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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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über mich erzählt hat.«
    »Ich halt mich da raus«, sagte Cecil Higgins.
    »Ich hab nie im Leben Sexprobleme gehabt. Du hast ihr doch wohl wirklich nicht geglaubt, oder?« fragte Hans und wurde dabei ganz blaß um den Mund.
    »Ich halt mich da raus«, sagte Cecil Higgins.
    »Ich bin sicher, Dolly würd so was Idiotisches nie glauben«, sagte Hans.
    »Kommste nich zu Leery heute abend? Da kannste Dolly ganz bestimmt treffen.«
    Der magere K-9-Cop zuckte mit den Schultern, merkte selber, daß sein lockeres Grinsen wie ein Luftballon zerplatzte, schwor sich, daß er zeitlebens nie wieder in diese elende, verdammte Kneipe gehen würde, und wünschte sich sehnlichst, daß ein Polizeihubschrauber auf die Rampart Station stürzen und jeden er schlagen würde, der gestern abend dabei gewesen war, als dieses ekelhafte Luder, das er am liebsten ermorden würde, vor allen Leuten die Sache mit der Ejaculatio-praecox-Eigenart zum besten gab, die er von Ludwig übernommen hätte. Und die er mit dem Psychologen des Departments noch heute nachmittag durchsprechen wollte. Wenn es jemals einen triftigen Grund für eine vorzeitige Pensionierung gegeben hatte, dann war es dies, dachte Hans trübselig. Er hatte sich sein Problem bestimmt während seiner Arbeit als Polizist zugezogen.
    Aber wie das Leben so spielt, war Hans gar nicht mehr in der Lage, sich aus eigener Kraft der Gesellschaft jener armen Hunde aus dem Haus des Jammers zu entziehen. Der K-9-Cop war auf dem allerbesten Wege, direkt in den Mittelpunkt einer Mordermittlung zu geraten. Dafür war wieder mal eine ebenso winzige wie wunderliche Laune des Schicksals verantwortlich. Etwas, das fast so unbedeutend war wie ein Eßstäbchen an einem Schuh.
    *
    »So was hat mir gerade noch gefehlt«, sagte Mario Villalobos. »Eine Reifenpanne.«
    Er stand mit Dagmar Duffy neben seinem Dienstwagen, und er wollte gerade losfahren, um den Fingerabdruckspezialisten zu treffen, der in zehn Minuten vor Dagmar Duffys Apartmenthaus sein wollte. Dann entdeckte er ein paar von seinen Leidensgenossen aus dem Haus des Jammers.
    Der Schreckliche Tscheche wollte gerade in sein Auto steigen und zum Streifendienst in sein Revier fahren, als Mario Villalobos ihm zurief: »He, Tscheche, tust du mir 'n Gefallen? Kannst du diesen Jungen mal eben rüberfahren nach Santa Monica und Normandie? Einer von der Spurensicherung ist schon auf dem Weg dahin und muß da Fingerabdrücke suchen, und ich muß erst noch meinen Reifen wechseln lassen.«
    Mißtrauisch starrte der Schreckliche Tscheche auf Dagmar Duffy, der ihn vor Freude darüber, daß er immer mehr im Mittelpunkt stand, anstrahlte und von dem phantastischen Nervenkitzel, möglicherweise ein Mordzeuge zu sein, regelrecht berauscht war.
    »Was bin ich denn?« murrte der Schreckliche Tscheche. »Bin ich 'n Taxi?«
    »Ich komm in zehn Minuten nach. Soll ich dir etwa noch die Füße küssen?«
    »Also gut, scheiß drauf«, knurrte der Schreckliche Tscheche. »Komm, Cecil, wir sollen diese kleine … Person um die Ecke bringen.«
    Während die Streifencops sich der kleinen Person annahmen, sah sich Mario Villalobos nach einem Garagenmann um, der seinen Reifen wechseln konnte. Aber der Garagenmann brachte gerade einen Wagen zum Parker Center. Ein anderer fehlte wegen Krankheit. Der dritte, der noch drei Streifenwagen möglichst gleichzeitig auftanken sollte, riet dem Detective, doch mal zu überlegen, ob's nicht besser wäre, den Reifen selber zu wechseln, wenn's so dringend wäre.
    Als Mario Villalobos erschöpft und mürrisch zu seinem Wagen zurückschlich, sah er, daß Hans und Ludwig gerade vom Parkplatz fahren wollten. »Hans!« brüllte Mario Villalobos. »Kannst du mich nicht mal schnell nach Santa Monica und Normandie bringen?«
    Mittlerweile konnte der Schreckliche Tscheche die kleine Person auf dem Rücksitz seines Streifenwagens beim besten Willen nicht mehr loswerden.
    »Was soll das heißen, du steigst nicht aus!« brüllte der Schreckliche Tscheche, nachdem er sich auf dem Fahrersitz umgedreht hatte und Dagmar Duffy aus seinen verrückten grauen Augen anstarrte.
    »Ich darf nicht allein sein!« schrie Dagmar Duffy. Gleich darauf fügte er hinzu: »Ich bin doch möglicherweise ein Mordopfer.«
    »Du bist hundertprozentig 'n verdammtes Mordopfer, wenn du nicht sofort aus diesem Auto verduftest!« sagte der Schreckliche Tscheche, während Cecil Higgins seinen kahlen Kopf gegen den Türrahmen lehnte und versuchte, allem Zorn und allem Lärm ein

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