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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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die Hand vor seine Augen. Er schien auch das nicht glauben zu wollen. »Na ja …« Er leerte sein Glas. »Ich meine nur … er hätte sich nicht umbringen können. Er hat es nicht getan. Das steht für mich so fest, wie Sie hier vor mir stehen.«
    »Warum? Haben Sie irgendwelche …?«
    »Nennen Sie es moralische Überzeugung, aber es gibt keinen Zweifel.«
    »Dein Glas ist leer.« Das war Erin Cochran. Hardy bemerkte, daß sie ihren Arm bei Cavanaugh eingehängt hatte. »Und ich habe selbst auch nichts mehr.«
    Cavanaugh ging ihr Glas füllen.
    »Er scheint der perfekte Priester zu sein«, sagte Hardy.
    Erin sagte nichts, als ob sie ein Geheimnis hüte, schaute ihm nur nach. »Jim?« sagte sie dann. »Oh, das ist er. Er ist der perfekte Priester.«

    Frannie setzte sich auf. Sie war mit einer Decke zugedeckt und schaute sich die Wand des Zimmers an. Moses war gerade Dismas holen gegangen – aus irgendeinem Grund wollte sie ihn sehen, vermutlich, um ihm dafür zu danken, daß er sie aufgefangen hatte. Sie konnte sich nicht mehr genau erinnern. Ihr Verstand huschte von einem Gedanken zum anderen. Es war merkwürdig.
    Es war wahrscheinlich gut, daß Moses und Mom – sie nannte Erin »Mom« – entschieden hatten, sie hier hinzulegen. Sie fühlte sich immer noch schwach, benommen. Vielleicht vergaß sie deshalb Dinge, änderte ihre Meinung. Sie faßte sich an die Stirn, die immer noch feuchtkalt war.
    Sie legte den Kopf zurück in das Kissen und ließ ihren Blick auf der Wand gegenüber ruhen. Da hingen die Bilder der Familie, die ganze Geschichte der Cochrans, von der Hochzeit von Dad und Mom bis zu ihrer und Eds Trauung. Sie erinnerte sich noch, wie stolz sie gewesen war, an das Gefühl, zum ersten Mal in ihrem Leben zu einer richtigen Familie zu gehören, als das Bild ihrer Verlobung – das im Chronicle erschienen war – seinen Platz an der Wand gefunden hatte.
    Es war typisch für die Cochrans gewesen. Ohne großes Aufhebens. Sie war einmal vorbeigekommen und hatte mit Eddie Fernsehen geschaut, sie hatten ein bißchen rumgeknutscht, als sie allein waren, und plötzlich war das Bild da gewesen. Sie schaute sich an, neben Ed, sie lächelte so sehr, daß ihre Wangen wehgetan haben mußten, doch daran konnte sie sich jetzt nicht mehr erinnern. Und daneben dann das Hochzeitsfoto. Konnte das in demselben, in diesem Leben gewesen sein?
    Dann dachte sie an das Bild des Babys, das wohl das nächste sein würde. Das Baby. Sie legte ihre Hände auf ihren Bauch. »O Gott«, flüsterte sie.
    Es klopfte an der Tür. Bevor sie antworten konnte, ging sie auf, und Eddies Schwester Jodie schaute herein.
    »Hallo«, sagte sie. »Bist du okay?«

    Hardy sah, wie die Frauen einander in die Arme nahmen, zusammen weinten, und dachte, er würde noch ein wenig warten, bevor er zu Frannie hineinging. Die nächste Tür im Flur stand auf, und er ging in dieses Zimmer, um dort zu warten.
    Es war ein merkwürdiger Ort, paßte nicht zum Rest des Hauses. Die Wände waren größtenteils mit geschmacklosen Rockposters bedeckt. Die Jalousien vor den beiden Fenstern waren heruntergezogen, und Hardy spürte irgendwie, daß sie meistens heruntergezogen blieben. In einer Ecke lief ein Fernseher, die Lautstärke war ganz heruntergedreht, das Bild schneeig und unscharf, als ob der Apparat seit Monaten nicht mehr angerührt worden wäre.
    Es störte ihn, und er ging hinüber, um ihn auszuschalten.
    »Was tun Sie hier?«
    Es war der jüngere Sohn, Steven, mit den Händen am Türrahmen. »Das ist mein Zimmer. Was machen Sie hier?«
    »Ich habe darauf gewartet, daß Frannie und deine Schwester aufhören zu weinen, und ich sah, daß der Fernseher hier an ist. Ich wollte ihn ausschalten.«
    »Ich will ihn anhaben.«
    »Schön, ich lasse ihn an. Ein guter Film?«
    Steven ignorierte das, schien ihn zu mustern. »Ich kenne Sie, nicht wahr?« fragte er widerwillig, immer noch feindselig.
    »Ja, wir haben uns schon mal bei Frannie und Ed gesehen.«
    »Genau.«
    Steven schien diese Information ohne Interesse aufzunehmen. Hardy war kategorisiert und in eine bestimmte Schublade gesteckt. Danach schien er nicht mehr zu existieren.
    Steven ließ sich auf das Bett fallen, die Füße an den Knöcheln überkreuzt, und strich mit seiner Hand ein paarmal durch sein störrisches Haar.
    »Würden Sie bitte aus dem Bild gehen?«
    Hardy zog einen Stuhl unter dem Schreibtisch hervor und setzte sich verkehrt herum darauf. »Ich versuche herauszufinden, wer deinen Bruder

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