Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)
er prompt festgenommen wird und die Behörden auf
geheimnisvollen E-Mail-Verkehr mit der Liechtensteinischen Landesbank stoßen.
Der Haupttäter und seine Komplizen müssen sich ab April 2008 in Rostock vor
Gericht verantworten.
Im Mai 2008
scheint sich das Blatt für die Landesbank zum Guten zu wenden: Jemand schickt
ihnen die noch fehlenden Kontobelege zu. Ob und wie viel die LLB dafür zahlte,
ist nicht bekannt. Die Freude der Liechtensteinischen Landesbank darüber, dass
es ihr gelungen ist, die zirkulierenden Kontoauszüge deutscher Kunden wieder
einzusammeln, währt jedoch nicht lange. Am Freitag den 1. August übergibt
die Verteidigung des Haupttäters dem Rostocker Gericht, in der Hoffnung auf
Strafmilderung, eine Tüte voller LLB-Kontodaten. Insgesamt über 600 Seiten mit
je zwei bis vier Namen von Kontoinhabern. Auf den Landesbank-Papieren werden
etwa drei Milliarden Euro ausgewiesen, der größte Teil davon Schwarzgeld.
Damit hat
Deutschland eine »neue Steueraffäre riesigen Ausmaßes« (Spiegel) , und Liechtenstein steht
zum wiederholten Mal als »steuerpolitischer Schurkenstaat am internationalen
Pranger, der Menschen aus anderen Ländern hilft, ihren Staat zu betrügen« (Süddeutsche Zeitung) .
Auch in den
USA leidet Liechtensteins Ruf massiv: Hier findet am 17. Juli 2008 vor
vollbesetzten Rängen des ständigen Untersuchungsausschusses des US-Senats eine
Anhörung zum Thema »Banken in Steuerparadiesen und die Befolgung der US-Steuergesetze«
statt. Anhand der Schweizer Großbank UBS und der Liechtensteiner LGT will das
Senatskomitee aufzeigen, wie Banken in Steuerparadiesen US-Bürger bei der
Steuerflucht unterstützen. »Steuerparadiese betreiben einen Wirtschaftskrieg
gegen die Vereinigten Staaten. Der Verlierer ist der ehrliche, hart arbeitende
US-Steuerzahler« [199] , eröffnet Senator Carl Levin
publikumswirksam die Anhörung. »Sowohl LGT wie UBS operieren im Dunkeln. Die
Beweise, die wir erhalten haben, bringen etwas Licht in das Gebaren der Banken,
die Praktiken anwenden, die es US-Bürgern ermöglichen, Steuern zu
hinterziehen.« Insgesamt haben die US-Steuerverwaltung und das Senatskomitee
Zugriff auf über 12 000 LGT-Dokumente, die es den Behörden erlauben, die
Geschäfte der LGT-Treuhand-Kunden bis ins Detail nachzuzeichnen. Anhand von
sieben Fallstudien zeigt der US-Senat, mit welch ausgefeilten Methoden die LGT
US-Bürgern auf der Steuerflucht zur Hand ging. Einer der präsentierten
Musterfälle betrifft den bereits erwähnten Peter Lowy und dessen Stiftung Luperla .
Heinrich
Kieber wird vor dem US-Senat als Zeuge gehört. Allerdings werde der Zeuge nicht
persönlich erscheinen, da er in einem Zeugenschutzprogramm lebe, teilt der
Ausschussvorsitzende Carl Levin mit. Aus Sicherheitsgründen sei seine
Stellungnahme vorab auf Videoband aufgezeichnet worden und sein Gesicht in der
Einspielung nicht erkennbar. Noch einmal erzählt Kieber seine Geschichte, bei
welch obskurem Arbeitgeber er tätig gewesen sei und wie sehr er doch darunter
gelitten habe: »Die anspruchsvollste Aufgabe war es, die gescannten Dokumente
sauber zu verschlagworten . Um die Dokumente zu
indexieren, mussten wir jedes einzelne auf dem Bildschirm lesen. Da wurde mir
das fragwürdige Geschäft bewusst, in das die LGT oft involviert war, und welch
dubiose Kunden sie hat.« Mehrfach habe er, lässt Kieber den
Untersuchungsausschuss wissen, seine Vorgesetzten auf die zweifelhaften
Geschäftspraktiken aufmerksam gemacht, worauf man ihn abgebürstet habe, er solle
sich nicht in Sachen einmischen, die ihn nichts angingen.
Im Anschluss
an die liechtensteinische LGT knöpft sich der Senatsausschuss die Schweizer
Großbank UBS vor und geißelt deren illegale Geschäftsmethoden auf
amerikanischem Boden. Auch hier ist es ein ehemaliger Angestellter, der
ausgepackt hat und den Amerikanern einen intimen Einblick in die Praktiken der
Schweizer Banker bei der Akquisition von US-Vermögen gewährt. Sein Name:
Bradley Birkenfeld.
Birkenfeld
verwaltete 2001 das Vermögen des kalifornischen Immobilienhändlers Igor Olenicoff , als er sich bei der UBS bewarb. Die UBS stellte
Birkenfeld ein – weil der Olenicoffs Dollarvermögen
in Höhe von Hunderten Millionen mit zur Bank bringen wollte. Birkenfelds
Geschäftspartner ist ein liechtensteinischer Treuhänder, der, so der
Senatsausschuss, beim Verstecken der Olenicoff -Millionen
in Firmen an exotischen Standorten mithilft. UBS freut sich über fette
Provisionen und Birkenfeld
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