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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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auch auf Tonband aufgenommen. Irgendwas. Irgendwer ist da noch gewesen. Vielleicht im Schrank, ich weiß nicht. Vielleicht im Nebenzimmer, vielleicht haben sie ja Fotos durch die Wand geschossen. Ich hab keine Ahnung, wie so was gemacht wird. Aber ich weiß, irgendwer hat uns belauert.«
    »Hat der Freier was gemerkt?«
    »Der war wirklich total hinterm Mond«, sagte Dagmar Duffy und schüttelte den Kopf. »Der war besoffen und bloß an seiner Nummer interessiert. Wir haben ihn allerdings auch ziemlich verrückt gemacht, Missy und ich.« Es sah aus, als wollte Dagmar Duffy eine Verbeugung machen. »Als es vorbei war, hat er sich bedankt und jedem von uns zehn Dollar Trinkgeld gegeben. Besoffen oder nicht, er war 'n Gentleman.«
    »Das war also vor 'nem Monat. Hast du Missy danach noch gesehen?«
    »N paarmal.«
    »Hat sie noch mal über die Sache geredet?«
    »Wie man's nimmt. Ich meine, sie hat mir gesagt, wie toll sie das fände, daß ich ihr geholfen hätte. Und daß sie's sehr bald wiedergutmachen würde bei mir, und daß sie außerdem sowieso sehr bald aufhören würde mit dem Anschaffen. Arme Missy, dabei hat sie gekokst wie ne Wahnsinnige, für hundertfünfzig pro Gramm. Ich hab gewußt, daß sie nie loskommen würde vom Strich. Nie. Trotzdem, ich hab ja auch gewußt, was sie damit gemeint hatte.«
    »Erpressung?«
    »Was sonst? Mir wird jetzt noch ganz schlecht. Er war doch so 'n netter Mann.«
    »Aha. Aber dann wollen wir endlich mal auf die russischen Spione zurückkommen«, sagte Mario Villalobos.
    »O Gott!« sagte Dagmar Duffy. »Na schön, die Woche bevor sie vom Dach gefallen ist, hab ich sie 'n paarmal getroffen. Einmal in ihrem Apartment. Sie las Magazine und war echt aufgeregt. Eins davon war Time oder Newsweek, aber aus'm Jahr davor. Da war 'n Bild aufgeschlagen von dem russischen U-Boot, das die Schweden erwischt hatten. Dann hab ich mir die andere Zeitschrift angeguckt, die könnt ich nicht lesen. Da waren Bilder drin von Wissenschaftlern in weißen Kitteln, die Experimente machten oder so was. Ich zu ihr: ›Was liest du denn da?‹ Sie zu mir, und ich denk, ich hör nicht recht: ›Dagmar, glaubste mir endlich, daß ich ne Menge Geld krieg und nicht mehr anschaffen muß?‹ Ich zu ihr: ›Klar, und ich werd normal und fang an, Kellnerinnen umzulegen.‹ Sie zu mir: ›Echt, das stimmt. Die Russen helfen mir.‹ Dann kommt sie mir auch noch damit von wegen: ›Mein Freund ist ein russischer Agent.‹ Dann zieht sie sich ne Linie Koks oder zwei rein und fängt an zu lachen wie ne Wahnsinnige und sagt, daß sie jetzt überhaupt nix mehr sagen will.«
    »Das ist alles?«
    »Begreifen Sie denn nicht? Dieser Typ, mit dem wir diese Nummer gemacht haben. Zuerst hab ich ja gedacht, der war Holländer, aber ich wette, der war Russe! Vielleicht war er 'n berühmter russischer Wissenschaftler, und der KGB hing in der Sache drin!«
    »KGB.«
    »Klar! Und der KGB hat Fotos von uns gemacht, und inzwischen sind sie dabei, ihm ein für allemal klarzumachen, daß er linientreu bleiben muß.«
    »Linientreu.«
    »Ja! Und außerdem hat der KGB beschlossen, Missy zu liquidieren!«
    »Warum?«
    »Weil Missy sich mit den Russen in Verbindung gesetzt und gedroht hat, alles zu verraten!«
    »Das klingt alles ziemlich unwahrscheinlich, Dagmar.«
    »Also gut, ganz durchschau ich das auch noch nicht«, sagte Dagmar Duffy. »Aber jedenfalls bin ich der nächste! Ich war schließlich auch in dem Zimmer!«
    Es fiel Mario Villalobos ziemlich schwer, nicht zu seufzen und die Augen zu verdrehen. Aber es fiel ihm leicht, sich mal ehrlich zu fragen, was, zum Kuckuck, er hier eigentlich noch wollte. Die Russen? War das nicht tatsächlich bloß Tuntenkram und Kaviar?
    »Dagmar, hat Missy dir gegenüber mal 'n Freund in Pasadena erwähnt? N älterer Kerl, Lester? N Privatdetektiv?«
    »Doch, so 'n alten Knaben in Pasadena kannte sie, fällt mir ein. Ich weiß nicht, wie er heißt, aber er hat an demselben Tag angerufen, an dem sie sich die Fotos von den Russen angeguckt hat. Sie hat nie gesagt, wer das war, aber nachdem sie eingehängt hatte, kam sie damit raus. ›Das war 'n Freund von mir aus Pasadena.‹ Ich frag sie noch aus Blödsinn: ›Das Beste behältst du wohl für dich, oder?‹ Dann sie wieder: ›Der steht nur auf Mädchen. Und außerdem ist der zu alt, der reizt dich überhaupt nicht mehr.‹ N alter Knabe aus Pasadena! Hängt der da mit drin?«
    »Nein, er ist tot«, sagte Mario Villalobos.
    »Tot? Haben sie den auch

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