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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Vereinbarungen. Bereits abgegoltene Leistungen.«
    Mit einer langsamen Bewegung rollte er seine Zigarre in der rechten Hand. »Im Augenblick arbeiten wir schon beinahe auf einen Vergleich hin, und wir nennen es einen moralischen Sieg, aber bitte zitieren Sie mich nicht damit.«
    »Wer ist ›wir‹ – Ihre Klienten?«
    »Wir, das ist die Firma.«
    Hardy ließ das auf sich wirken – der Fall war also so gut wie verloren. Brody hatte ›schon beinahe‹ gesagt, und Hardy kannte diese Art Rechtsanwälte – sie gingen alle sehr sorgfältig mit der Sprache um.
    »Wir haben privat ein Auge darauf, ob wir Dreck am Stecken von Cruz finden können, aber ich bin da skeptisch.«
    »Was könnte das denn ändern?«
    Brody hob ergeben die Achseln. »Ich sagte ja schon, ich denke, wir verlieren dabei nur Zeit und Energie, aber meine Klienten haben die Absicht, wenn wir das letzte probiert haben – und das haben wir –, daß wir dann so etwas wie legale Erpressung betreiben sollten.«
    »Zum Beispiel?«
    »Da tappe ich noch im dunkeln, wir sind noch auf der Suche. Es müßte etwas sein, das seinem Image in der Gemeinde schadet, wodurch er die öffentliche Unterstützung verlieren würde, wenn es herauskäme. In dem Fall würden meine Klienten dann Verschwiegenheit garantieren, wenn er im Gegenzug ihre Vertriebsverträge zu den ursprünglichen Bedingungen fortführen würde.« Brody erhob sich und sah auf seine Uhr. »Wir befinden uns in der Stadt der Glücksspiele«, fügte er hinzu.
    Hardy erhob sich ebenfalls, das Interview war beendet. »Haben Sie irgendwelche Trümpfe in der Hand? Schlägt er seinen Hund, oder so was?«
    »Nein, wir versuchen es mit der Macho-Masche. Es gibt ein vages Gerücht, daß er vielleicht schwul ist.«
    Hardy mußte lachen. »Das kann ja wohl nicht wahr sein. Hier in San Francisco?«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Aber unter Latinos ist das kein Spaß, lassen Sie sich das gesagt sein. Solche Nachrichten stehen natürlich auch nicht in den Zeitungen, aber Sie können an jedem beliebigen Samstag in den Mission-Park bei der Dolores-Kirche gehen und die mexikanischen Gangs beobachten, wie sie jeden zu Mus verarbeiten, der nur einen leicht tuntenhaften Touch hat.«
    »Und was, wenn Cruz schwul ist?«
    Brody verzog das Gesicht. »Das könnte vielleicht reichen, um etwas Druck auszuüben. Aber wahrscheinlich wird aus der Geschichte nichts.«
    Hardy spann seinen Gedanken weiter. »Wenn Cochran herausgefunden hat, daß Cruz tatsächlich schwul ist, und versucht hat, daraus Kapital zu schlagen? Auf diesem Weg möglicherweise den Vertrieb der La Hora von Cruz für Polk zurückbekommen wollte? Oder vielleicht selber den Zaster einstreichen?«
    »Das sind noch sehr viele Wenns, aber falls die alle zutreffen, dann halten Sie ein mögliches Motiv in der Hand.«
    Hardy dankte ihm, und nachdem sie sich mit einem Händeschütteln verabschiedet hatten, war Brody wieder allein in seinem Büro.
    Die Uhr an der Fähranlegestelle zeigte kurz nach Mittag an. Der Nebel hatte sich vollständig verzogen, und die Flaggen entlang des Embarcadero flatterten in einer leichten Brise. Seufzend lockerte er seine Krawatte, kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und drückte ungeduldig auf die Ruftaste seiner Sprechanlage.

    Hardy seinerseits war in Gedanken an Eddie Cochran versunken, den nettesten Kerl auf der Welt. Einer der Guten dank Gottvertrauen. Er hatte ihn recht gut gekannt, und er hatte ihm seine Nummer abgekauft – aber es war doch nicht möglich, daß es eine Nummer gewesen war, wir sprechen doch über Eddie. Verdammt noch mal, er war mit Frannie verheiratet gewesen, und sie war die Schwester von seinem – Hardys – bestem Freund. Mußte er nicht ein wundervoller Mensch sein? Und außerdem, kam es Hardy in seinen trüben Gedanken (er wartete auf das Treffen zwischen Polk und Glitsky um halb zwei), wurde Cruz nicht einmal verdächtigt. Alphonse Page war der Verdächtige.
    Okay, nehmen wir einmal an, Eddie hat gewußt, daß Cruz schwul war, und er hat alles über Polk und seinen Drogendeal gewußt. Also, dann hätte er doch leicht bei Cruz die Daumenschrauben anlegen oder von Polk einen Anteil verlangen können, oder beides gleichzeitig?
    Nein, das war nicht Eddies Art.
    Oder doch?

Kapitel 23

    Glitskys Stolz war es nicht, besonders clever zu sein, sondern gründliche Arbeit zu leisten. Obwohl er auch nicht im entferntesten an die Möglichkeit dachte, daß Sam Polk seine eigene Tochter umgebracht haben könnte, hatte er

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