Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
Vom Netzwerk:
Bauart haben die Reformer glücklicher-, aber inkonsequenterweise die Finger gelassen.
    [h] Hunderte/hunderte
    Seit Verabschiedung der Rechtschreibreform ist es egal, ob man die unbestimmten Zahlwörter »Hunderte«, »Tausende« und »Dutzende« klein- oder großschreibt. Früher schrieb man sie groß: Dutzende Bücher, Hunderte Schüler, Tausende Besucher. Heute kann man auch dutzende Bücher, hunderte Schüler und tausende Besucher schreiben. Der Duden empfiehlt weiterhin die Großschreibung von Dutzenden,Hunderten, Tausenden (und folglich auch von Aberhunderten und Abertausenden), weil man auch die unbestimmten »Millionen« und »Milliarden« großschreibt: »Um Hunderttausende Planeten kreisen Millionen Monde.« Die Kleinschreibung von Millionen und Milliarden lässt das amtliche Regelwerk nicht zu (siehe auch ––> Million/Millionen).
    Viel kniffliger ist indes die Frage, wie das jeweils Gezählte zu beugen ist. Werden bei der Polizei »Hunderte neue Beamte« in Dienst gestellt oder »Hunderte neuer Beamter«? Um es kurz zu machen: Beides ist möglich. Im ersten Fall steht das Gezählte (neue Beamte) im selben Kasus wie das Zahlwort (Hunderte), im zweiten Beispiel steht das Gezählte im Genitiv 18 . Beide Varianten sind korrekt. Die Genitiv-Variante wird freilich immer seltener gebraucht, weil der Genitiv insgesamt immer seltener wird. Außerdem kann er nur dann zum Einsatz kommen, wenn vor dem Gezählten (den Beamten) noch ein Adjektiv steht (neue). Stehen die Beamten allein, so lassen sie sich nicht in den Genitiv versetzen; dann heißt es »Hunderte Beamte«, und nicht »Hunderte Beamter«.
    Am häufigsten jedoch ist eine dritte Variante anzutreffen, nämlich die mit Dativ und der Präposition »von«: Hunderte von Beamten. Sie gilt, da präpositional und genitivfeindlich, nicht als die eleganteste, doch ist sie am leichtesten zu beherrschen.
    Richtig vergnüglich wird es, wenn auch das Zahlwort gebeugt werden muss und das Gezählte entsprechend mit- gebeugt wird. Eine recht vertrackte Angelegenheit, vor der selbst studierte Germanisten mitunter kapitulieren. Man bringt ja auch nicht jeden Tag »Tausende freiwillige Jugendliche« in den Genitiv oder rechnet »mit Tausenden zusätz-lichen Arbeitslosen« im Dativ. Das Ergebnis ist (buchstäblich!) von Fall zu Fall verschieden.
     
    Zahlwort im Nominativ:
     
    Tausende ältere Deutsche spielen Volleyball.
    (Gezähltes im selben Fall wie Zahlwort, hier Nominativ)
     
    Tausende älterer Deutscher spielen Volleyball.
    (Gezähltes im Genitiv)
     
    Tausende von älteren Deutschen spielen Volleyball.
    (Gezähltes hinter »von« im Dativ)
     
    Zahlwort im Genitiv:
     
    Für den Weltrekord bedarf es Tausender freiwilliger Jugendlicher.
    (Zahlwort und Gezähltes im Genitiv)
     
    Für den Weltrekord bedarf es Tausender von freiwilligen Jugendlichen.
    (Gezähltes hinter »von« im Dativ)
     
    Zahlwort im Dativ:
     
    Die Regierung rechnet mit Tausenden zusätzlichen Arbeitslosen.
    (Gezähltes im selben Fall wie Zahlwort, hier Dativ)
     
    Die Regierung rechnet mit Tausenden zusätzlicher Arbeitsloser.
    (Gezähltes im Genitiv)
     
    Die Regierung rechnet mit Tausenden von zusätzlichen Arbeitslosen.
    (Gezähltes hinter »von« im Dativ)
     
    Zahlwort im Akkusativ:
     
    Die Regierung stellt sich auf Tausende zusätzliche Arbeitslose ein.
    (Gezähltes im selben Fall wie Zahlwort, hier Akkusativ)
     
    Die Regierung stellt sich auf Tausende zusätzlicher Arbeitsloser ein.
    (Gezähltes im Genitiv)
     
    Die Regierung stellt sich auf Tausende von zusätzlichen Arbeitslosen ein.
    (Gezähltes hinter »von« im Dativ)
    18 Ganz genau im Genitivus partitivus, dem »Genitiv des geteilten Ganzen«.
    [i] in 2010/im Jahre 2010
    Die Präposition »in« vor einer Jahreszahl ist ein Anglizismus, der vor allem im Wirtschaftsjargon allgegenwär- tig ist. Die deutsche Sprache ist jahrhundertelang ohne diesen Zusatz ausgekommen und braucht ihn auch heute nicht.
    Der Zweite Weltkrieg war nicht »in 1945« vorbei, sondern 1945. Ich wurde nicht »in 1965« geboren, sondern 1965.
    Die Formulierung »Der Film wird voraussichtlich erst in 2006 in die Kinos kommen« zeugt nicht nur von schlechtem Stil, sie ist außerdem länger als die korrekte deutsche Fassung, für die man das »in« ganz einfach streicht.
    In bestimmten Zusammenhängen, in denen Missverständnisse aufkommen können, empfiehlt es sich, »im Jahre ...« oder »des Jahres...« vor die Jahreszahl zu

Weitere Kostenlose Bücher