Der Deal
nee.«
»Natürlich, das ergibt doch einen Sinn. Schau. Alphonse weiß, daß Polk ihn identifizieren kann …«
Glitsky machte eine abwehrende Geste mit der Hand. »Erspar mir das, Diz. Ich kenne im Gegensatz zu dir die Fakten.«
»Und die wären?«
»Kein Zeichen eines Kampfes. Polk ist nicht angegriffen worden.«
Überrascht neigte Hardy seinen Kopf zur Seite.
»Alle paar Monate haben wir so einen Fall. Da trinkt einer zu viel, setzt sich in seinen Whirlpool und wird dort langsam gargekocht.«
»Zieh dich doch aus dem Fall zurück!«
Glitsky starrte auf die Bleistiftteile in seiner Hand und seufzte schwer. »Du ziehst dich jetzt von hier zurück, Diz. Ich habe zu arbeiten.«
Er war nicht einmal dazu gekommen, über die Verbindung zu Cruz zu sprechen, wenn es denn eine Verbindung war. Beinahe hätte er noch einmal umgedreht, aber der Gedanke daran, daß Abe ihm sicher das Wort abschneiden würde, hielt ihn zurück – und Abe hatte wahrscheinlich recht. Er durfte nicht vergessen, daß Abe in diesem Fall einen augenscheinlichen Mord samt Verdächtigen hatte und daß alles, was er – Hardy – herausfinden konnte, sicher interessant wäre blablabla, aber daß es, zum Teufel, nichts mit Glitskys Untersuchungen zu tun hatte.
Also lag der Nachmittag frei und offen vor ihm. Er begab sich in die Abteilung für audiovisuelle Medien, wo er den von Glitsky unterschriebenen Leihschein abgab, um sich eine Kopie des Notruf-Bandes abzuholen. Zu Hause würde er sich das in Ruhe anhören.
Während er auf das Anfertigen der Kopie wartete, durchforschte er den Chronicle. Es gab einen Bericht über Lindas Tod (ein Zusammenhang mit Eddie wurde nicht hergestellt), zusammen mit einem Bild von Alphonse. Beim Durchlesen erfuhr Hardy jedoch nichts Neues.
Mit dem Band in der Tasche hielt er an dem Kiosk gegenüber, um sich eine Zuckerstange zu kaufen, dann überquerte er die Fliesen, auf denen die Namen der im Dienst getöteten Polizisten eingraviert waren. In diesem Jahr waren es bis jetzt sechzehn.
Andy Fowler leitete eine Verhandlung im Gerichtssaal B. Als Hardy eintrat, schien der Richter gerade durch seine Brillengläser etwas auf seinem Richtertisch zu lesen. Der Staatsanwalt, den Hardy nicht kannte, flüsterte soeben jemandem an seiner Seite etwas zu. Die Rechtsanwältin stand vor dem Richtertisch und erklärte dem Richter, was er auf dem Schriftstück besonders beachten mußte. Hardy betrat den Zuschauerraum und setzte sich in die zweite Reihe.
Der Richter beendete seine Lektüre, sah von einem Anwalt zum anderen und beraumte anschließend eine Unterbrechung an. Auf dem Weg zu seinem Zimmer flüsterte er dem Gerichtsdiener ein paar Worte zu, und dieser ging auf Hardy zu und sagte ihm, daß Seine Ehren ihn empfangen würden.
Nachdem Hardy in das Zimmer mit den hohen Bücherregalen an den Wänden getreten war, schloß er hinter sich die Tür. »Das nenne ich Service«, scherzte er.
Andy schlüpfte aus seiner Robe und deutete auf die Schaukelstühle vor seinem Schreibtisch, zwischen denen ein Teetischchen stand. »Du hast dich also wieder mit Jane getroffen?« fragte er.
»Ich hasse deine Art herumzuschnüffeln.« Hardy ließ sich von Andy etwas Kaffee eingießen. »Ich meine, wir versuchen, uns wieder zu sehen.«
»Hast du Pläne?«
»Na ja, wenn alles gutgeht, werde ich sie wahrscheinlich wieder zu treffen versuchen.«
»Oh, so weit bist du schon!«
»Das ist sehr viel weiter als vorher!«
Andy legte Hardy eine Hand aufs Knie. »Ich will dir wirklich nicht hineinreden. Ich zeige lediglich Interesse.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
»Weswegen ich vorbeikomme«, sagte Hardy, »ich habe deinen Freund Brody heute morgen getroffen. Dafür wollte ich dir nur noch einmal danken.«
»Konnte er dir weiterhelfen?«
In groben Zügen schilderte Hardy ihm die Lage. Cruz, Ed, Linda, Alphonse, und ganz frisch die neuesten Neuigkeiten von Polk. Andy schaukelte leicht und hörte interessiert zu, nahm ab und zu einen Schluck aus seiner Kaffeetasse.
»Aber du hast doch durch Polk einen Faden in der Hand.«
Hardy nickte. »O ja, natürlich, alle – alle Toten – stehen irgendwie mit Polk in Verbindung.«
»Wo liegt denn dann das Problem? Du hast einen Verdächtigen, du hast ein Motiv, du hast eine Gelegenheit.«
»Das stimmt schon, aber ich habe einen Selbstmord mit einer Schußwaffe, einen Mord mit einem Messer und einen Tod durch Unfall. Ich sehe noch nicht, daß das alles durch dieselbe Hand verübt worden
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