Der Deal
damit nicht sagen. Es gab keine Drohungen oder etwas Ähnliches, nur ein paar Anreize für sein Geschäft.«
Hardy bohrte jedoch weiter nach. »Und als er nicht mitgemacht hat, hat das Ihren Fall behindert? Ich frage mich nämlich, ob irgend jemand versucht haben könnte, Polk zu erschrecken, indem er sich seine Leute etwas vornahm. Und dann hat es dabei vielleicht einen Unfall gegeben?«
Brody reagierte ernsthaft geschockt. »Um Himmels willen, nein. Auf gar keinen Fall. All das ist doch schon Monate her. Damals hätte ich Ihnen auf Ihre Theorie ein sehr wohlüberlegtes ›Vielleicht‹ zur Antwort gegeben – sehr wohlüberlegt –, jetzt aber besteht nicht einmal die kleinste Möglichkeit. Sie müssen schon eine ganze Weile aus dem Prozeß draußen sein, kein Ereignis aus der letzten Zeit hat irgendeine Relevanz.«
Hardy akzeptierte diese Erklärung, und Brody fuhr fort:
»Ich verstehe bei dem Ganzen eines nicht. Er, der Prozeß, meine ich, war zu Polks Vorteil.«
»Vielleicht wollte er die Anwaltskosten nicht mittragen?«
Ein Kopfschütteln von Brody war die Antwort. »Sehr unwahrscheinlich, meiner Meinung nach. Ich denke eher, daß er sich einfach immer mehr von seinem Geschäft zurückgezogen hat. Er ist schon älter, schwimmt wahrscheinlich im Geld und dachte wohl, daß er genausogut jetzt wie zu einem anderen Zeitpunkt den Hut nehmen könnte. Seine Tochter ist ermordet worden, sagten Sie?«
»Gestern.«
»Und der andere, sein Manager?«
»Wir wissen nicht, ob er ermordet wurde. Es hätte nach den äußeren Umständen ein Selbstmord sein können, aber vielleicht war alles so arrangiert worden, daß es aussah wie Selbstmord. Bis Linda ermordet wurde, verfolgte die Polizei diese Spur. Aber jetzt haben sie einen Verdacht wegen Linda und ziehen in Erwägung, daß die beiden Todesfälle miteinander in Verbindung stehen könnten.«
»Da ist zuviel Zufall im Spiel, nicht wahr?«
Das war es, was auch Hardy dachte.
»Und Sie denken, Mr. Cruz hätte möglicherweise ein Motiv gehabt …?«
Hardy ging hinüber zum Globus und gab ihm einen Schubs. Er machte den Eindruck, als würde er scharf nachdenken. »Ich weiß nur – oder glaube zu wissen –, daß Cruz mich, während ich ihn befragte, zweimal angelogen hat. Und möglicherweise hatte er einen Grund dafür.«
»Wie haben Sie ihn dazu gebracht, mit Ihnen zu sprechen? Uns gegenüber hat er sich hinter dicken Mauern verschanzt.«
»Eddies Körper wurde auf seinem Parkplatz gefunden. Wir hatten einen Lügenwettstreit – ich erzählte ihm, daß ich von der Kripo sei.«
»Ich hoffe, das haben Sie Andy nicht erzählt!«
»Nein, ich denke, das würde dem Richter nicht gefallen. Auf jeden Fall bin ich zu ihm gegangen, und er hat mich angelogen, als es darum ging, ob er Eddie kannte. Und außerdem denke ich, daß er zumindest in der Nähe des Tatorts war, als Eddie ermordet wurde.«
Brody pfiff überrascht durch die Zähne und setzte sich in einen der bequemen Sessel vor seinem Schreibtisch. »Wenn Sie das beweisen können, dann haben Sie etwas gegen ihn in der Hand.«
Hardy ließ sich in den anderen Sessel fallen und seufzte. »Ich weiß – wenn mein Onkel einen Busen hätte, wäre er meine Tante.«
Brody tat kopfschüttelnd einen Zug aus seiner Zigarre. »Dieser Fall geht mir fürchterlich auf die Nerven, wenn Sie es wissen wollen«, sagte er. »Auf der einen Seite haben wir also Cruz, der mehr Geld braucht, so wie eine Kröte mehr Warzen braucht, und es sich mit Leuten verdirbt, mit denen er jahrelang zusammengearbeitet hat, sogar Freunde sind dabei.«
»Hat er soziale Kontakte?«
»Nicht wirklich. Er hat eigentlich kein wirkliches soziales Leben, obwohl er, wie man so schön sagt, ein großer Mann in der Gemeinde ist.«
»Das ist ja wohl ein Widerspruch, oder?«
»Eigentlich nicht. Die Gemeinde ist seine öffentliche Basis.«
»Warum hat er dann so gehandelt? Ich meine, als er diese Kerle ausgebootet hat. Konnte ihm das nicht in irgendeiner Weise schaden?«
»Ich glaube nicht. Es handelt sich um neun Kerle, die über das gesamte Bay-Gebiet verstreut sind. Und das Ganze ist einfach keine Story, wie sie im Fernsehen oder im Chronicle als Nachricht verbreitet würde. Und wenn El Dia die Sache druckt, dann wird das als miese Werbemasche abgetan, und es ist so sicher wie nur irgend etwas, daß La Hora die Story nicht aufgreifen wird.«
»Worauf stützen Sie sich also in diesem Fall?«
Bedächtig legte Brody ein Bein über das andere. »Mündliche
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