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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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erledigt? O Gott!«
    »War 'n Herzanfall«, sagte Mario Villalobos. »Versuch mal, ganz ruhig zu bleiben, Dagmar, und dich zu erinnern, ob du bei Missy damals ne geklaute oder geliehene Kreditkarte gesehen hast, die 'nem Mann namens Lester gehörte.«
    »Nein«, sagte er. »Keine Kreditkarte. Ich mein …«
    »Polizei, Dagmar!« sagte Mario Villalobos und rollte ganz komisch mit den Augen.
    Dagmar Duffy sagte: »Also, okay, sie war nicht nur ne Nutte, sondern auch 'n Koksfreak. Manchmal hat sie ihren Freiern beim Ficken die Brieftasche geklaut. Darüber hat sie auch offen geredet, wie riskant das manchmal war, aber sie war dabei wie im Rausch, und sie müßte das einfach tun. N Gefühl wie beim Koksen, hat sie gesagt. Laß dich ficken und klau dem Typ dabei seine Brieftasche und verdufte aus dem Motel. Verrücktes Mädchen.«
    »Und was war mit der Kreditkarte?«
    »Manchmal hat sie mich ganz groß zum Dinner ausgeführt. Da hatten wir uns dann groß aufgetakelt, und sie hat … Sagense mal, Ärger kann ich deswegen ja wohl nicht kriegen, oder?«
    »Mich interessieren echt nur Mordfälle.«
    »Manchmal hatte sie tatsächlich ne heiße Kreditkarte dabei, und damit hat sie dann unser Essen bezahlt. Sie sah wie ne Lady aus, wenn sie richtig aufgetakelt war. Sie konnte die Leute dußlig reden. War die Karte von ihrem Mann, hat sie immer gesagt. Wir haben es 'n paarmal gemacht, ging ganz ohne Probleme.«
    Mario Villalobos nahm Lester Beemers Kreditkarte aus der Tasche. »Hast du diese Karte mal gesehen?«
    »American Express? Sehen die nicht alle gleich aus? Dein ständiger Begleiter, geh nie ohne ihn aus. Ich hab mir die Namen auf den Karten nie angeguckt. Einmal wären wir beinahe erwischt worden mit so 'ner American-Express-Karte. Da hat's nicht funktioniert.«
    »Was heißt das, hat nicht funktioniert?«
    »Das war 'n paar Tage vor ihrem Tod. Wir waren in 'nem sehr netten Restaurant am La Cienega. Haben für ungefähr hundert Dollar gegessen, und dann hat sie dem Kellner ne American-Express-Karte gegeben, und ganz schnell war der wieder da und macht sie an: ›Mit der Karte stimmt was nicht. Bitte, der Geschäftsführer möchte Sie sprechen.‹«
    »Was ist dann passiert?«
    »Sie war sehr beleidigt und riß ihm die Karte aus der Hand und zog 'n Hunderter und dann noch zehn Dollar aus der Tasche und warf sie ihm hin und sagte, wir würden nie wiederkommen. Der hat sich dann bei uns entschuldigt, die ganze Zeit, bis wir draußen waren. Sie war herrlich!«
    »Und das kann vielleicht diese Karte gewesen sein?«
    »Kann sein«, sagte er achselzuckend. »Jedenfalls dieselbe Sorte Karte. Sie hat gesagt, sie benutzt sie immer nur 'n paar Tage, nachdem sie sie geklaut hat. Hat sich überlegt, daß die Freier normalerweise 'n paar Tage brauchen, bis ihnen wegen der verschwundenen Brieftasche ne gute Ausrede für ihre Frau eingefallen ist. Sie war 'n intelligentes Kind. Vielleicht sogar zu intelligent. Hatte sie diese Karte noch bei sich, als sie gestorben ist?«
    »Nein, als sie gestorben ist, nicht«, sagte Mario Villalobos. »Im Moment brauch ich nur noch deine Adresse und deine Telefonnummer. Ich muß mir das alles mal in Ruhe überlegen und noch 'n paar Sachen abchecken.«
    »Kann ich Polizeischutz kriegen? Sie wissen doch, wegen der Russen. Sind Sie sicher, daß der alte Knabe in Pasadena nicht ermordet worden ist? Die können das ja so deichseln, daß es aussieht wie 'n Unfall!«
    »War ne Herzattacke.«
    »Ist er am selben Tag gestorben wie Missy?«
    »Nein, er ist am Ersten Mai gestorben.«
    »AM ERSTEN MAI!« kreischte Dagmar Duffy derart laut, daß Mario Villalobos, die Kellnerin, die sofort ihren Kaffee verschüttete, und die einzige Besucherin der Eisdiele außer ihnen, eine alte Frau, erschrocken zusammenzuckten. Die alte Frau sagte: »Halt die Luft an, du kleiner Schreihals!«
    »Warum schreist du denn mit einem Mal so?« fragte der Detective.
    »Am Ersten Mai! Da ist Maifeiertag in Moskau! Eine ideale Zeit für die Russen, ihre Feinde umzubringen!«
    Diesmal mußte Mario Villalobos einfach verzweifelt die Augen rollen. Tuntenkram und Kaviar.
    *
    Der letzte Stammgast, der das Haus des Jammers verließ, war Jane Wayne. Ein paar fremde Cops waren noch da, als sie ging. Drei Zivilisten waren kurz vorher reingekommen und redeten mit Leery pausenlos über Baseball. Jane Wayne fragte sich immer noch, warum, zum Henker, der Schreckliche Tscheche nicht aufgekreuzt war. Alles in allem hatte dieser Abend mindestens

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