Der Deal
trug einen glänzenden schwarzen Anzug, der aussah, als sei er in den letzten zehn Jahren nicht oft getragen worden. Die Revers waren zu schmal, die schwarze Krawatte war zu schmal. Das weiße Hemd war brandneu.
Hardy hatte das Gefühl, ihn ohne Uniform ertappt zu haben, als ob er bei einem Gemeindetest einen Polizisten im Clownskostüm getroffen hätte. Ed Cochran sah zwar aus, als fühle er sich etwas unwohl, hatte aber durch den Kummer oder die Kleidung nicht im geringsten an Würde verloren.
Seine Augen waren klar und stechend, wenn auch gerötet. Das Gesicht des kräftigen Mannes war erstaunlich beherrscht. Sein kräftiges Kinn und die flache Boxernase vermittelten einen Eindruck zurückgehaltener Kraft, den er durch seinen Handschlag, ohne zu quetschen oder einzuschüchtern, bestätigte. Die fleischige Hand packte zu, schüttelte die andere und ließ sie wieder los. Doch die Kraft war zu spüren.
Seine Hand berührte sanft Hardys Rücken, als er ihn in den Vorraum führte. Seine Frau Erin hatte auf dem Friedhof ihre Hand genauso benutzt – um zu führen. Vielleicht eine Familienangewohnheit. Eds Berührung war so leicht wie die Erins.
Und hier war auch der Priester wieder, an der Bar bei den Schiebetüren, die zur Terrasse hinausführten. Ein gutaussehender Mann, noch ein Kraftprotz, aber auf eine feinere Art als Ed Cochran. Mit einem Drink in der Hand drehte er sich, gerade als Hardy und Ed hereinkamen, zu ihnen um.
»Gut, Sie sind also gekommen. Ich hatte gehofft, ich würde Sie kennenlernen.«
»Dismas, das ist Jim Cavanaugh«, sagte Ed.
Cavanaughs Handgriff war fest und nüchtern. »Dismas? Der gute Dieb?«
Hardy lächelte. »So wurde mir gesagt.«
»Dann sind Sie katholisch?«
»War.«
Der Priester zuckte mit den Schultern, als ob er diese Antwort gewohnt wäre. »War, ist. Es ist alles eine Frage der Zeit, und im Himmel gibt es keine Zeit. Werden Sie, wie der gute Dieb, in Ihrer letzten Stunde wieder zur Herde zurückkehren?«
Hardy kratzte sich am Kinn. »Na ja, ich bin dem ursprünglichen Dismas nicht sehr ähnlich. Ich habe noch nie mehr als eine Tafel Schokolade gestohlen. Aber man weiß ja nie. War er gut beim Dartwerfen?«
»Dartwerfen?«
»Dartwerfen. Ich habe ein gutes Händchen für das Board.«
Cavanaugh grinste breit und enthüllte dabei perfekte Zähne. »Ich fürchte, das Neue Testament ist diesbezüglich ein wenig unklar. Kann ich Ihnen etwas zu trinken holen? Lassen Sie mich raten, irischen Whiskey?«
Hardy hatte an ein Bier gedacht, aber ein irischer Whiskey war in Ordnung. Vermutlich verstand sich Cavanaugh darauf, seine Ideen als die besten zu verkaufen. Er nahm den Drink, sie stießen an und gingen dann hinaus auf die Terrasse, in die Sonne.
»Das war sehr geschickt von Ihnen am Grab, Dismas Hardy«, sagte der Priester. »Sie haben Frannie vor einem schlimmen Sturz bewahrt.«
Hardy zuckte mit den Achseln. »Die Ausbildung bei der Marine, zusammen mit ein wenig Pfadfinderwissen. Sind Sie der berühmte Pater Cavanaugh?«
Cavanaughs Augen verdunkelten sich für einen kurzen Moment. »Ich wüßte nicht, weswegen ich berühmt sein sollte.«
»Jeder, der Eddie kannte, hat von Ihnen gehört. Sie waren wie ein Familienmitglied.«
Ein kurzes Anzeichen von Gefallen, schnell wieder unter Kontrolle. »Ich gehöre zur Familie, Dismas. Fast.« Er nahm einen Schluck von seinem Drink. »Ich kenne Erin und Big Ed seit der High School. Ich habe sie sogar miteinander bekanntgemacht, die Kinder getauft, dann Ed und Frannie getraut, und jetzt das …«
Er unterbrach sich, seufzte, schaute mit leerem Blick über Hardys Schulter hinweg.
»Es tut mir leid.«
»Der Herr gibt und nimmt, vermute ich. Das gebe ich denen, die Kummer haben, als Rat, nicht wahr?« Sein Gesicht verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Aber er bürdet manchmal Lasten auf, die ich nicht verstehe, niemals verstehen werde.«
»Ich weiß nicht, ob der Herr hiermit etwas zu tun hatte«, sagte Hardy.
»Was meinen Sie damit?«
»Na ja, wenn Ed sich umgebracht hat …«
Cavanaugh warf ihm einen strengen Blick zu. »Eddie hat sich nicht umgebracht.«
Hardy wartete ab.
»Ich habe ihn gerade in geweihtem Boden begraben, Dismas. Wenn ich irgendwie glauben würde, daß er sich umgebracht hätte, hätte ich das nicht tun können. Verstehen Sie?«
»Verstehen Sie, was das bedeutet, Pater? Was Sie damit sagen?«
Der Priester blinzelte in die Sonne.
»Das bedeutet, daß ihn jemand umgebracht hat.«
Cavanaugh hielt
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