Der Deal
ist.«
»Dieser Kerl – Alphonse –, war er es nicht sehr wahrscheinlich?«
»Er ist dringend verdächtig, denke ich, bei all den Fakten. Ich meine, es ist eine Menge passiert in seiner Nachbarschaft.« Hardy stützte seine Ellbogen auf die Knie und beugte sich vor. »Mich beunruhigt Cruz. Ob er tatsächlich an dem Ganzen keinen Anteil hat? Weißt du, es gibt noch ein ganz anderes Szenario mit Eddie und Cruz, und dort kommt Polk überhaupt nicht vor, und das Verrückte an dem Ganzen ist – es ist schlüssig.«
»Du willst, daß alles nahtlos zusammenpaßt, hm?« Der Richter lachte in sich hinein. »Du bist im falschen Job, Diz.«
»Okay, das gebe ich zu.«
Beide Männer lachten über diesen alten Scherz, der noch aus der Zeit stammte, als Jane zu EST gehen wollte. Hardy und Andy hatten sie dazu gebracht, zuzugeben, daß das nichts für sie wäre, und so hatte sie schließlich die Idee fallenlassen.
»Denkst du wirklich, daß Ed Cruz erpreßt hat?«
»An der Stelle hake ich. Er war auf keinen Fall der Typ für so was.«
»Warum glaubst du es dann?«
»Ich denke, weil es so gewesen sein könnte. Und es wäre ein Grund für Cruz gewesen, mich anzulügen.«
Der Richter stand von seinem Stuhl auf. »Du mußt endlich klar Schiff machen, Diz.« Abwehrend hob er seine Hand. »Ich sage nicht, daß es nicht so gewesen sein könnte. Weißt du, wo Cruz an jenem Abend war? Hast du mir nicht gesagt, im Bericht steht, er wäre um neun zu Hause gewesen? Davon solltest du ausgehen. Schau, gerade hast du mir erzählt, daß es für ihn sehr schlecht wäre, wenn herauskommen sollte, daß er schwul ist. Dann nimm jetzt einmal an, er hätte eine Verabredung gehabt. Die würde er auf jeden Fall decken, oder? Er würde lügen, um sie zu decken, natürlich würde er das tun, und das hat überhaupt nichts mit Ed zu tun.«
Hardy hing den Sätzen einen Augenblick in Gedanken nach. »Du hast vermutlich recht.«
»Natürlich habe ich das! Willst du meine Meinung hören? Dann schau, wo sich Alphonse herumtreibt. Du hast zumindest den starken Verdacht, daß er jemanden umgebracht hat. Also ist er ein Mörder. Ob nun ein Messer oder ein Revolver im Spiel ist, ist nebensächlich. Manche dieser Typen werden da richtig kreativ. Auf jeden Fall würde ich ihn zuerst unter die Lupe nehmen. Der ganze andere Kram«, er zuckte mit den Achseln, »das ist höchstwahrscheinlich alter Mist, den du hinausschmeißen mußt.«
»Gut, deswegen bin ich wohl zu dir gekommen, allein habe ich nicht klar genug gesehen.«
»Du hast doch bestimmt auch schon Fälle bearbeitet, bei denen es ein halbes Dutzend plausibler falscher Fährten gab.«
Hardy erhob sich.
»Es geht gegen die Natur, immer die markierten Wege zu laufen, wahrscheinlich ist es das.«
»So ist es. Das ist wohl der Grund.«
Nachdenklich sah der Richter auf die Uhr, er schien eine Entscheidung zu treffen. »Weißt du, ich sage ja nicht, daß du es fallenlassen sollst, um dir das Leben leichter zu machen. Wenn es an dir nagt, dann finde heraus, was er getan hat. Aber es ist wahrscheinlich eine falsche Fährte.« Hardy lächelte. »Wahrscheinlich«, mußte er zugeben.
Kapitel 24
Eddie Cochrans Wagen befand sich noch immer auf dem Polizeigelände – als Frannie an diesem Morgen, dem ersten Tag, an dem sie wieder zur Arbeit ging, angerufen hatte, hatte man ihr erklärt, daß man ihn nun als Beweismittel in einer anderen Untersuchung benötigte.
Voller Erstaunen hörte sie, daß Linda Polk ermordet worden war, aber was hatte Eddie – was hatte ihr Auto – damit zu tun? Sie fragte, ob das heiße, daß Eddie ermordet worden sei. Nein, nein, das heiße es nicht. Jedenfalls im Augenblick noch nicht.
Da sie immer noch sehr empfindlich auf alles reagierte, was mit Eddies Verschwinden zu tun hatte, und noch dazu gegen eine morgendliche Übelkeit ankämpfte, hatte sie nicht weiter nachgehakt. Sie hatte Dismas Hardys Karte herausgesucht und ihm die Nachricht hinterlassen, daß er sie, sobald er zu Hause war, anrufen solle.
Dann hatte sie fast den ganzen Tag ohne Unterbrechung und ohne Mittagspause gearbeitet. Nicht einmal der Gedanke an eine Pause war ihr gekommen, so hatte sich der Papierkram, nach einer Woche, bei ihr gestapelt. Den ganzen Morgen benötigte sie zur Aufarbeitung, noch dazu kam jeder vorbei und wollte wissen, ob alles mit ihr in Ordnung sei.
Tja, es war nicht in Ordnung, aber es hatte keinen Zweck, das zu sagen. Noch hatte sie die Geschichte an keinen Platz stellen können,
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