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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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nichts.«
    »Ist doch immer wieder erstaunlich, über was für Kleinigkeiten Detectives sich freuen können«, sagte Hans.
    Äußerst freudlos starrte der K-9-Cop aus dem Wagenfenster auf die Fußgänger in der Innenstadt, die wie die Irren umeinanderwieselten und sich gegenseitig umrannten. Ein Heer von Arbeitsbienen, das unter der Smogglocke schwitzte.
    Klugerweise rang sich Mario Villalobos dazu durch, Hans und dem Schrecklichen Tschechen irgendwas zu essen zu kaufen, bevor sie zum Caltech fuhren, denn auf diese Weise würden sie sich dort nicht so anstellen. Der Schreckliche Tscheche bestand auf Chicken McNuggets, und deshalb stoppten sie bei McDonald's, und er aß gleich vier Portionen davon und vertilgte außerdem zwei Schokoladenshakes und drei Tüten Fritten. Womit er den Nachmittag überstehen konnte.
    Sie gingen direkt in Lupe Lunas Büro und trafen sie an der Schreibmaschine, auf der sie pausenlos herumhämmerte, und sie sah sogar noch besser aus als gestern abend, soweit Mario Villalobos sich erinnerte. Wenn er ein echter Mexikaner wäre, dachte er, hätte er sicher auch so schönes Haar und so schöne Zähne und eine so schöne Haut wie Lupe Luna.
    »Hi«, sagte sie freudestrahlend, als der Detective mit dem Schrecklichen Tschechen und Hans hereinkam. »Danke für das Essen gestern abend. Es war super.«
    Der Schreckliche Tscheche und Hans warfen sich einen Blick zu, in dem deutlich die Frage stand: Sind wir vielleicht deswegen hier? Bloß damit der gute Mario bei einer scharfen Sekretärin Eindruck schinden kann?
    Und dann geriet Mario Villalobos beinahe in Panik, weil ihm plötzlich einfiel, daß er vergessen hatte, ein Detail einzuführen, als er den Cops hinsichtlich ihrer »Arbeit« als Restaurantangestellte die nötigen Erklärungen gab. Er hatte ihnen nie gesagt, was für eine Art für Angestellte sie angeblich waren.
    Er kam nie mehr dazu, es nachzuholen. Sobald er sie Lupe Luna als den »Tschechen« und als »Hans« vorgestellt hatte, sagte Lupe Luna: »Wer ist denn nun der Kellner, und wer ist der Lehrling?«
    Weil Hans diesmal schneller schaltete, sagte er: »Ich bin der Kellner.«
    Und als der Schreckliche Tscheche das alles begriff, traten ihm die verrückten grauen Augen fast aus den Höhlen. Mario Villalobos betete, daß er nicht losbrüllen und irgendwas sagen würde wie: »SOLL ICH HIER VIELLEICHT N VERDAMMTEN LEHR-LING SPIELEN?«
    Aber Lupe Luna sagte: »Dann wollen wir gleich mal anfangen. Sie werden ne Weile brauchen, bis Sie sich alle Fotos angeguckt haben.«
    Mario Villalobos warf dem Monstercop einen beschwörenden Blick zu, denn der starrte Hans an, als ob er ihn ermorden wollte, weil der K-9-Cop zu kichern begonnen hatte. Er war der Kellner, und der Schreckliche Tscheche war der Kellnerlehrling!
    Sie machten auf Mario Villalobos dann den Eindruck typischer Zeugen, die sich die Verbrecherkartei des Police Department anschauten. Am Anfang sind Zeugen noch irgendwie interessiert und eifrig bei der Sache. Sehr schnell schwindet der Eifer, und dann herrscht nur noch Verwirrung. Dann sehen sie sich die Fotos nur noch sehr oberflächlich an und begreifen, daß sie die betreffende Person eben doch in natura sehen müssen, wenn das wirklich noch zu was führen soll.
    Nachmittags um vier Uhr sagte Mario Villalobos schließlich: »Also, nun reicht's. Es hat keinen Sinn, alles noch mal durchzusehen.«
    »Ich hab inzwischen sechs Mögliche«, seufzte Hans.
    »Ich hab inzwischen vier Mögliche«, seufzte der Schreckliche Tscheche.
    »Laßt mich mal 'n Moment mit Lupe reden«, sagte Mario Villalobos. Der Schreckliche Tscheche rieb sich die Augen und lehnte sich im Stuhl zurück, wobei sich seine stabile Hose über Schenkeln spannte, die denselben Umfang hatten wie die Taille von Hans.
    Als der Detective zurückkam, grinste er. »Lupe zeigt uns, wo hier die Bar ist. Wir können uns da 'n paar Drinks genehmigen, auf Kosten von ihrem Boß.«
    »Is ja super«, sagte der Schreckliche Tscheche.
    »Nach 'n paar Drinks erkenn ich die Leute immer viel besser«, sagte Hans.
    »Wir sollten das aber nicht zu sehr ausnutzen«, warnte Mario Villalobos. »Ihr Boß kriegt unsere Rechnung.«
    Wie sich später herausstellte, war die Barrechnung an diesem Nachmittag zwar nicht so hoch wie vor kurzem, als Lupe Lunas Boß zu einer Cocktailparty in den Speisesaal vom Caltech geladen und dreißig Personen bewirtet hatte. Aber viel fehlte nicht.
    Das Caltech Athenaeum war eins der älteren Gebäude. Es war 1929 erbaut

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