Der Deal
dennoch die Spur aufgenommen und ein paar Erkundigungen über den Mann eingezogen – man konnte nie wissen, was da zum Vorschein kam.
Der Tip oder der Verdacht, oder was es auch immer war, was Hardy ihm angedeutet hatte über einen Bezug zum Drogenhandel, sah aus, als könnte es ein Treffer werden. Das Kokain auf dem Schreibtisch war nicht durch das offene Fenster hereingeflogen; also hatte er jemanden darauf angesetzt, die letzten Kostenbewegungen von Polk zu überprüfen. Und das hatte ihm, trotz dessen amateurhafter Verschleierungsversuche mit verschiedenen Bankkonten, genug Material eingebracht, um das Einschalten der DEA, der Drogenfahndung, zu rechtfertigen. Nicht, daß er sich irgendwie für den Drogendeal interessierte, aber er wollte ein Druckmittel für das Interview mit Polk.
Gestern hatte der wie völlig aus der Bahn geworfen ausgesehen, als er seine Tochter mit durchgeschnittener Kehle gefunden hatte, und Glitsky glaubte nicht, daß es sehr schwer sein würde, ihn dazu zu bringen, eine mögliche Verbindung zwischen Lindas Tod und Ed Cochrans Tod zu ziehen. Vor allem dann nicht, wenn Polk dachte, man würde ihn vielleicht der Mittäterschaft beim Mord an seiner Tochter bezichtigen.
Glitsky erhoffte sich inbrünstig, daß Cochrans Tod als ein klarer Mordfall anerkannt wurde und er sich somit in einem Heimspiel befände. Mordfälle waren Glitskys Sache. Er war sich schon wieder ein ganzes Stück sicherer geworden, daß jemand Ed getötet hatte, und Alphonse, der so gut wie sicher Lindas Mörder war, schien auch als Verdächtiger im Fall Ed Cochran gut zu passen … zumindest war er gut als erster Verdächtiger. Natürlich waren ein paar Haare auf einem Autositz keine Beweisstücke, die eine Jury überzeugen würden, Alphonse hatte sich jedoch bei Linda als überaus sorglos erwiesen. Glitsky dachte, wenn er Ed getötet hatte, dann hatte er auch Spuren hinterlassen. Und in dem Fall würde er sie finden.
Mit der Überprüfung von Polks Konto hatte er einen richtigen Glücksgriff getan. Dieses Geld befand sich irgendwo da draußen, und das brachte eine willkommene Schärfe ins Spiel.
Er steckte sich den letzten Rest von seinem Sandwich in den Mund und spülte ihn mit kaltem Kaffee hinunter. Dick Willis, der Typ von der DEA, würde in den nächsten Minuten auftauchen, und Hardy mußte auch bald kommen. Mit einem Papiertaschentuch wischte er über seinen Schreibtisch, pickte ein paar Krümel in seine Hand auf und ließ sie in den Papierkorb neben seinem rechten Knie fallen.
Dieser Teil des Falles bereitete ihm Genuß, innerhalb der nächsten Stunde sollte der Fall gelöst sein. Es fehlte wirklich nur noch die Auflösung. Polk würde unter dem neuen Druckmittel innerhalb von fünf Minuten zusammenbrechen. Er hatte vor, ihm zu erzählen, daß die DEA ihm einen Strick aus der Geschichte mit Cochran drehen wollte, dann konnte er sich gemütlich zurücklehnen und das Aufnahmegerät laufen lassen.
Er gestattete sich ein Lächeln.
Es war schon fast zu einfach, aber er würde es packen.
Hardy saß da und schnitzte aus einem Eisstiel einen Totempfahl. Den Adler an der Spitze hatte er bereits fertig, darunter eine Art Bärenkopf (der genausogut ein Wolf sein konnte – er hätte ihn im Profil schnitzen sollen), und während er dabei war, zuunterst eine Ente anzufertigen, kam Glitsky zurück in sein kleines Büro.
Hardy sah auf. Eigentlich brauchte er nicht mehr fragen, aber er tat es doch. »Nicht aufgetaucht, was?«
Jetzt war es Viertel nach zwei. Sie hatten fast bis zwei Uhr gewartet, und dann hatte Glitsky runter nach Burlingame gefunkt, damit man einen Streifenwagen zu Polks Haus schickte, um nachzusehen, ob etwas nicht in Ordnung war.
Willis von der DEA war gegangen, nicht ohne zu sagen, daß er jederzeit für Polk erreichbar wäre, daß er aber nicht länger seinen Nachmittag für einen lausigen Wald-und-Wiesen-Deal verplempern würde. Glitsky dachte, daß Polk vielleicht im Leichenschauhaus aufgehalten worden war, oder daß er damit beschäftigt war, ein Begräbnis für Linda zu arrangieren. Daher hatte er ein paar Anrufe geführt und anschließend überprüft, ob man ihn etwa in ein falsches Zimmer oder sonstwohin gebracht hatte.
Hardy blieb weiter bei Glitsky und schnitzte. Die neu aufgekommenen Zweifel an Eddies Charakter rumorten in ihm. Phantastisch, daß Glitsky eine Verbindung zwischen Drogengeld und Alphonse hergestellt hatte, obwohl das nicht zwangsläufig bedeutete, daß Alphonse Eddie
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