Der Deal
Gaumen der Welt keinen Unterschied schmecken würde zwischen einer Spitzenspirituose zu zweieinhalb Dollar und einem guten Neunzig-Cent-Drink, wenn sie mit einer süßen, kohlensäurehaltigen Flüssigkeit vermischt waren. Dann ließ man die Leute testen, das machte man sogar auf Kosten des Hauses. Und wenn sie dann immer noch auf ihrem Remy Martin VSOP Presbyterian bestanden, schickte man sie in eine andere Kneipe. Hardy schenkte so einen Mist nicht aus, und er hatte die Unterstützung von McGuire. Das war ja auch kein Wunder, McGuire hatte ihn angelernt.
Zweifellos hatte sich noch etwas entwickelt, seit er angefangen hatte, zu Eddie Cochrans Tod Nachforschungen anzustellen. Jane hatte es schon angedeutet – er dachte jetzt über die Folgen seiner Handlungen nach, und im Augenblick störte ihn der Gedanke sehr, daß er wieder den ganzen Tag hinter dem Tresen stehen sollte. Oder auch nur halbtags. Möglich, daß er langsam zu alt wurde für den Job eines Barkeepers. Er dachte nicht, daß er sein Leben vergeudet oder in den letzten Jahren lieber etwas anderes gemacht hätte – sein bisheriges Leben hatte ihn hierhergeführt.
Seine Verwirrung und sein Erstaunen rührten daher, daß er sich hier, in diesem Moment, so gut fühlte. Er machte sich keine Gedanken über Unfälle, Verletzungen oder Fehlschläge. Er war nicht im geringsten besorgt über seine Fähigkeiten. Im Gegenteil, ihm machte es Spaß, mehr über sich herauszufinden – und nicht über jemanden, zu dem er in seiner Vorstellung geworden war. Es war interessant. Es war noch mehr, dachte er, es war ein Spaß.
Der Jaguar bog in die Berry Street ein, und Hardy, der nicht auf dem Parkplatz von Cruz, sondern vor dem Gebäude gegenüber geparkt hatte, verließ seinen Wagen und überquerte die Straße. Der Jaguar wurde auf dem leeren Parkgelände abgestellt, und als Arturo Cruz, allein, die Tür öffnete und ausstieg, stand Hardy vor ihm.
»Mr. Cruz«, sagte er. »Ich habe ein Problem.«
»Mr. Cruz, ich habe ein Problem.«
Die Fragen würden so schnell kein Ende nehmen. Das war ihm nun klargeworden.
Man konnte einfach kein perfektes Lügengebäude ohne Fehler errichten, dachte er. Und das Ganze belastete ihn und Jeffrey immer noch.
Vor allem, als gestern noch die Geschichte mit Linda Polk bekannt geworden war. Natürlich hatten sie es in La Hora gebracht. Gottseidank war er den ganzen Sonntag mit Jeffrey zusammengewesen, und zum Glück hatte die Polizei einen Verdächtigen, sonst hätte Jeffrey noch geglaubt, er habe auch Linda umgebracht.
Dieser Mann war nun wieder aufgetaucht. Gut, so konnte er jetzt reinen Tisch machen, sich eine Last von der Seele schaffen.
Er konnte Hardys Gesicht nicht sehen, aber beim Hereinfahren hatte er ihn erkannt. Die helle, niedrigstehende Morgensonne schien ihm genau in die Augen und zwang ihn zum Blinzeln. Er versuchte, seine Augen zu beschatten. Der Mann war wie ein Jagdflieger, der direkt aus der Sonne kam.
Er drehte sich zum Wagen um. Das war schon besser, jetzt konnte er wieder sehen. Aus dem Auto holte er seine Aktenmappe, dann richtete er sich auf. »Kommen Sie mit hinein«, sagte er und ging auf das Gebäude zu. Hardy lief neben ihm. »Ich wollte Sie heute noch anrufen«, hörte er sich selber sagen, während er, wie jeden Morgen, die große Glasdoppeltür aufschloß.
»Aus welchem Grund?«
Cruz stieß die Tür auf und ließ Hardy hinein. »Linda Polk wurde am Sonntag ermordet?«
»Richtig.«
»Und Sam starb wann – gestern? Ich habe es auf jeden Fall gestern erfahren.«
»Wir denken, es geschah Sonntag nacht.«
Sie standen vor dem Aufzug, gingen hinein. Die Tür schloß sich leise. Der Mann stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen und sagte kein weiteres Wort. Summte er vor sich hin? Die Tür öffnete sich im Penthouse vor dem Büro der Sekretärin.
»Ich arbeite in der Nachrichtenbranche, und da kommt mir einiges zu Ohren.«
Warum erwiderte Hardy nichts? Gut, dann eben ein neuer Versuch, zumindest war er nun in seinem eigenen Büro und hatte Heimvorteil.
Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Also, was haben Sie für ein Problem? Sie sagten, Sie hätten ein Problem.«
»Warum wollten Sie mich wegen Sam und Linda anrufen?«
»Ist das Ihr Problem?«
Geduldig schüttelte Hardy den Kopf. Sehr entspannt saß er in einem tiefen weißen Ledersessel vor dem Schreibtisch. »Nein«, sagte er, »das haben Sie ins Spiel gebracht. Ich dachte, ich bleibe ein bißchen da dran.«
»Gut, ich
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