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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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noch lange nicht passieren. Dazu war sie noch nicht bereit. Und er wollte ja auch nicht Eddies Platz einnehmen, niemand konnte das. Aber wenn sie ihn einmal nicht nur als Pflicht ansah, dann hatten sie zusammen eine Chance.
    Und seiner Meinung nach wollte er auch nicht viel von ihr. Wenn er doch nur etwas unternehmen könnte, damit Mom ihn sah und ihm vielleicht ein bißchen Anerkennung zeigte. Mehr brauchte er wirklich nicht. Und das konnte vielleicht ein wenig von der Leere ausfüllen, die Eddie hinterlassen hatte, wahrscheinlich nicht sehr viel, aber möglicherweise genug.
    Doch Mom schien selber am Nullpunkt zu sein, und das machte ihn sehr nervös, wahrscheinlich nervöser als alles andere.

    Erin trug einen grünen Jogginganzug und Turnschuhe. An den weißen Söckchen hing je ein Bommel genau über den Fersen, und Hardy ertappte sich dabei, wie er darauf starrte, als er ihr ins Haus folgte.
    Er versuchte, seine Augen auf die Bommel gerichtet zu lassen, denn der Anblick von Erin Cochran im Jogginganzug erinnerte ihn – auch wenn sie sich offenbar immer noch nicht wieder gefangen hatte – an eine weitere Folge seines neuen Lebensgefühls: das allgemeine Ansteigen seiner Libido.
    »Was ist komisch?« fragte sie.
    Sie standen draußen auf der Terrasse im hellen Sonnenlicht, und er bewunderte gerade etwas anderes als ihre Bommel, als sie sich umdrehte und seinen Blick erwischte. Aber das wollte er mit ihr nicht diskutieren.
    »Die Art, wie mein Gehirn arbeitet«, antwortete er, um einen geheimnisvollen Ton bemüht. Er zog ihr einen bunten Gartenstuhl heran, dabei streifte ihn ein Hauch von Mandelseife.
    In dem Loch in der Mitte des Tisches steckte ein aufgespannter, breiter rotgrüner Sonnenschirm. Die Sonne stand hoch am Himmel, und er zog seinen Stuhl nah an ihren heran, damit sie beide im Schatten saßen.
    »Und wie arbeitet Ihr Gehirn?« Leicht berührte sie seinen Arm, das erinnerte ihn daran, wie sie und Big Ed ihn, jeder eine Hand auf seinem Arm, am Tag des Begräbnisses geführt hatten. Sie sah ihm gerade in die Augen.
    Dabei flirtete sie ganz sicher nicht mit ihm. Sie gehörte zu den Leuten, die geradeaus dachten und ohne Zweifel auch so lebten. Offensichtlich war sie mit Big Ed glücklich verheiratet und momentan in Trauer. Es berührte sie nicht, ob ein Blickkontakt falsch interpretiert werden konnte. Aber trotzdem waren die Hand auf seinem Arm und die offenen, ernsten braunen Augen irgendwie beunruhigend.
    »Wie mein Gehirn arbeitet?« wiederholte Hardy. »Sehr langsam, fürchte ich.«
    »Nein, das denke ich nicht.« Sie schenkte Kaffee in zwei braune Tassen ein und schob ihm das Tablett mit dem Zukker und der Sahne hin. »Das denke ich nicht.«
    »Wie ein eingerostetes Uhrwerk, garantiert. Tick …« Er hielt inne, ließ seinen Blick umherwandern und sah ihr schließlich wieder in die Augen. »… tick. So ungefähr.«
    Zum allerersten Mal sah Hardy so etwas wie Humor in ihren Augen aufblitzen. Sie ergriff ihre Kaffeetasse und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
    »Jim – Pater Cavanaugh – kam letzte Nacht zu mir. Es gibt also tatsächlich einen Verdächtigen?«
    »Haben Sie die Zeitung nicht gelesen?«
    Sie verneinte. »Mit Steven, jetzt …« begann sie und brach dann ab.
    »Wie geht es ihm?«
    Sie hob nichtssagend ihre Schultern. »Wegen des Verdächtigen habe ich Sie angerufen.«
    »Wir haben im Moment sogar zwei.«
    Er erzählte ihr von Cruz, dann schweifte er weiter zurück und berichtete von Alphonse. Sie hörte ihm zu, aber währenddessen waren ihre Augen blicklos auf irgendeinen Punkt etwa in der Mitte des Hofs gerichtet. Nachdem Hardy zu Ende geredet hatte, zeigte sie keinerlei Reaktion.
    »Mrs. Cochran?« rief er leise.
    Möglicherweise sprach sie zu sich selber, versuchte an dieser absurden Lage etwas Vernünftiges zu finden. »Zwei Leute«, sagte sie. »Zwei Leute sind die mutmaßlichen Mörder von Eddie, sollen ihn umgebracht haben. Wie können zwei verschiedene Leute meinen Eddie umbringen wollen.«
    Das war keine Frage. Hardy versenkte seinen Blick in seiner Tasse.
    »Ich meine, das macht keinen Sinn.«
    »Nein, ich denke auch, daß es keinen Sinn macht.«
    »Aber Sie denken, daß es so gewesen ist?«
    Er zuckte die Schultern. »Es scheint die einzige verbleibende Möglichkeit zu sein. Sie waren sich sicher, daß er keinen Selbstmord begangen hat.«
    »Ich weiß nicht, was schlimmer ist.« Sie schloß die Augen. »Jetzt weiß ich gar nicht mehr, warum ich Sie angerufen habe«, sagte

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