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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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das Leben so spielte.

    Nun, es gab eine Menge Motive, dachte er. Genug, daß sie ihn für ein paar Tage beschäftigen würden. Eddie wäre bei der Aussicht, Vater zu werden, nicht gleich verzweifelt, erst recht nicht, wo er sich auf drei Jahre Armut und intellektueller Mühsal vorbereitet hatte. Die Firma, die er leitete, machte bankrott – vielleicht nahm er auch das ziemlich ernst. Es war immerhin möglich – obwohl Hardy es haßte, das zugeben zu müssen –, daß er ein Verhältnis gehabt hatte, das in die Brüche gegangen war. Hardy nahm an, daß sich die Polizei darum kümmern würde. Und auch darum, wo Frannie an dem Abend gewesen war.
    Ihm fiel Cruz’ Lüge ein, Eddie nicht gekannt zu haben. Aber daß es einen Zusammenhang gab – mit dem Parkplatz und so weiter –, war so offensichtlich, daß die Polizei Cruz gründlich überprüfen würde. Wie weit sie die Dinge vorwärtstrieben, würde von Griffin abhängen. Wenn er einen Mord roch, würde er der Sache nachgehen. Wenn nicht, würde alles, was mit Cruz und Frannie und der Army Distributing zusammenhing, im wesentlichen unwichtig sein.
    Doch was Griffin tat, lag nicht in Hardys Hand.
    Er fuhr über die Twin Peaks, die Stanyon Street hinunter und dann durch den Park raus zur Zweiundzwanzigsten. Nichts deutete an diesem Nachmittag auf Nebel hin, und das verlieh seiner Nachbarschaft ein ganz neues Gesicht. Es waren Leute draußen, die auf der Wiese im Park Frisbee spielten, Paare gingen Hand in Hand spazieren. Die Hitze hatte etwas nachgelassen, aber es war immer noch mild.
    Er stellte seinen Wagen vor seinem Haus auf der Straße ab. Er mußte die Eingangstür wieder mit der Schulter aufstemmen. Diesmal ging er jedoch gleich den Flur entlang durch die Küche zur Werkzeugkammer und nahm einen seiner Hobel von der Wand.
    Binnen fünf Minuten hatte er die Tür aus den Angeln gehoben und saß auf der vorderen Veranda und hobelte. Eine streunende Katze kam vorbei und sonnte sich zu seinen Füßen. Ab und zu schnellte eine Pfote hervor und zerquetschte einen Span.
    Als die Tür dann wieder eingehängt war, wechselte Hardy die Glühbirne im Flur und ging zurück in sein Arbeitszimmer. Er besaß drei Waffen – eine 9-Millimeter-Automatik, eine 22er Übungspistole und eine 38er Spezial, seine Dienstwaffe, die er benutzt hatte, als er bei der Polizei angefangen hatte. Sie lagen alle in der untersten Schublade des Aktenschranks, den er selbst gebaut hatte, ohne dafür Nägel zu verwenden.
    Eddie war mit einem 38er Revolver erschossen worden, also nahm Hardy diesen. Er vergewisserte sich zweimal, daß die Waffe nicht geladen war, und drückte ein paar Runden ab, um es noch ein drittes Mal zu prüfen. Dann ging er ins Wohnzimmer und setzte sich in seinen Sessel am Fenster.
    Die Abendsonne strahlte durch die offenen Vorhänge in das Zimmer. Hardy legte die Waffe auf den Lesetisch neben sich, nahm eine Pfeife und zündete sie an. Nach einigen kurzen Zügen hob er die Waffe und zielte nacheinander auf mehrere Gegenstände im Zimmer. Er legte die Waffe von einer Hand in die andere, spürte das Heft, prüfte die Mechanik.
    Und dann zielte er direkt auf seinen Kopf, aus mehreren Richtungen, mit beiden Händen. Schließlich hielt er die Waffe mit der rechten Hand gegen seine Schläfe, schloß die Augen, hielt den Atem an und zog am Abzug, atmete dann nach dem leeren Klicken erleichtert auf.
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, hielt immer noch die Waffe in der rechten Hand. Er selbst war Linkshänder. Eddie war Rechtshänder gewesen. Die Kugel war an der linken Seite in seinen Kopf eingetreten. Wenn er sie also nicht mit der falschen Hand genommen hatte, oder irgendwie … nein, das war absurd. »Auf keinen Fall«, sagte er, »auf gar keinen Fall.«

Kapitel 8

    Die Gemeinde Colma liegt versteckt in einem Kessel hinter Daly City und Brisbane. Die Anzahl der Toten übersteigt hier weit die Anzahl der Bürger. Normalerweise war die Ortschaft vom Nebel verschleiert, was angemessen schien, aber heute, für Eddies Beerdigung, war sie in hellen und warmen Sonnenschein gebadet.
    Die Messe war für zehn Uhr angesetzt worden, Hardy wollte deshalb um Viertel vor elf am Friedhof sein, aber bis jetzt war kein anderer dort.
    Eine fremde Gruppe von Trauernden stand in einer Traube drüben am Abhang auf dem Rasen. Ein paar Eukalyptusbäume boten am vorderen Eingang ein wenig Schatten und verströmten den charakteristischen Duft. Nicht so wie der Tod. Der Himmel war lilablau. Eine

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