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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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getan. Nein, es war jedesmal ein Unfall oder ein Irrtum oder die Schuld von jemand anderem. Oft wurde die Tat so vehement abgestritten, daß der Täter selbst von seiner Unschuld überzeugt war. Und da vier von fünf Tätern zur Zeit des Verbrechens entweder betrunken waren oder unter Drogen standen, überraschte es nicht, daß ihnen alles wie eine Halluzination oder wie ein Traum vorkam, daß all dies für sie gar keine Wirklichkeit war.
    »Du schwörst bei Gott«, wiederholte Abe feierlich. »Du hast eine gute Chance gehabt, dich von Sam Polk freizusprechen. Wir haben dich am Tatort, wo Eddie umkam, erwischt.« Fast, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Ich war nicht dort!« rief er mit vor Schreck aufgerissenen Augen.
    Unwillkürlich beobachtete Abe ihn genauer. Irgend etwas unterschied dieses ›Ich war’s nicht‹ von den üblichen Dementis.
    »Sehen Sie, ich bin fast jeden Tag in Eddies Wagen gefahren, vielleicht sogar an jenem Tag, das weiß ich nicht mehr. Aber Sie müssen mir glauben. Ich mochte Eddie, ich habe ihn nicht umgebracht.«
    Abe wollte sich nicht durch die Ernsthaftigkeit einfangen lassen, mit der Alphonse plötzlich sprach. Er schüttelte den Kopf, schaute demonstrativ abermals auf die Uhr. »So sicher, wie es Scheiße gibt, du warst es.« Er stand auf und zeigte dem Wachmann an, daß er den Rekorder ausschalten konnte. »Nehmen Sie ihn mit nach oben.«
    Seine Hand lag schon auf dem Türgriff, als Alphonse ausrief: »Hey!«
    Langsam, mit einer frustrierten, erschöpften Bewegung (sein Körper schüttete immer noch kräftig Adrenalin aus – für den Rest der Nacht würde er keinen Schlaf mehr brauchen), drehte Glitsky sich um.
    »Hören Sie, ich werde reden, okay, aber ich habe niemanden umgebracht.«
    »Du hast Linda umgebracht.«
    Er wischte diesen Einwand fort. »Ich dachte nur – ein paar Leute haben mich an jenem Abend gesehen, als Eddie umgebracht wurde. Wie an jedem Abend.«
    »Ja? Wer, deine Mutter?«
    »Nein, Mann. Ich spiele Basketball in der City League. Es geschah am Montag, richtig?«
    Abe nickte.
    Alphonse verdrehte die Augen und dachte angestrengt nach. »An dem Abend waren wir im Endspiel. Wir haben vier Spiele gespielt. Kamen als zweite dran.«
    »Das ist gut für dich.«
    »Ja, gut für mich. Wer kam als erstes dran?«
    Abe starrte ihn mit zusammengekniffenen Lippen an.
    Alphonse lächelte. »Ein Haufen Bullen«, sagte er, »ein ganzes Team voller Bullen.«

Kapitel 27

    Die Morgensonne warf lange Schatten über den Cruz-Parkplatz. Es war gerade erst sieben Uhr, und Hardy wartete schon seit über einer Stunde, denn er rechnete damit, daß Cruz in einem Punkt die Wahrheit gesagt hatte: Er mußte die Arbeitszeiten eines Chefs einhalten.
    Die Nacht hatte er bei Jane verbracht und war früh aufgestanden, entschlossen, die Sache mit Arturo Cruz ein für allemal abzuschließen. Er legte Jane einen Zettel hin, dann fuhr er durch die erwachende Stadt zum China Basin, wo die ganze Sache begonnen hatte.
    Und es war eine ganze Sache, dachte er, es war tatsächlich eine ganz neue Sache. Jane hatte recht. Ein Muster begann sich abzuzeichnen. Noch vor zwei Wochen hatte er hinter dem Tresen gestanden, er war nicht verliebt gewesen (weder echt noch vorgespielt), er hatte seit fast einem Jahr nicht mehr mit Abe Glitsky gesprochen oder mit einem Hai Runden gedreht oder sich um die närrische Idee von Pico, Haie im Steinhart-Aquarium aufzunehmen, gekümmert.
    Er wußte nicht, was eigentlich genau los war. Aber diese eine einsame Stunde des Nachdenkens an einem Morgen, an dem die gesamte Bay wahrscheinlich von Postkartenfotografen heimgesucht wurde, ließ alles sehr real und leicht erschreckend wirken.
    Am Anfang war es nur ein Gefallen gewesen, den er Moses und Frannie tat, aber das allein war es nicht mehr. Der Gedanke hatte ihn gepackt, daß er vielleicht etwas Nützliches tun konnte. Das erinnerte ihn an seine Entscheidungen damals für den Polizeidienst und später für das Jurastudium, die ihm vorkamen, als lägen sie Ewigkeiten zurück.
    Nicht, daß er auf seine Arbeit als Barkeeper nicht stolz wäre. Er wußte, daß nur ein bestimmter Typ von Mensch für diesen Job gut geeignet war, und selbst das Einschenken war eine Kunst, vor allem bei einem gezapften Guinness. Es gab noch ein paar weitere Regeln zu beachten, so durfte man beim Mischen von süßen Drinks keinen Spitzenalkohol verwenden – Jack Daniels und Cola, Tanqueray und Tonic. Nein, man erzählte seinen Kunden, daß der geübteste

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