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Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Titel: Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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Hund?«, ruft Werner durch den Flur,
    »haben wir den etwa bei deinen Eltern vergessen?« –
    »Quatsch!«, sagt Heidi, »der ist doch hinten bei den Kindern gesessen gewesen.«

    Das letzte Beispiel hat es besonders in sich: Mit
    »sein« werden eigentlich nur Verben der Bewegung konjugiert, und abgesehen von ein paar Beamten würde niemand »sitzen« als Bewegung einstufen, daher müsste es richtig heißen: Der Hund hat hinten gesessen*. Er »ist hinten gesessen gewesen« ist somit ein doppelter Rittberger mit Überschlag, ein äußerst gewagter Hausfrauen-Looping.
    Wie kommt es zu solchen falschen Zeitbildungen?
    Die Antwort liegt in der Natur der Umgangssprache.
    Tatsache ist, dass immer nur ein Teil dessen, was wir sagen, beim Adressaten ankommt. Nebengeräusche, undeutliche Artikulation und mangelnde
    Aufmerksamkeit sind nur einige der vielen Ursachen, die dazu führen, dass ein gewisser Teil der Informationen auf dem Weg vom Sender zum Empfänger verloren geht.

    * In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz ist es allerdings üblich, »stehen«, »sitzen« und »liegen« mit »sein« zu konjugieren.

    Das wissen wir, und daher neigen wir im Alltag zur Verdoppelung; wir hängen den Wörtern überflüssige Silben an, stellen ihnen verstärkende Ausdrücke voran, nur um sicherzugehen, dass der Kern unserer Botschaft ankommt. Beim Ultra-Perfekt geschieht genau dasselbe: Ein nachgestelltes »gehabt« oder »gewesen« soll den Vergangenheitscharakter verstärken und die
    Abgeschlossenheit der Handlung hervorheben.

    Ein in der Umgangssprache völlig normaler,
    alltäglicher Vorgang. Freilich dürfen wir nicht vergessen, die Verdoppelung wieder zurückzunehmen, wenn wir uns mit unseren Botschaften von der Umgangssprache lösen und zum Beispiel einen Brief schreiben oder uns in einer Talkshow vor einem Millionenpublikum äußern.
    Analog zum Ultra-Perfekt gibt es natürlich auch das Ultra-Plusquamperfekt:
    »Das hatten die damals so gemacht gehabt.«
    »So was hatte ich mir auch schon gedacht gehabt.«
    »Du warst doch neben mir gesessen gewesen!«
    Denkbar ist auch ein Ultra-Futur-II, wenn sich die Wirkung des herkömmlichen Futurs verbraucht »gehabt«
    haben wird...
    Die Warenhäuser der Zukunft werden noch manches Zwischenniveau einziehen, und die Kunden werden im Kaufrausch durch die Zeiten geschwebt gehabt haben werden worden sein.
    Das Imperfekt, auch Präteritum genannt,
    kennzeichnet die »unvollendete« Vergangenheit und findet hauptsächlich im geschriebenen Deutsch
    Anwendung: Ich suchte dich; du sagtest nichts; er fuhr; sie kamen.
    Weitaus größerer Beliebtheit erfreut sich das Perfekt, jene mit »haben« oder »sein« und zweitem Partizip gebildete Vergangenheitsform, denn sie kommt
    vornehmlich in der gesprochenen Sprache zum Einsatz: Ich habe dich gesucht; du hast nichts gesagt; er ist gefahren; sie sind gekommen.
    »Perfekt« heißt diese Zeit, weil sie als »vollendet«
    gilt. Das, was jemand »gemacht hat«, ist abgeschlossen.
    Noch abgeschlossener ist es im Plusquamperfekt: Ich hatte dich gesucht; du hattest nichts gesagt; er war gefahren; sie waren gekommen. Das Plusquamperfekt beschreibt die Vergangenheit vor der Vergangenheit, die so genannte Vorvergangenheit: Bevor sie ins Bad ging, hatte sie die Wäsche aufgehängt. Nachdem er die Nachbarn alarmiert hatte, rief er die Feuerwehr.

    Cäsars Kampf gegen die starken Verbier

    Geschliffen und geschleift, gesendet und gesandt, erschrocken und erschreckt — eine ganze Reihe von Verben kennt zwei verschiedene Konjugationen. Daher besteht chronische Verwechslungsgefahr. Lesen Sie hier die Geschichte, wie Cäsar seinen »Gallischen Krieg«
    verhunzte und von einem Sklaven verbessert wurde.

    Am Abend nach der siegreichen Schlacht saß Cäsar in seinem Zelt und schrieb beim Schein einer flackernden Kerze an seinem Bericht:

    »Welch ein triumphaler Sieg! Erst hatten die Römer ihre Widersacher durch die Straßen geschliffen, anschließend hingen sie die leblosen Körper vor den Toren auf. Bei seinem Einzug in die eroberte Stadt hatten die Bewohner dem jungen Cäsar begeistert zugewunken.
    Jene, die sich ihm zuvor als Spione verdungen hatten, erfuhren nun seine Großzügigkeit. Angesichts des Reichtums an Goldmünzen quellten ihnen die Augen über. Cäsar wandte sein Pferd und ritt hinauf zum Palast.
    Der Truchsess, von seinen Beratern zum Handeln gedrungen, eilte ihm entgegen, verneigte sich tief und preiste seinen Namen. >Dich hat der Himmel

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