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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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ich bin mir sicher, dass Sie helfen können, die Bedeutung einer Redensart zu klären, die ich seit meiner Kindheit verwende: »Das passt wie die Faust aufs Auge« wurde in meiner Familie immer für Dinge verwendet, die überhaupt nicht zueinander passen, wie zum Beispiel zwei Farben, die »sich schlagen«. Nach meinem Gefühl ist das die korrekte Deutung. Nun gibt es aber in meinem Bekanntenkreis einige, die diese Redensart genau im umgekehrten Sinn verwenden, für Dinge, die besonders gut zueinander passen. Das erscheint mir unlogisch. Ich konnte mich aber bis jetzt mit meiner Ansicht nicht durchsetzen, da mir das »schlagende« Argument fehlt. Jetzt wende ich mich voller Hoffnung an Sie. Welche Deutung ist die richtige?
    Antwort des Zwiebelfischs: Die Redewendung von der »Faust aufs Auge« ist ein klassisches Beispiel für die Wandlungsfähigkeit der deutschen Sprache. Mit dem Vergleich wurde ursprünglich ausgedrückt, dass etwas überhaupt nicht zu etwas passt. Faust und Auge passen nicht zusammen, weil es höchst unangenehm ist, einen Faustschlag aufs Auge zu bekommen. Als einen solchen Faustschlag konnte zum Beispiel der modebewusste Mensch unpassende Kleider- und Farbkombinationen empfinden: »Roter Rock zu orangefarbener Bluse – das passt wie die Faust aufs Auge!« So die ursprüngliche Bedeutung, wie Sie sie kennen gelernt haben.
    Durch häufigen ironischen Gebrauch entwickelte sich aber eine zweite, und zwar genau gegenteilige Bedeutung: etwas passt sehr gut, ganz genau zueinander. Die ironische Sinnverdrehung gipfelte in der scherzhaften Abwandlung »Das passt wie Faust aufs Gretchen«, bei der auf Goethes »Faust« Bezug genommen wird.
    Die zweite Deutung ist heute die geläufigere, auch wenn die ursprüngliche nach wie vor gültig ist. Im Zweifelsfall erschließt sich die passende Deutung aus dem Zusammenhang.

Krieg der Häkchen: Episode »2« – die »Rückkehr«
    Der Deutsche an sich hat eine unerklärliche Vorliebe für Häkchen. Aus lauter Begeisterung setzt er sie auch gerne dort, wo sie nichts zu suchen haben. Falsche Kommas, sind an der Tagesordnung. Auch vor Apostroph’en ist niemand mehr sicher. Aber es kommt noch dicker: Jetzt hat den Deutschen die »Anführungswut« gepackt – und es gibt »kein Entrinnen« mehr!
    Als ich kürzlich am Bahnhof vorbeiging, fiel mein Blick auf ein Schild, das an einer Mauer angebracht war:

    »Hier bitte keine Fahrräder abstellen« , stand darauf. Ich blieb ruckartig stehen, wandte den Kopf und sah mir das Schild noch einmal ganz genau an. Ich hatte mich nicht getäuscht, dort stand tatsächlich »Hier bitte keine Fahrräder abstellen« – und zwar genau so, wie Sie es hier sehen: mit An- und Abführungszeichen. Es handelte sich demnach offenbar um ein Zitat, denn Zitate werden in Anführungszeichen wiedergegeben. Also suchte ich nach einer Quellenangabe, nach dem Namen des Urhebers, doch da stand nichts weiter. Irgendwer musste diesen Spruch aber geprägt haben. Vielleicht war er zu unbedeutend, um auf dem Schild erwähnt zu werden? Aber warum wurde er dann überhaupt zitiert? Die Sache ließ sich leider nicht mehr aufklären.
    Ein paar Tage später entdeckte ich in einem Kaufhaus ein Schild, auf dem folgender Hinweis stand: Gerne packen wir Ihre »gekauften Artikel« in unserer Geschenkabteilung ein. Auf ein solches Schild muss man zweimal schauen; denn die An- und Abführungszeichen rund um die »gekauften Artikel« haben eine irritierende Wirkung. So wie ein Augenzwinkern. Wenn ich mir bei der Kleideranprobe einen Pullover überziehe, der mir ein paar Nummern zu groß ist, und der Verkäufer sagt: »Das macht nichts, da wachsen Sie noch rein!«, und dabei zuckt er heftig mit dem linken Auge, dann weiß ich: Das war nicht so gemeint, das war nur ein kleines Späßchen. Genauso fühlte ich mich von den Gänsefüßchen bei den »gekauften Artikeln« angezwinkert. So als wollte das Schild mir sagen: »Na, alter Langfinger, haste wieder was mitgehen lassen?« Möglicherweise sollte dieses Schild gar kein Hinweis auf den Verpackungsservice sein, sondern war am Ende ein äußerst subtiles Mittel zur Verhütung von Ladendiebstählen!
    Das Erlebnis im Kaufhaus erinnerte mich an eine Beobachtung, von der Freunde mir berichtet hatten. Auf irgendeinem Flughafen war ihnen ein Schild aufgefallen, das folgende Aufschrift trug: Bitte lassen Sie Ihr »Gepäck« nicht unbeaufsichtigt! Die Häkchen vor und hinter dem Wort Gepäck verliehen dem Ganzen einen geradezu

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