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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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Softie, den Yuppie oder den Hippie, den Star oder den Fan, das Fashion-Victim oder den Champion (nicht zu verwechseln mit dem französischen Champignon). Und seit einiger Zeit gibt es auch den Loser, wobei nicht ganz klar ist, worin er sich vom Verlierer unterscheidet. Dass das Verlieren eine Spezialität der angelsächsischen Kultur sein soll, lässt sich geschichtlich jedenfalls nicht nachweisen. Wir Deutschen hingegen haben mit dem Verlieren sehr viel mehr Erfahrungen gemacht, man schaue sich nur einmal die Ergebnisse des »Eurovision Song Contest« der letzten Jahre an.
     
    Trotzdem nennen wir den Verlierer heute vorzugsweise einen Loser. Das ist immerhin ein weiterer Beleg für die Tatsache, dass das Deutsche im Vergleich mit dem Englischen als Verlierer dasteht – nicht nur weltweit, sondern auch bei uns im eigenen Land. Wenn schon englisch, dann aber bitte richtig: Trotz des langgezogenen u-Lautes wird der Loser nur mit einem »o« geschrieben. Wer ihn mit Doppel-o schreibt (»Looser«), macht sich selbst zum Loser-Typen in Sachen Orthografie.
    [m] Million/Millionen
    Der Singular lautet »Million«, der Plural »Millionen«. So-lange also nur von einer Million die Rede ist, kann nicht von »einer Millionen« die Rede sein, es sei denn als Teil einer Zusammensetzung wie »in einer Millionen-Metropole« oder als eingeschobenes Zahlwort wie bei »einer Millionen Jahre alten Landschaft«.
     
    Im Singular heißt es: eine Million, die Million.
     
    Was wirst du mit deiner ersten Million anstellen?
    Das habe ich doch schon eine Million Mal erklärt!
    Das Haus kostet eine Million Euro.
    Für die erste Million musste er sich noch sehr anstrengen, die zweite Million fiel ihm dann fast in den Schoß.
     
    Die Suchmaschine Google liefert 71.000 Treffer, wenn man ins Suchfeld »eine Millionen« eingibt. Eine stattliche Fehlerquote. Aber wer wollte es den Deutschen verübeln, dass sie sich »Millionen« erträumen, und sei es auch nur eine einzige.
     
    Im Plural heißt es: Millionen, die Millionen, zwei Millionen, mehrere Millionen.
    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück.
    Es waren Millionen Sterne zu sehen, wenn nicht Milliarden.
    [m] Model/Modell
    Wenn ein Wort in zwei verschiedenen Schreibweisen existiert, dann denken die meisten Menschen, dass es einen Bedeutungsunterschied geben müsse. So wird heute gerne angenommen, dass »Model« mit einem »l« das Wort für Mannequin sei und »Modell« mit Doppel-l etwas künst- lich Geschaffenes. Ein Trugschluss. Claudia Schiffer ist ebenso ein Fotomodel wie ein Fotomodell. Das Wort Modell ist lediglich älter, die englische Variante (gesprochen: moddl) kam – wie so oft – später dazu, um unsere Sprache an einer Stelle zu bereichern, die schon reich genug war. Das schöne französische Wort »Mannequin« ist zugunsten des kaugummizerkauten »Model« aus der Mode geraten. Dass auch das deutsche »Modell« vom englischen »Model« verdrängt wurde, lässt sich aber nicht allein mit der allgemeinen Beliebtheit englischer Wörter begründen. In den siebziger Jahren geriet der Begriff »Modell« zunehmend in Verruf, da sich immer häufiger Callgirls als »Modelle« ausgaben. Da mochten die Mannequins sich nicht mehr Modelle nennen – was den Siegeszug des englischen Wortes begünstigte.
     
    Daneben hat das Wort »Modell« natürlich noch eine Vielzahl weiterer Bedeutungen, die unbestritten sind: Vorbild, Muster (Athen war ein frühes Modell der Demokratie; Frauen, die einem Maler Modell stehen), Nachbildung in kleinerem Maßstab (Modelleisenbahn, Modellauto), Einzelanfertigung eines Kleides (das geblümte Modell), vereinfachte Darstellung eines Ablaufs oder eines komplexenZusammenhangs (das Modell unserer DNS), Typ, Fabrikat (Automodell).
     
    Gelegentlich kommt es zu rührenden Missverständnissen, wenn jemand auf einer Party von sich erzählt: »Ich sammele alte Porschemodelle«, und ein anderer begeistert ruft: »Oh, warten Sie, da habe ich was für Sie!«, um kurz darauf mit einem Miniaturauto zurückzukehren. Zwischen Automodell und Modellauto liegen Welten – nicht nur maßstäblich und preislich, sondern auch hinsichtlich ihrer Tauglichkeit als Statussymbol.
    [n] Netz/Netzwerk
    Ein Netz ist ein Netz ist ein Netz. So ein Ding mit Knoten und Maschen eben, wie es die Fischer zum Fischen verwenden, wie es Artisten unterm Drahtseil aufspannen und wie es die Spinnen weben. Im übertragenen Sinne kann ein Netz noch sehr viel mehr bedeuten, zum

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