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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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bevor er mit Moses, Frannie oder den Cochrans darüber sprach. Und obwohl sich kein Schmerz durch das Wissen lindern ließ, daß Eddie Cochran nicht Selbstmord begangen hatte, würde es doch ein kleiner Trost sein. Sein Tod – der Tod an sich – war tragisch, klar, aber nun konnte die Wunde anfangen zu heilen. Auch die Viertelmillion Dollar für Frannie würde zur Linderung beitragen.

Kapitel 28

    Steven wußte, daß seine Mutter sich Mühe gab, vielleicht konnte sie es einfach nur nicht besser.
    Sie wechselte mit höchster Sorgfalt seine Verbände, brachte ihm Eiskrem und Sachwichs, öffnete und schloß das Fenster, schaltete Fernseher und Radio ein und aus und würde wahrscheinlich auf seinen Wunsch hin versuchen, ihm ein Flugzeug zu bauen und mit ihm eine Runde zu drehen.
    Dennoch drehte sich noch immer alles um Eddie.
    Er machte ihr deswegen keine Vorwürfe, er konnte ihr keinen Vorwurf machen. Seine Gefühle waren dieselben wie ihre, das nahm er zumindest an. Vielleicht war es auch ein Unterschied, ob man einen Sohn verlor oder einen Bruder. Aber in beiden Fällen war es ein schlimmer Verlust.
    Seine ganzen Reaktionen – wahrscheinlich sogar sein Fortlaufen – hingen mit dem Verlust von Eddie zusammen. Er hatte nun ein paar Tage Zeit zum Nachdenken gehabt, und sein helles Köpfchen hatte folgende Theorie ausgearbeitet: Jeder Mensch braucht ein Minimum an Akzeptanz, um im Leben zurechtzukommen, ganz gleich, wo er sich befindet.
    Steven dachte über das Haus nach. Bis letzte Woche hatte es sich ihm gegenüber verschlossen gezeigt, aber es hatte ihm trotzdem genug gegeben. Er hatte sich immer völlig auf dem Nullpunkt gefühlt – bis Eddie für ihn ins Spiel gekommen war. Und obwohl Eddie nun schon ein ganze Weile nicht mehr zu Hause lebte, war er in gewisser Weise doch ständig gegenwärtig gewesen. Seine Gegenwart und seine Art waren fühlbar.
    Genauso war es mit Frannie, nur nicht so stark. Und immer noch gab er ihr (dann, wenn das Schmerzmittel nachließ und er noch nicht nach Mom gerufen hatte) den Wert ›plus drei‹, das waren mehr Punkte, als irgend jemand sonst aus seiner Familie bekam. Und Eddie? Eddie fiel aus der Hitliste heraus, er lag wohl so um die hundertundsechs bei einer Skala von eins bis zehn. Genau konnte er es nicht bestimmen, aber für Eddie war er der lustige, klügste, unterhaltsamste kleine (aber nicht zu kleine) Bruder der Welt gewesen.
    Er hatte also zu Eddie gehört, auch wenn er sich hier manchmal seltsam vorkam. Man akzeptierte ihn, weil Eddie viel von ihm hielt. So jedenfalls stellte es sich ihm jetzt dar, nachdem er eine Weile darüber nachgedacht hatte. Als Eddie gestorben war, hatte er ein Vakuum hinterlassen, ohne Überlebenschancen für ihn, Steven – nicht hier zu Hause, jetzt nicht mehr.
    Seit er verletzt war, dachte er ganz ernsthaft, es habe sich etwas verändert. Natürlich zählte es nicht wirklich, wenn nun jeder Mitleid mit ihm hatte und versuchte, nett zu ihm zu sein. Vor allem Mom. Mom, gab sich die allergrößte Mühe.
    Wahrscheinlich lief es nicht bewußt ab, aber er wußte, daß er ihr zur Pflicht geworden war, so wie eine Schriftsache oder ein Kuchenstand, und auf Mom hatte man in solchen Angelegenheiten immer zählen können.
    Da war sie wieder, und Steven atmete regelmäßig mit geschlossenen Augen und tat so, als ob er schliefe. Die Hand auf seiner Stirn prüfte seine Temperatur, dann ordnete sie die Bettlaken. Mühsam öffnete er einen Spaltbreit die Augen.
    »Wie fühlst du dich, Liebling?«
    »Gut.«
    »Wirklich? Kann ich etwas für dich holen?«
    Langsam schüttelte er den Kopf. Sie sitzt auf meinem Bett. Er fühlt, daß sie ihm noch etwas sagen möchte, aber dann streckte sie nur die Hand aus und reibt über seine Wange. Sie fühlt sich seltsam kalt an. Wieder schlägt er die Augen auf.
    »Mir geht es gut, Mom.«
    Ihr tapferes Lächeln – dabei denkt sie immer noch an Eddie, das ist so offensichtlich. Aber deswegen kann er wirklich nicht beleidigt sein. Ein kleines, falsches Lächeln. »Es geht dir besser«, sagt sie. »Mach dir nicht so viele Sorgen, und es wird wieder gut werden.«
    Sie schaut auf die Uhr. Ist es Zeit für die nächste Dosis? Nein, so weh tut es nicht. Er schließt wieder die Augen und spürt, wie sie vom Bett aufsteht.
    Wieder allein.
    Wie wär’s, wenn wir miteinander reden würden, Mom?
    Stell dir doch einfach mal vor, ich setze mich auf und mache etwas mit dir zusammen. Nicht nur über meinen Zustand reden. Aber das würde

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