Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
Vom Netzwerk:
an die Lippen, doch es war leer.
    »Wann?«
    »Als ich ihn sah.«
    »In jener Nacht?«
    Ein Seufzer der Erleichterung entfuhr ihm. Jetzt, wo es heraus war, wollte er reden, ohne etwas verbergen zu müssen. »Ich war um halb zehn mit ihm verabredet. Bis ungefähr acht, halb neun habe ich gearbeitet, dann bekam ich Hunger und bin Abendessen gegangen.«
    »Wo?«
    Darüber mußte er nicht nachdenken. Seit über einer Woche geisterte jede Minute jener Nacht in seinem Kopf herum. »In einem Restaurant, das The Rose heißt, oben in der Vierten Straße.«
    Hardy nickte. »Ich kenne es. Hat Sie jemand dort gesehen und könnte das beschwören?«
    Natürlich. Wendell konnte das beschwören. Sie hatten ein wenig, natürlich diskret, miteinander geflirtet. »Der Kellner dürfte sich an mich erinnern.«
    »Was haben Sie gegessen?«
    Wieder brauchte er nicht zu überlegen. »Kalbsleber mit Nudeln und Sauce.«
    »Was geschah dann?«
    »Dann bin ich hierher zurückgefahren. Ein Auto – ich vermutete, es sei Eds Wagen – stand mitten auf dem Parkplatz.«
    »Aber Ihr Treffen hat nicht stattgefunden?«
    »Er war bereits tot.«
    »So wie ihn die Polizei dann gefunden hat?«
    »Ja, das nehme ich an.«
    Nach diesen Aussagen fühlte er wieder das Zittern in seinen Gliedern. Er traute sich nicht zu, mit der Hand nach seinem Wasserglas zu greifen, um es nachzufüllen. Er verbarg seine Hände unter dem Tisch in seinem Schoß.
    Hardy lehnte nun in seinem Sessel, er runzelte die Stirn. »Worum ging es bei diesem Treffen?«
    Wollte er das wirklich wissen? Alles? Cruz war sich darüber im klaren, daß es oberflächlich gesehen nicht viel Sinn ergab, aber wenn er Hardy die Sache mit Jeffrey begreiflich machen konnte – wie Jeffrey begonnen hatte, Ed zu unterstützen –, dann hatte er gewonnen. Alles war besser, als all seine Lügen im Gedächtnis behalten zu müssen.
    Zuerst war es ihm gar nicht in den Sinn gekommen, wie übel es war, wenn Jeffrey ihm nicht glaubte, wenn er ihn sogar für fähig hielt, einen Mord zu begehen. Aber wenn er jetzt mit allem herauskam, dann würde die Polizei keinen Beweis finden. Sie würden Untersuchungen anstellen, feststellen, daß er unschuldig war, und damit wäre dieses schreckliche Mißtrauen zwischen ihm und Jeffrey beseitigt.
    Aber als er geendet hatte, war Hardys Stirn immer noch gerunzelt. »Und warum konnten Sie uns das nicht letzte Woche erzählen?«
    Seine Hände lagen nun wieder ineinander verkrampft auf dem Tisch. Er löste sie voneinander und legte sie mit den Handflächen nach oben auf die Tischplatte. »Ich hatte Angst. Ich … ich weiß, es gibt keine Entschuldigung dafür. Ich habe keine Ahnung.« Er versuchte ein Lächeln von Mann zu Mann. »Es war eine Unterlassung, das ist alles. Ich war nervös.«
    Hardy streckte sich, sah auf seine Uhr und erhob sich dann langsam von seinem Sessel. »Kann ich ihr Telefon benutzen?«
    Obwohl Abe um diese Uhrzeit wahrscheinlich noch nicht in seinem Büro war, hielt Hardy es jetzt für angebracht, die Polizei einzuschalten. Dafür lag genug auf dem Tisch. Ob sie nun die Geschichte von Cruz bestätigt finden würden oder nicht, er hatte zugegeben, an jenem Abend zur fraglichen Zeit auf dem Parkplatz gewesen zu sein. Das reichte aus, um eine offizielle Untersuchung einzuleiten. Und ob er Ed getötet hatte oder nicht, würde sich zeigen. Auf jeden Fall war das hier jetzt Sache der Polizei.
    Hardy hinterließ Abe eine Nachricht und informierte Cruz, daß im Laufe des Tages ein anderer Officer vorbeikommen werde. Dann könne er selbstverständlich seinen Anwalt hinzuziehen.
    Obwohl Hardy sich der offensichtlichen Absurdität bewußt war – kein echter Polizist würde einen Mordverdächtigen einfach allein zurücklassen, bis ein anderer Officer zur Befragung käme –, fiel ihm nichts Besseres ein. Er hatte getan, was er sich vorgenommen hatte: ihn der Lüge zu überführen. Den Grund für diese Lügen herauszufinden, war nicht seine Sache. Wenn Cruz floh, machte er seine Lage nur schwieriger. Der Zeitungsverleger war ein gutsituierter, wohlhabender und stadtbekannter Bürger. Hardy glaubte nicht, daß er fliehen würde.
    Zu Hause hörte er zufrieden Abes Neuigkeiten über Alphonse aus der letzten Nacht. Jetzt, da sie Alphonse und Cruz hatten, gab es wohl keinen Zweifel mehr, daß sie den Mörder von Eddie gefunden hatten. Zumindest hatten sie jetzt genug in der Hand, um es einen Mord zu nennen.
    Selbstverständlich würde er auf die offizielle Erklärung warten,

Weitere Kostenlose Bücher