Der Deal
langes rotes Haar war zerzaust, die Haut um ihre Augen herum fast schwarz, ihre Lippen rot wie eine Wunde.
Sie führte Hardy ins Wohnzimmer und ließ ihn dort allein. Er machte erst einmal zwei Fenster auf, um etwas Luft hineinzulassen. Einen großen Unterschied brachte das aber auch nicht.
Irgendwo hinter sich hörte er Frannie.
Das Zimmer war eine großzügige Mischung aus gutem Willen und Teakholz. Eine Stereoanlage und ein paar kleine, aber – wie Hardy wußte – ausgezeichnete Blaupunkt-Lautsprecher, zwei nicht zusammenpassende Polstersessel, ein Sofa und zwei Holzstühle. Auf einem von ihnen nahm Hardy Platz.
Der Holzboden reflektierte die Strahlen der späten Nachmittagssonne gegen sauber gestrichene Wände. An den Wänden hingen drei gerahmte Kunstwerke: eines von Hockneys »Pools«, eine Ansicht von San Francisco von der Seeseite der Bucht und eines von Goines Chez Panisse -Postern. In einer anderen Ecke stand ein Couchtisch mit einem kleinen Fernsehgerät. In selbstgemachten Bücherregalen stapelten sich eine eindrucksvolle Sammlung von Büchern und einige Schallplatten.
Es war kaum zu hören, daß sie wiederkam, er spürte es mehr. Immer noch barfuß, gerade einen Meter fünfzig groß und höchstens neunzig Pfund schwer. Frannie hatte versucht, ihr Haar zu kämmen und ihren Wangen etwas Röte zu verleihen, aber das hätte sie auch lassen können. Jetzt trug sie Jeans und ein T-Shirt, aber was sie in Wirklichkeit am deutlichsten einhüllte, war der Verlust.
Er stand auf. Sie blieb reglos in der Tür stehen. »Tut mir leid wegen …« flüsterte sie. »Ich bin nur …« Sie versuchte es noch einmal. »Möchtest du etwas trinken? Bier? Kaffee?«
Um ihr etwas zu tun zu geben, sagte Hardy, daß ein Bier gut wäre.
Eine Minute später kam sie mit zwei Dosen Budweiser und einem gekühlten Krug zurück. »Ed wollte immer einen Krug in der Kühltruhe haben.« Geschickt goß sie ein. »Aber das weißt du.«
»Du solltest für Moses arbeiten.«
Sie versuchte zu lächeln, aber es klappte nicht.
Hardy nahm einen Schluck. »Fühlst du dich stark genug, um zu reden? Ich weiß, die Polizei ist wahrscheinlich alles wieder und wieder durchgegangen…«
»Und wieder und wieder… ist schon gut.«
»Hat Moses dir gesagt, warum ich…«
Sie nickte, und er beschloß, gleich zum Thema zu kommen. »Wann hat Ed ungefähr das Haus verlassen?«
»Etwa um halb acht. Wir waren mit dem Essen fertig und hatten uns eine Weile unterhalten.«
»Und dann ist er einfach gegangen, um ein bißchen mit dem Wagen herumzufahren?«
Sie zögerte, vielleicht erinnerte sie sich, vielleicht verbarg sie etwas. »Nein, eigentlich nicht.« Sie schaute in ihren Schoß und biß sich auf die Lippe. »Eigentlich nicht.«
»Frannie, sieh mich an.«
Die grünen Augen waren feucht.
»Worüber habt ihr gesprochen?«
»Nichts, nur über die alltäglichen Dinge, du weißt schon.«
»Habt ihr gestritten?«
Sie antwortete nicht.
»Frannie?«
»Nein, nicht wirklich.«
Die letzte Kraft schien ihrem Körper zu entweichen. Ihre Hände fielen schlaff herunter, und die Bierdose fiel zu Boden. Hardy sprang auf und fing sie, hielt sie gerade und ließ den Schaum überlaufen.
»Ich hole einen Schwamm«, sagte Frannie.
Hardy legte eine Hand auf die winzige, magere Schulter, um sie davon abzuhalten aufzustehen. »Vergiß das Bier, Frannie. Habt ihr gestritten oder nicht?«
Sie ließ sich nach hinten fallen und sah Hardy an, als ob sie ihm eine Frage stellen wollte. Sie sah aus wie ungefähr fünfzehn. Dann begann sie zu weinen, eine Träne nach der anderen rollte einfach leise ihre geschminkten Wangen hinunter. Hardy hatte immer noch seine Hand auf ihrer Schulter und spürte das unterdrückte Schluchzen.
»Worüber?« fragte er schließlich.
Ihre Stimme war jetzt heiser und fast nicht zu hören. »Ich bin schwanger. Ich habe ihm gesagt, daß ich schwanger bin.«
Sie starrte weiter auf den Boden zwischen ihren Füßen. Sie flüsterte. »Ed hat immer nur gesagt, ich könne schwanger werden, wenn ich bereit wäre. So war er eben. Er sagte, daß wir uns damit befassen würden, wenn es soweit wäre. Und wenn wir darauf warteten, daß er bereit wäre, würde er möglicherweise nie bereit sein.«
»Und du hattest es gerade erst erfahren?«
»An dem Tag. Ich dachte, er würde sich freuen.«
Sie schaute zu Hardy auf, die Tränen liefen immer noch. »Aber wir haben eigentlich nicht gestritten. Ich wollte nur, daß er bleibt. Ich habe mich furchtbar
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