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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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annehmen werde. Man passe sich »den neuen
Realitäten an«, lässt sich Prinz Max, CEO der LGT-Gruppe, in einem Communiqué
zitieren. Dies geschieht ein halbes Jahr, nachdem sein Bruder, Erbprinz Alois,
einem Reporter der BBC ins Mikrofon gesagt hatte, dass es doch wohl die Aufgabe
des Kunden und nicht des Treuhänders sei, das Vermögen an dessen Wohnort zu
deklarieren. Der Treuhänder sei schließlich nicht dessen Kindermädchen.
    Liechtensteins
Treuhandbranche ist fassungslos ob des Tempos, das Fürst und Regierung beim
Umbau des Finanzplatzes vorlegen. Durch das Steuerinformationsabkommen mit den
USA sei eine »Lex LGT« geschaffen worden, wettern verschiedene
Branchenvertreter. Die Treuhändervereinigung, welche die rund vierhundert
Finanzintermediäre in Liechtenstein vertritt, verlangt von der Regierung, in
den Reformprozess angemessen einbezogen zu werden. Regierungschef Otmar Hasler
lässt ausrichten, dass er die »Gesamtinteressen des Landes sichern« müsse.
Freunde macht sich der Regierungschef mit dem Turbo-Umbau im Treuhandwesen
keine. Die Treuhänder verweisen darauf, dass ihre Branche Liechtensteins
Haushalt zu einem Drittel speise – mehr als zehn Prozent aller
Beschäftigten arbeiteten hier. Zu wichtig sei die Branche, als dass man jetzt
über Nacht alles über Bord werfen dürfe.
    Aber es
hilft alles Jammern nichts. Der Fürst (»Wo es Steuerwüsten gibt, gibt es
Steueroasen«) verabschiedet sich am 1. Januar 2009 in einem Interview
offiziell vom Geschäftsmodell Liechtenstein: »Der Treuhandsektor wird nicht
davon leben können, als einzige Dienstleistung die Steuerhinterziehung oder den
Steuerbetrug anzubieten.«
    Bundesfinanzminister
Peer Steinbrück nutzt die Gunst der globalen Krise und übt zu Beginn des Jahres
2009 mit konkreten Sanktionen gegenüber Steuerparadiesen Druck aus: Er droht
mit Beweislastumkehr. Wer mit Banken oder Unternehmen in Steuerparadiesen
Geschäfte tätigt, soll künftig unter den Generalverdacht der
Steuerhinterziehung gestellt werden und müsste folglich mit Razzien und
finanziellen Einbußen rechnen. Der Angriff zielt auf die Schweiz und
Liechtenstein – aber auch auf die in Sachen Informationsaustausch ebenso
zurückhaltenden EU-Länder Luxemburg und Österreich. Für die liechtensteinische
Exportindustrie wären derartige Sanktionen eine Katastrophe, ist Deutschland
doch das mit Abstand wichtigste Abnehmerland von hochspezialisierten Maschinen,
Anlagen und Präzisionsinstrumenten made in Liechtenstein .
    Bei den
liechtensteinischen Parlamentswahlen, die im Februar 2009 stattfinden, erringt
die bisherige Minderheitspartei mit ihrem Spitzenkandidaten Klaus Tschütscher
einen Erdrutschsieg. Sie erobert die absolute Mehrheit im Parlament und stellt
künftig den Regierungschef. Der bisherige Amtsinhaber Hasler wird für seinen
abrupten Richtungswechsel in Sachen Finanzplatz abgestraft. Sein Nachfolger
macht dort weiter, wo Hasler aufhörte: Am 12. März 2009 präsentieren
Erbprinz Alois, Noch-Regierungschef Hasler und sein designierter Nachfolger
Tschütscher die Liechtenstein Declaration , in der sich das
verschwiegene Fürstentum dazu bekennt, künftig die OECD-Standards in Sachen
Transparenz und Informationsaustausch zu erfüllen. Die Ankündigung
Liechtensteins wird international mit Wohlwollen aufgenommen. Lediglich in der
Schweiz macht man sich Sorgen, dass die Lockerung des liechtensteinischen
Bankgeheimnisses den Druck auf ihr Bankgeheimnis erhöhen könnte. Die
Schweizerische Bankiervereinigung betont denn auch
eilig, dass sie von der Schweizer Regierung erwarte, als souveräner Staat die
eigenen Prinzipen zu verteidigen – sprich: das Bankgeheimnis nicht zu opfern.
    Am
liechtensteinischen Bankgeheimnis werde im Übrigen auch nicht gerüttelt, betont
die liechtensteinische Troika wider besseres Wissen. Das Bankgeheimnis, so die
offizielle Argumentation, dürfe nicht auf die Steuerkomponente reduziert
werden. Mit einem Exodus vermögender Kunden aus Liechtenstein sei nicht zu
rechnen.
    Doch für den
überwiegenden Teil der internationalen Kundschaft war das Bankgeheimnis nur so
lange von Interesse, wie es sie vor dem Zugriff der Steuerbehörden schützte.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Zwischen Februar 2008, dem Zeitpunkt
der Hausdurchsuchung bei Zumwinkel, und Ende 2010 dürften die Treuhänder rund
ein Drittel aller Mandate verloren haben [204] ,
schreibt die Wochenzeitung Wirtschaft Regional . Allein 2010 stehen 8 000
gelöschten Stiftungen

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