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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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warme Brise kräuselte die Blätter in den Baumwipfeln.
    Unten an der Straße erschien noch ein Leichenwagen mit Trauergesellschaft, und Hardy, der auf dem Kotflügel seines Suzukis saß, beobachtete, wie sich der Zug näherte. Er steckte seine Hände in die Taschen und ging auf die Straße. McGuires Transporter war in der Mitte des Autozuges zu sehen.
    Es war eine stattliche Gruppe, wie er erwartet hatte. Eddie Cochran war natürlich sehr beliebt gewesen.
    Hardy setzte sich in sein Auto, wartete und reihte sich hinter McGuire ein. Sie fuhren recht weit hinein. Hier wuchs der Eukalyptus etwas dichter. Unter den Bäumen war es angenehm kühl. Picknickwetter.

    Pater James Cavanaugh beugte sich herab und warf einen kurzen Blick auf sein Spiegelbild in der Fensterscheibe des Autos. Mit seinem immer noch ganz schwarzen Haar, das locker im Kennedy-Stil über eine faltenlose Stirn fiel, und stechenden graublauen Augen, war er sich sehr wohl bewußt, daß er eine wandelnde Werbung für die Herrlichkeit des Priestertums sein könnte. Sein Körper war schlank, seine Bewegungen waren graziös. Der Spalt in seinem Kinn stellte eine fortwährende Versuchung für die Eitelkeit dar.
    Es war nur ein kurzer Blick, nicht mehr. Er sah sich nicht prüfend an, korrigierte sein Aussehen nicht. Er war, wie er wußte, unwürdig – seiner Gaben wie auch seiner Rolle, besonders hier und heute.
    Und jetzt kam Erin, Eddies Mutter. Und mit ihr kamen wieder die Versuchungen, das ständige Bewußtsein seiner Sündhaftigkeit. Wie schön sie war. Und so stark. Obwohl sie ihren ältesten Sohn verloren hatte, schien sie seine Unterstützung nicht zu brauchen, doch als er sie in seine Arme genommen und sie gehalten hatte, hatte er einen Moment lang den zurückgehaltenen Kummer gespürt, als sie einmal tief an der Schulter seiner Soutane geseufzt hatte.
    Sie legte ihre Hand an sein Gesicht. »Bist du in Ordnung, James?«
    Er nickte. »Wie geht es Big Ed?«
    »Er hat letzte Nacht nicht viel geschlafen. Ich glaube, keiner von uns hat das.«
    Ungewollt mußte er wieder daran denken. Was wäre, wenn wir geheiratet hätten? Was wäre geschehen, wenn er nur ein bißchen mehr gedrängt hätte, als sie beide achtzehn waren? Er war noch nie einem anderen Menschen begegnet, der ihre Freude am Leben, ihren Sinn für Harmonie, ihre Weisheit, ihren Verstand an den Tag legte. Und als ob das nicht schon genug wäre, war ihr Körper, selbst jetzt, nach vier Kindern, kräftig, die perfekte Kombination aus Kurve und Form, aus Sanftheit und Schwung. Ihr Körper war immer noch so zart wie der eines Mädchens, die Haut cremeweiß. Der Hauch eines korallenroten Lippenstifts betonte ihren geschwungenen, sinnlichen Mund.
    »Aber mit dir ist doch alles in Ordnung, oder?« fragte er sanft.
    Sie schaute zu ihm auf, ihr Blick wurde teilnahmslos. »Ich glaube, mit mir wird nie wieder alles in Ordnung sein.«
    Sie drehte sich um, um sich ihrem Ehemann anzuschließen.

    Aber sie konnte nicht gleich zum Grab gehen. Sie wußte, daß sie mit Big Ed gehen sollte, für ihn da sein sollte, aber sie hatte einfach nicht die Kraft. Ihr Mann ging mit Jodie, versuchte sie zu trösten. Gott, dies war unglaublich schwer.
    Und Frannie, die arme Frannie, so klein in den schwarzen Kleidern, stolperte über Wurzeln, wurde von ihrem Bruder Moses gehalten. Sie sah hinüber zu ihren eigenen zwei Söhnen, Mick und Steven, den Sargträgern, die geduldig am Leichenwagen warteten. Sie waren gute Jungs. Natürlich waren sie nicht Eddie. Eddie gab es nicht mehr.
    Sie schaute zum blauen Himmel hinauf, kämpfte mit der Beherrschung – biß sich in ihrem Mund auf die Zunge, grub die Fingernägel in ihre Handflächen. Sie starrte zum Himmel hinauf, holte tief Luft. Eine kräftige Hand ergriff ihren rechten Arm, gleich über dem Ellbogen.
    »Ma’am?«
    Sie war fast so groß wie der Mann. Er war nicht bei der Totenmesse gewesen. Vielleicht war er ein Freund von Ed gewesen, auch wenn er älter war. Sein Gesicht sah lebendig aus – übersät mit Lachfältchen. Im Augenblick lachte er jedoch nicht.
    »Sind Sie in Ordnung?« fragte er.
    Die Hand an ihrem Arm störte sie nicht. Sie langte hinüber und legte ihre Hand darüber. »Nur müde«, sagte sie, »sehr müde.«
    Dann schüttelte sie die Hand sanft ab und begann, langsam zum Grab zu gehen. Der Mann ging neben ihr her.
    »Haben Sie Eddie gekannt?« fragte sie.
    »Ziemlich gut. Sowohl ihn als auch Frannie. Es tut mir sehr leid.«
    Sie nickte.
    »Ich bin

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