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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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sie.«
    »Und was machen Sie beruflich?« wurde Hans, der sich an der Bar noch mehr an die Leute ranschmiß als sonst, von der anderen Jungdoktorin gefragt.
    »Ich bin Kellner«, sagte Hans. »Er ist …«
    »Wir sind beide Kellner!« sagte der Schreckliche Tscheche und starrte Hans an. »Wir arbeiten in 'nem sehr netten Laden auf der Restaurant Row. Haben Sie da mal gegessen?«
    »Können wir uns nicht leisten«, sagte die Jungdoktorin in dem T-Shirt. »Als arme junge Wissenschaftlerinnen müssen wir uns unseren Platz in der Welt erst erkämpfen. Nächstes Jahr kriegen wir dann die dicken Jobs in der Forschung, dann können wir im Restaurant essen.«
    In diesem Augenblick rauschte eine Horde lärmender Jungakademiker die Treppe herunter in die Bar. Sie trugen abgeschnittene und ausgefranste Jeans und Schmuddelklamotten aller Art. Sie wirkten keineswegs intelligenter als die Studenten, die die Cops manchmal einsperren mußten, wenn sie sie auf ihrem Weg zu den großen Universitäten USC und UCLA betrunken im Revier der Rampart Division erwischten. Der Unterschied war der, daß die hier intelligenter sein mußten, weil sie sonst vermutlich kaum am Caltech studieren würden. Einer der Jungen, der lauter Fusseln im Bart hatte, sagte zu einem anderen: »Physik ist das reine Picken. Mathematik ist reine Wichserei.«
    Der Schreckliche Tscheche kapierte gar nichts mehr, aber zumindest hatte es was mit Sex zu tun. Die beiden eigentlich gar nicht sonderlich attraktiven Jungdoktorinnen wurden allmählich immer hübscher. »Noch 'n Doppelten«, sagte er zu der Barmixerin, die sich inzwischen ganz schön ranhalten mußte, um die lärmende Horde der Trinker zufriedenzustellen.
    Die Jungdoktorin in dem abgetragenen Hemd, für die vor allem Hans schwärmte, sagte zu der anderen: »Kennst du den von dem theoretischen Physiker, der in 'nem See ertrunken ist, der nach seiner Theorie nur eine Durchschnittstiefe von fünfzehn Zentimetern hatte?«
    Die beiden jungen Frauen krümmten sich vor Lachen, und der Schreckliche Tscheche, der auch diesen Witz nicht verstanden hatte, sagte: »Möglicherweise sind Sie Abendländer, wenn Sie vertikal in Fischiis beißen, und Orientale, wenn Sie seitlich reinbeißen.«
    »Was studieren Sie denn so?« fragte Hans die Jungdoktorin in dem abgetragenen Hemd. Er stützte sich auf seine Ellenbogen und ging noch enger auf Tuchfühlung, als es der Schreckliche Tscheche bisher jemals bei ihm beobachtet hatte. Der K-9-Cop entpuppte sich mehr und mehr als ein richtiges Hänschen Schleicher, das immer bäuchlings an der Bar hängt und auf die Menschen zurobbt, ähnlich wie ein Polizeihund, der sich immer erst mal dicht über dem Boden anschleicht, bevor er dann zuschnappt.
    »Im Augenblick die Chemie der Kolloidalen Grenzzustände«, sagte sie.
    »Wow! Das hört sich in meinen Ohren wahnsinnig erotisch an!« jubelte Hans.
    »Mir war ja sehr viel wohler, wenn sich dieser perverse Winzling wieder auf seinen Barhocker verziehen würde«, flüsterte der Schreckliche Tscheche seiner Jungdoktorin zu. »Mal ganz ehrlich, der ist noch nicht mal Kellner. Der ist mein Lehrling.«
    In diesem Augenblick betrat ein Mann die Bar. Er war älter als die Studenten und Jungdoktorinnen. Er gehörte anscheinend zum Lehrkörper. Der Schreckliche Tscheche machte Hans ein Zeichen, er möge sich mal umdrehen und den Mann angucken. Der Mann war allerdings weder in den Fünfzigern noch hatte er die Größe des Typs, den sie vor Dagmar Duffys Apartmenthaus gesehen hatten. Er war Gastdozent, wie sich herausstellte, und hatte seine Vorlesung über bio-anorganische Chemie gerade mit einer Theorie über Wesen und Herkunft der Vampire gewürzt.
    Einer der Studenten, der gerade ein Bier trank und dabei eine Frisbeescheibe um den Finger wirbeln ließ, sagte zu dem Professor: »Könnten Sie Ihre Vampirtheorie nicht mal meinen Freunden hier erläutern?«
    Woraufhin der Schreckliche Tscheche den Augenflirt mit seiner Jungdoktorin sofort unterbrach und sich statt dessen kerzengerade an der Bar aufrichtete und aufmerksam hinhörte. Sie redeten über Vampire! Und er war ja schließlich selber einer!
    »Diese Theorie hat eine Menge für sich«, sagte der Professor mit einem deutlichen britischen Akzent. »Das Ganze hängt mit einer Krankheit namens Porphyria zusammen, die anscheinend vererbbar ist und deshalb regional besonders häufig auftreten kann, so zum Beispiel in der Gegend um Transsylvanien, und …«
    Der Professor wurde von einem der

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