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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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gestellt und »verängstigt eine neue Identität verlangt«. War es
also so, dass Kieber bis dahin unter seinem richtigen Namen in Australien leben
wollte, dass er erst in diesem Stadium eine neue Identität verlangt – wie dies
der Focus -Bericht
nahelegt –, um wieder in der Anonymität untertauchen zu können?
    Bundesfinanzminister
Steinbrück hält derweil den Druck auf Liechtenstein aufrecht, droht dem
Fürstentum mit Sanktionen und kündigt an, die angekauften LGT-Daten auf Wunsch
anderen Ländern kostenlos zur Verfügung zu stellen, damit auch diese ihre
Steuersünder verfolgen könnten. Das Angebot wird von den Regierungen der
betroffenen Länder dankbar aufgenommen. Lediglich Dänemark schert aus und
bezeichnet die Verwendung gestohlener Bankdaten als » undänisch «
– später greift es doch noch zu und nimmt die Liechtenstein-Beziehungen fünfzig
dänischer LGT-Kunden unter die Lupe. [197]
    Ebenfalls
befinden sich fünfzig Norweger unter den LGT-Treuhand-Kunden und rund hundert
Schweden [198] ; Italien ermittelt laut der
Nachrichtenagentur Ansa gegen 390 Kunden, die Slowakei erbittet eine Kopie der
LGT-Daten, in Spanien umfasst die Liste der vermuteten Steuersünder 200 Namen,
in Österreich 190. Frankreichs Behörden vermuten, dass in Liechtenstein rund
eine Milliarde Euro an den Behörden vorbeigeschleust wurden. Kanada und Indien
ermitteln – Australien, die USA und Großbritannien sowieso. In Deutschland
beginnen im Sommer 2008 die ersten Gerichtsprozesse gegen ehemalige Kunden der
LGT.
    Die
LGT-Affäre ist omnipräsent – zum Glück für die Liechtensteinische Landesbank,
die, wie erwähnt, ebenfalls mit einem Erpressungsfall zu kämpfen hat. Hier
nochmals die Ergebnisse des bizarren Falles kurz zusammengefasst: Drei Tage vor
der Durchsuchung der Zumwinkel-Villa hatte die Bank eine linkische
Pressemitteilung veröffentlicht, in der sie sich als »Opfer von
Erpressungshandlungen« outete, »die Vorfälle bedauert« und bekundet, alles
daranzusetzen, »in Zusammenarbeit mit den Behörden ihre Kunden zu schützen«.
Gemeint ist der Fall des ehemaligen Mitarbeiters Roland L., der die Landesbank
im Jahr 2003 – zeitgleich mit Kieber – damit erpresste, über 2 300 illegal
entwendete Kontodaten den deutschen Behörden übergeben zu wollen. Der ehemalige
LLB-Mitarbeiter Roland L. wurde zwar kurz darauf zu einer mehrjährigen
Haftstrafe verurteilt – die gestohlenen Kontodokumente hatte er aber,
gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz, noch und ließ das einen Mitgefangenen
wissen. In Freiheit lebende Komplizen des Mitgefangenen nahmen die Bankauszüge
an sich und kontaktierten betroffene Kunden der LLB. Als die sich empört bei
der Bank meldeten, wurde die Landesbank-Einsatzgruppe reaktiviert. Ihr Verdacht
fiel rasch auf den inhaftierten Roland L. Konfrontiert mit den Vorwürfen,
erpresste er die LLB erneut: Die »Besuche« bei deutschen Kunden werde er gegen
Zahlung von 30 Millionen Euro einstellen lassen – obwohl er in die laufenden
Erpressungen von LLB-Kunden nicht involviert war. Für diese zweite Erpressung
der Bank wurde Roland L. 2006 vom Kriminalgericht in Liechtenstein zu sechs
weiteren Jahren Haft verurteilt. Rechtskräftig wird das Urteil erst 2008.
    Nachdem die
Bank aufgescheucht worden ist, melden sich die Komplizen aus Deutschland bei
der Einsatzgruppe der LLB. Die Bank willigt ein, 13 Millionen Euro für die
entwendeten 2 325 Kopien zu zahlen. Sie hätten, so wird es die Bank
gebetsmühlenartig wiederholen, »keine andere Wahl gehabt, um unsere Kunden zu
schützen«. Bis 2007 zahlt die Bank elf Millionen Euro und glaubt, den größten
Teil der kopierten Kundendaten gesichert zu haben. Die letzte Zahlung soll 2009
stattfinden. Aber dazu kommt es nicht mehr, denn nicht nur bei den
Landesbank-Verantwortlichen herrscht eine beachtliche Naivität, sondern auch
bei dem Haupttäter, einem gerichtsnotorischen zwölffachen Bankräuber. Der wurde
zwar mehrfach verurteilt, ein Großteil der Beute aus den Überfällen blieb aber
verschollen. Im November 2007 will er in einer Rostocker Filiale der
Commerzbank 1,3 Millionen Euro auf ein Konto einzahlen, zwecks Überweisung nach
Thailand, wohin er anschließend verreist. Die Bank schöpft Verdacht und
alarmiert die Staatsanwaltschaft. Die hofft, endlich an das Geld aus den
Banküberfällen zu kommen. Der Bankräuber und Bankerpresser kehrt nach der
missglückten Überweisung nach Deutschland zurück, um die Millionen persönlich
abzuholen – wo

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