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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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es sei etwas wert, wenn man jemandem nahe ist, den man liebt und auf dessen Liebe man verzichtet, daß einen das stark macht, zu einem besseren Priester, einem besseren Menschen. Deinen Lohn wirst du danach im Himmel erhalten.« Er drehte sein Glas in der Hand. »Man folgt dem Weg zurück. Man folgt ihm immer weiter. Das ist wie bei den alten Augustinermönchen, die jede Nacht in einem Bett mit ihren Frauen schliefen, um ihr Zölibat auf die Probe zu stellen. Die Wurzeln bahnen sich ihren Weg zurück. Verzicht, Gewinn, wieder Verzicht, Sünde, wieder Gewinn. Das ist doch der Weg in die Erlösung, nicht wahr? Ist das nicht ein Zuckerschlecken?«
    Hardy saß in der nun folgenden Stille da und nippte an seinem Whiskey, selbst durch den Alkoholschleier hindurch war er erschüttert. Cavanaugh befand sind in einer derart offensichtlich verzweifelten Lage, daß er nicht verstehen konnte, wieso er das früher nicht bemerkt hatte.
    »Hey«, sagte Hardy. »Hören wir auf, über uninteressanten Käse zu reden. Sprechen wir über etwas, das uns wirklich betroffen macht.«
    Nach und nach entspannte sich Cavanaughs Gesicht wieder. Er lachte leise. »Sie sind in Ordnung, Dismas.«
    »Sie sind auch nicht so übel, Jim.«
    Nach einer Pause platzte Cavanaugh heraus. »Na, wie geht’s denn unserm Club?« »Ach, so lala«, sagte Hardy.

    Hardy schaltete das Licht im Flur an, er fröstelte leicht von der Heimfahrt im Nebel. Eine Jacke hatte er nicht getragen. Es war wirklich kalt gewesen, als er mit offenem Verdeck nach Hause geholpert war und dabei ein schmutziges Lied über Rodeos gesungen hatte. Es war ein klasse Lied, das ihm seine gute Laune erhielt.
    Allein die Vorstellung, daß er einen Priester als Freund haben könnte, vielleicht sogar als sehr nahen Freund! Hardy war selber überrascht darüber, wieviel er aus der Gesellschaft von Cavanaugh zog. Die Unterhaltung mit Jim war eine Suppe, ein Eintopf, ein Gulasch aus Politik, Sport und dem, was er billige Volkskultur nannte – Film und Musik –, alles aktuell, feurig gewürzt mit etwa gleichen Teilen Vulgarität und Poesie. Wer außer Cavanaugh hätte ohne nachzuschlagen gewußt, daß Linda Polk keine Nachfahrin von James K. Polk, dem elften Präsidenten der Vereinigten Staaten, war – und es auch gar nicht sein konnte? Polk war nämlich kinderlos gewesen.
    Es machte auch Spaß, mit ihm auszugehen, weil man dabei mit einer Menge Frauen in Kontakt kam. Obwohl der Kerl auf die sechzig zugehen mußte, hatte er noch dreimal so viel Haare wie Hardy und sah auch sonst besser aus. Während sie dasaßen, tranken und sich unterhielten (Cavanaugh in weiten Khakihosen und einem lässigen, hellgrünen Etwas mit offenem Kragen) hatten drei Frauen mit ihnen geschäkert, sich einfach in ihre Unterhaltung eingeschaltet und die Tore so weit offen gelassen, daß man mit einem LKW durchfahren konnte. Aber er hatte bei allen die Tore mit geübtem Charme zugeschlagen, woran Hardy sehen konnte, daß es ihm jedesmal passierte.
    Ein anderer möglicher Grund für ihr gutes Einvernehmen lag wahrscheinlich in der Gemeinsamkeit, die sie durch Eddie Cochran hatten. Neben Jane war Ed im Augenblick das einzige Thema, mit dem Hardy sich beschäftigte, und als er einmal davon angefangen hatte, war Cavanaugh so begierig darauf angesprungen, als verfolge ihn das Thema mit der gleichen Intensität. Es wurde nicht langweilig – zumindest, wenn er mit Jim darüber sprach, der immer noch der Vermutung anhing, Sam Polk sei der Mörder, und das noch, nachdem Hardy ihm berichtet hatte, daß Polk laut Zeugenaussagen die ganze Nacht auf der Party seiner Frau gewesen war.
    Das war der Knackpunkt der ganzen Sache – keiner der Verdächtigen hätte die Tat ohne mindestens einen Komplizen begehen können. Und auf einen solchen gab es überhaupt keine Hinweise.
    In seinem Arbeitszimmer sah Hardy, der sich bereits für die Nacht ausgezogen hatte, die drei Dartpfeile zu beiden Seiten neben der Zwanzig stecken. Nach etwa fünf (und einem doppelten) Whiskey war er etwas wacklig auf den Beinen (aber nicht allzu sehr), trotzdem zog er die Pfeile aus der Scheibe und stellte sich an der Linie vor seinem Schreibtisch auf.
    Er machte einen tiefen Atemzug, hielt den Atem kurz an und ließ ihn dann langsam ausströmen. Darauf schüttelte er einmal schnell den Kopf und warf den ersten Dart. Bedächtig nickte er mit dem Kopf, als er in die Zwanzig traf.
    »Okay«, sagte er.
    Eines war sicher – weder er noch Cavanaugh akzeptierten die

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