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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Herrn haben. Die größte Sünde war immer noch die Verzweiflung – die Verzweiflung, wenn Gott irgend jemanden aufgeben würde, und wäre es das unwürdigste seiner Schäfchen. Verzweiflung bedeutete Hoffnungslosigkeit, eine schlimmere Sünde noch als Mord. Gegen diese Versuchung kämpfte er nun an, gegen die Verzweiflung.
    Denn er wußte, daß er noch einmal töten mußte.

    In der aus einem tiefblauen Himmel strahlenden Sonne ging er zusammen mit Dietrick zur Garage.
    »Machen Sie sich wirklich Sorgen um sie?« fragte der junge Priester.
    Cavanaugh nickte. »Seit«, er machte eine kleine Pause, »der Cochran-Junge, Eddie, gestorben ist. Haben Sie die Veränderung nicht bemerkt?«
    Dietrick stoppte auf halbem Weg über den Asphalt und versuchte sich zu erinnern. »Wahrscheinlich nehme ich Rose als zu selbstverständlich hin. Das ist eines meiner Vergehen.«
    Cavanaugh legte freundschaftlich eine Hand auf Dietricks Arm. »Mir vertraut sie. Das ist alles. Das ist keine Abneigung gegen sie.«
    »Trotzdem …«
    »Ich glaube …« Cavanaugh hielt kurz inne, weil er die richtigen Worte finden wollte. »Ich glaube, meine Reaktion auf Eddies Tod, daß ich es so schwergenommen habe …« Dietrick wollte ihn unterbrechen, aber Cavanaugh fuhr hastig fort. »Nein, ich weiß, daß das verständlich ist, aber vielleicht hätte ich es ein bißchen besser vor ihr verbergen sollen. Das brachte Rose dazu, über … ihre eigene Einsamkeit nachzudenken. Über ihren Mann. Über alles, was sie während der Jahre nicht gehabt hat.«
    Sie gingen weiter. »Denken Sie, daß es etwas Ernsthaftes ist?« fragte Dietrick.
    »Ich denke, daß es sehr ernst ist«, antwortete er rasch. Aber dann schwächte er schnell ab. »Ich will Sie nicht zu sehr beunruhigen. Ich weiß nicht. Als ich in der letzten Woche abends ein paarmal spät nach Hause kam, war sie immer noch auf, weil sie nicht schlafen konnte. Manchmal ist das ein Anzeichen.«
    Sie standen vor der Garage. Dietrick hatte seinen Wagen daneben geparkt, weil er seinen neuen Honda nicht in die schmale Lücke neben Cavanaughs Auto quetschen wollte. »Sollten wir Hilfe für sie holen, was meinen Sie? Außer der, die wir ihr geben können, natürlich.«
    »Ich denke, darüber sollten wir auf jeden Fall nachdenken. Sie versteckt es sehr gut, aber ich glaube, daß sie wirklich sehr deprimiert ist.«
    Dietrick stieg in seinen Wagen und kurbelte das Fenster herunter, während er darüber nachdachte. »Ich sollte aufmerksamer sein. Es ist gut, daß Sie es bemerkt haben, Jim.«
    Cavanaugh wischte das mit einer Handbewegung fort. »Heute morgen bin ich leider die ganze Zeit unterwegs, aber vielleicht heute nachmittag, wenn Sie wieder da sind?«
    »Wir werden sie ganz sicher wieder ins Gleichgewicht bringen.«
    Cavanaugh wartete eine Minute, während er den Wagen beobachtete, wie er um die Ecke des Pfarrhauses verschwand. Sehr gut, dachte er. Dietrick ist davon überzeugt, daß Rose in letzter Zeit ziemlich übel deprimiert war, und er würde das auf einem Berg Bibeln beschwören.

    Der gute Pater, immer denkt er an andere, dachte Rose. Pater Dietrick war zum Flughafen gefahren, um einen der Mary­knoll-Missionare abzuholen, der den Rest der Woche im Pfarr­haus verbringen und dann am Sonntag die Predigt halten würde. Pater Cavanaugh hatte nach der Frühmesse und dem Frühstück natürlich angeboten, zum Flughafen zu fahren. Er erklärte sich jedesmal dazu bereit und wäre wohl auch diesmal gefahren, aber der jüngere Priester dachte, es sei seine Aufgabe.
    Nachdem sie Pater Dietrick verabschiedet hatten, hatte er sie mit einem Der-Teufel-soll-sie-alle-holen-Grinsen angesehen und gefragt: »Rose, meine Liebe, was hast du für Pläne an einem so schönen Tag?«
    Natürlich wußte er, daß sie – was sie ihm auch sagte – das Pfarrhaus für die Gäste auf besonderen Glanz bringen wollte; seine Frage war deshalb nur scherzhaft gemeint.
    »Also, Rose, ist das Bett schon überzogen?«
    »Natürlich, Pater.«
    »Und du hast Staub gewischt und ausgefegt?«
    »Ja, aber ich muß noch die Blumen in die Vasen stellen und Handtücher herauslegen …«
    Mit einer Handbewegung stoppte er sie. »Weißt du eigentlich, was für ein Schatz du bist?« fragte er. Sie fühlte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.
    »Schau dir diesen Tag an! Die Großartigkeit Gottes scheint auf uns herab!«
    »Es ist schön«, antwortete sie und wünschte sich, daß sie genauso mühelos wie er einen blumigen Satz formulieren könnte,

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