die
ich den Australiern und den Amerikanern geben werde, wo ich eine Liste gemacht
habe. Ich habe eine Liste irgendwo. Ich gebe sie Ihnen nachher. Und, nein, die
Firma ist keine Publikumsgesellschaft.« [185]
    Auch hier
scheint der Zensor nicht genau aufgepasst zu haben, bevor die ungekürzte
Fassung des Transkripts dem Gericht zur Verfügung
gestellt wurde: Kieber werde die Liste »den Australiern und den Amerikanern«
geben, lässt sich hier nachlesen. In einer dem Gericht ebenfalls vorgelegten
Zusammenfassung des Interviews mit Kieber ist bei just dieser Passage das Wort
Amerikaner vom Zensor abgedeckt worden, genauso wie Hinweise auf die
liechtensteinische Botschaft in Washington.
    Während des
ganzen Tages erklärt Kieber seinen aufmerksamen Zuhörern aus Australien und –
aller Wahrscheinlichkeit nach – den USA, wie das System Liechtenstein
funktioniert: was eine Stiftung von einem Treuunternehmen von einer Anstalt
unterscheidet, wer die größten Akteure auf dem Markt sind und wie Geld
unbemerkt verschoben wird.
    Am nächsten
Morgen, um 9.40 Uhr setzt Michael O’Neill – unterstützt von seinen
Kollegen Farrell und Monaghan – die Befragung von
Kieber fort. Die drei namenlosen Personen nehmen nicht mehr an der Sitzung
teil. Denn an diesem Tag wird Kieber die ATO-Beamten durch konkrete Fälle mit
Bezug zu Australien führen.
    Nach einem
erschöpfenden Vormittag bittet O’Neill Kieber zu erklären, wie die LGT
arbeitet: »Wie sieht der Prozess aus, von dem Moment an, in dem der Kunde
reinkommt, was passiert?«
    »Also, ich
soll es jetzt erklären? Genau, ja. Nun, Sie stellen die Fragen. Sie stellen
eine einfache Frage und ich – und wenn ich den Faden verliere, dann sagen Sie
Stopp, sonst sitzen wir nämlich noch in zwei Monaten hier.« [186]
    »Gut, mache
ich.«
    »Weil,
wissen Sie, mein Gehirn funktioniert ein bisschen anders.«
    Am
Mittwochabend schließlich sind sie fertig – fix und fertig. Drei Tage lang
haben die australischen Beamten Kieber mit Fragen zur LGT und deren Beziehungen
zu Australien gelöchert. Er hat sie durch bankinterne Prozesse geführt und
ihnen erklärt, wie die verschiedenen Dokumente zu lesen seien – und ihnen
CDs mit Warenmustern übergeben. Das Wortprotokoll des dreitägigen Interviews
der ATO-Delegation mit Kieber ist 325 Seiten lang. Darin ist auch festgehalten,
wie die Zusammenarbeit zwischen Datenhändler und Steuerbehörde gefestigt werden
soll.
    »Je nach
Ergebnis der Analyse der Dokumente«, so Michael O’Neill, »die wir im Interview
durchgehen, möchten wir, dass Sie nach Australien kommen, damit wir …«
    An dieser
Stelle unterbricht Kieber sein Gegenüber: »Mit Vergnügen.«
    »… damit das
Material, das Sie uns gegeben haben, formellen Charakter erhält.«
    »Ja, das
mache ich.«
    »Bis dahin,
haben wir Ihnen gesagt, werden wir das Material nicht direkt dazu – werden wir
keinem Steuerzahler etwas über diese Informationen erzählen. Wir werden interne
Untersuchungen durchführen, aber keine Untersuchungen, bei denen Steuerzahler
involviert werden.«
    »Das ist
sehr gut, genau.« [187]
     
    Um den Jahreswechsel 2006/2007
herum lässt die LGT ihren rund 1 500 Angestellten einen Fragebogen
zukommen, der für miese Stimmung sorgt. Die Mitarbeiter sollen ihrem
Arbeitgeber intime Fragen beantworten: ob sie an ansteckenden Krankheiten
leiden würden, die andere Mitarbeiter gefährden könnten, ob sie alkoholabhängig
seien oder andere Betäubungsmittel konsumierten, schon mal wegen Trunkenheit am
Steuer verurteilt worden seien, Schulden hätten, die sie nicht stemmen könnten,
oder in laufende Betrugs- oder Diebstahlverfahren involviert seien – oder in
kriminelle Zusammenhänge mit Datendiebstahl. Die Empörung beim Personal ist
groß, die Angst aufzumucken noch viel größer.
    Die
Hintergründe zu dem

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