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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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ihm verpfiffen, wo ich wohne.«
    »Wo bist du jetzt?«
    »Zu Hause. Ich könnt nicht bei Howard schlafen, deshalb bin ich nach Hause gegangen. Und stell fest, jemand ist in mein Apartment eingebrochen!«
    »Ich bin gleich da«, sagte Mario Villalobos. »Sagen wir, in 'ner halben Stunde.«
    »Ich hab meine Tür jetzt verrammelt! Falls da noch einer versucht reinzukommen, werd ich so laut schreien, daß sie mich noch in Malibu hören können. Der Kerl hatte so 'n ganz dicken Schnurrbart, hab ich gehört. Genau wie Josef Stalin!«
    Dagmar Duffy wohnte in der Nähe von Santa Monica und Normandie, nicht weit vom Wonderland-Hotel. Er hatte einen hübschen Ausblick auf einen Krawattenladen und einen Charlie-Chicken-Imbiß. Mario Villalobos mußte praktisch erst einen Vortrag halten, um reinzukommen. »Dagmar, ich bin's, Mario Villalobos«, sagte er zum dritten Mal. »Mach die verdammte Tür auf!«
    Schließlich wurde die Tür ruckartig aufgemacht, und Dagmar Duffy sagte: »Ich werd allmählich wahnsinnig. Ich hab doch tatsächlich überlegt, ob die Russen nicht über Sie Bescheid wissen und Ihre Stimme nachmachen.«
    Gerade jetzt ging die Sonne auf, aber es schien wieder mal ein bewölkter Tag zu werden. Mario Villalobos war noch nicht rasiert, hatte seinen Schlips in die Tasche seiner Anzugjacke gesteckt und sah fast genauso verbiestert aus wie Dagmar Duffy. Der Detective betrat das Apartment und spähte vorsichtig aus dem Fenster drei Stockwerke tief nach unten. Er untersuchte das unbeschädigte Türschloß und den intakten Türrahmen. Er konnte keine Spuren eines gewaltsamen Eindringens entdecken.
    »Ich schließ meine Tür nie ab«, sagte Dagmar Duffy eingeschüchtert. »Klar, das ist verrückt, aber ich hab da 'n alten Freund, Arnold. Der überrascht mich so gern und liegt dann im Bett, wenn ich komm.«
    »Ja, gut und schön, aber wie kommst du denn dann auf die Idee, daß die Russen hier waren?«
    »Weil meine Sachen durchsucht worden sind!«
    »Deswegen schreist du nach der Polizei, Dagmar«, seufzte Mario Villalobos aus Herzensgrund und rollte die Augen verzweifelt zur Decke. »Deswegen reißt du mich aus meinen geilen Träumen? Woher weißt du eigentlich, daß nicht Arnold oder Howard oder Manny oder Moe und Jack hiergewesen sind? Herr des Himmels, du hast doch mehr Lustknaben an der Hand als Linda Lovelace.«
    »Ich weiß, daß es keiner von meinen Freunden gewesen ist. Wenn die dagewesen sind, hinterlassen sie regelmäßig ne Riesenschweinerei. Das ist die reinste Saubande außer Howard, und mit dem war ich die ganze Zeit zusammen. Sehen Sie hier, irgendeiner hat sämtliche Schubladen aufgemacht und meine Sachen durchsucht!«
    Mario Villalobos ging zu der Kommode mit Mahagonifurnier, die das kleine, sauber aufgeräumte Einzimmerapartment zierte. Er sah, daß in der Schublade ungefähr zehn Bikinislips lagen, penibel genau zusammengefaltet. »Für mich sieht das alles ganz normal aus.«
    »Nee, nee!« schrie Dagmar Duffy. »Bei mir sind die Äpfel immer links und die Birnen rechts. Da hat alles genau seinen Platz. Irgend jemand hat die Sachen hochgehoben und nachgesehen, ob was drunterliegt!«
    »Deswegen schreist du nach der Polizei, Dagmar«, sagte Mario Villalobos. »Dabei werden in meinem Alter geile Träume immer seltener.«
    »Ich werd Ihnen noch was zeigen«, sagte Dagmar Duffy. »Sehen Sie mal hier!« Und er öffnete seinen Einbauschrank mit zwei Reihen Kleiderstangen, an denen mehrere Shorts und Jeans in Knabengröße, T-Shirts und zwei Clubjacketts in Rosa und Kobaltblau hingen.
    »Für mich sieht das alles ganz normal aus«, seufzte Mario Villalobos.
    »Die Taschen von zwei Jeans sind nach außen gezogen. Ich würd meine Jeans nie so aufhängen!«
    »Woher weißt du, daß Arnold nicht …«
    »Deswegen weiß ich's!«
    Dagmar Duffy nahm eins der Jacketts vom Bügel. Es war das kobaltblaue, das zur Farbe seiner Augen paßte. In der Tasche steckte eine Rolle Geldscheine. »Mein Geld ist komplett da. Alle meine Freunde wissen, wo ich es aufbewahre. Ich sag ihnen von vornherein, wo es ist, damit sie nicht mein ganzes Apartment auf den Kopf stellen müssen, falls sie Geld brauchen. Ich bin überzeugt, daß da jemand ganz was anderes gesucht hat: Filme, Tonbänder, Papiere. Hier ist doch alles unheimlich sorgfältig durchsucht worden. Genau die Art, wie die Russen das machen!«
    Mario Villalobos räumte insgeheim die wenn auch noch so entlegene Möglichkeit ein, Dagmar Duffy könne recht haben, wenn er an

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