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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Schreckliche Tscheche. »Hier gibt's tatsächlich was umsonst!«
    Lupe Luna, die mit Mario Villalobos an einem der Holztische saß, sagte: »Wo ist Leerys Laden?«
    »Leery ist der, hm, Eigentümer des Restaurants, in dem sie arbeiten.«
    »Und wieso nennt er Sie beim Vornamen? Sind Sie mit allen Zeugen so intim?«
    »Ich glaube, ich bin 'n ganz umgänglicher Cop.«
    »Aha.«
    »Aber apropos intim, wann gehen wir wieder mal aus?«
    »Haben Sie mir eigentlich über diesen … Juwelendiebstahl, den Sie bearbeiten, die volle Wahrheit gesagt?«
    »Glauben Sie, ich lüge Sie an?« fragte Mario Villalobos und verschluckte sich fast an seinem doppelten Wodka.
    »Der da«, sagte sie trotzdem und deutete auf den Schrecklichen Tschechen, »soll Kellnerlehrling sein?«
    »Meinen Sie, ich könnte mir auf Kosten von Ihrem Boß noch 'n Drink genehmigen? Wir würden gern selber zahlen, wenn das nicht 'n Privatclub war.«
    »Ich werd Ihnen einen besorgen!« sagte sie, und in dem Augenblick ahnte er, daß seine Lüge vielleicht doch bloß sehr kurze Beine hatte.
    »Sagen Sie ihr, einen Wodka Martini …«
    »Sehr, sehr trocken«, nickte Lupe Luna.
    »Die weiß doch hundertprozentig, daß ich das letzte Arschloch bin, und trotzdem besorgt sie uns jede Menge zu saufen. Ich glaub, ich hab mich verknallt!« flüsterte Mario Villalobos dem Schrecklichen Tschechen zu, der allerdings bloß mit den Schultern zuckte.
    Als Lupe Luna zurückkam, brachte sie außer seinem doppelten Wodka einen Whiskey Sour für sich selbst mit.
    »Ich mach Sie betrunken, und dann mach ich mit Ihnen, was ich will«, warnte sie ihn scherzhaft.
    »Ehrlich?« schrie Mario Villalobos begeistert. »Bei freien Getränken?«
    »Na klar. Dann krieg ich raus, was Sie hier wirklich ermitteln. Ich find das ungeheuer aufregend. Ich steh doch auf mysteriösen Geschichten.« Sie sah ihn über den Rand des Whiskey Sour an, und in ihren Augen blitzte der Schalk.
    Inzwischen waren der Schreckliche Tscheche und Hans über ihre Abordnung zu den Detectives überhaupt nicht mehr sauer, und die Bar füllte sich allmählich. Sie beschäftigten sich beide schon mit ihrem zweiten Doppelten, und der Schreckliche Tscheche drohte bereits den Barrekord im Verzehren von Fischli zu brechen, den bis jetzt der Chairman der Division of Chemistry hielt.
    Allen Ernstes hatte der Schreckliche Tscheche damit begonnen, zwei Jungdoktorinnen, die nach dem Abschluß ihres Studiums Gaststipendien in Physik und Chemie erhalten hatten, eine Vorlesung zu halten. Die Vorlesung des Schrecklichen Tschechen hatte den Verzehr von Fischli zum Thema.
    »Manche Leute essen ein Fischli, indem sie ihm erst mal den Schwanz abbeißen«, sagte der Schreckliche Tscheche. Er nahm den kleinen Cracker in Fischgestalt und hielt ihn zwischen seinen Fingern, die die Größe von 50-Milliliter-Reagenzgläsern hatten. »Es ist überaus interessant, an einer Bar zu sitzen und zu sehen, wie die Leute Fischli essen«, sagte der Schreckliche Tscheche. »Da gibt's sogenannte Schwanzbeißer. Die einen beißen hochkant in den Schwanz, die anderen flach. Dann gibt's diese Typen, die den kleinen Fisch zwischen die Zähne nehmen und ihn in der Mitte regelrecht aufschlitzen. Dann gibt's die natürlichen Leute, die ihre Fischli einfach runterschlingen, wobei ihnen ständig die Krümel aus dem Mund rutschen. Solche Leute interessieren mich nicht sonderlich. Aber Sie beide sind Schwanzbeißer, wie ich sehe. Ich liebe Schwanzbeißer. Ich würde Ihnen ja liebend gern einen ausgeben, aber wir sind hier bloß Gäste.«
    »Das war ein sehr lehrreicher Vortrag über Fischli«, sagte Hans, und seine weinerliche Stimme und dazu dieser klugscheißerische Ton gingen dem Schrecklichen Tschechen fürchterlich auf den Geist.
    Dann flüsterte der magere K-9-Cop der Jungdoktorin, die neben ihm saß, zu: »Ihre Freundin guckt dieses Riesenbaby ja an, als ob er ne eklige Warze an ihrem Finger war. Das Mädchen hat ne Menge Geschmack.«
    Beide Jungdoktorinnen trugen Levi's-Jeans. Die eine trug dazu ein rotes T-Shirt und Mokassins. Dem Schrecklichen Tschechen gefiel ihre große Brust, aber er warf auch ein Auge auf die andere, die ein altes, abgetragenes Hemd und Turnschuhe anhatte. Genaugenommen waren die beiden nicht viel anders angezogen als männliche Cops in ihrer Freizeit.
    »Wessen Gäste sind Sie eigentlich?« fragte die Jungdoktorin in dem T-Shirt.
    »Na, von der Frau da neben dem Kerl in dem Anzug«, sagte der Schreckliche Tscheche. »Luna heißt

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