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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Der älteste bekloppte Kellnerlehrling der ganzen Restaurant Row.« Er winkte der Barmixerin zu und sagte: »Können Sie mir nicht noch mal nachschenken, schöne Frau?«
    In diesem Augenblick betrat ein anderer Professor die Bar. Er war ziemlich groß und hatte dunkles Haar und war mindestens fünfzig Jahre alt. Er trug keine Brille und hatte keinen Schnurrbart, aber der Schreckliche Tscheche wurde sofort hellwach. Er nickte zu Hans hinüber, und der renkte sich fast seinen Spaghettihals aus und zuckte die Achseln.
    Als der Mann an die Bar kam, um sich einen Gin Martini zu bestellen, wurde der Schreckliche Tscheche schon langsam taub um Nase und Kinn. Außerdem hatte er ziemliche Mühe, seine Ellenbogen auf der Bar zu halten.
    Er mußte unbedingt die Stimme dieses Mannes hören. Er sagte: »Ich trink hier unten viel lieber als da oben in dieser piekfeinen Lounge. Und Sie?«
    Der Mann sah sich den angetrunkenen Riesen an und lächelte einverständig, ohne ein Wort zu sagen.
    »Man hat mir gesagt, die Lounge da oben, wie hieß die noch mal, die Hymen Lounge …«
    »Die Hayman Lounge«, korrigierte ihn die Barmixerin.
    »Richtig, die Hayman Lounge, da saufen meistens die Leute, die das große Geld stiften.«
    Der Mann lehnte an der Bar, nippte an seinem Martini und schaute auf die Uhr.
    »Is sicher ne hübsche Bar da oben«, sagte der Schreckliche Tscheche, »aber mir gefallen die Leute hier unten besser. Ihnen nicht auch?«
    Der Mann räusperte sich nur.
    »Beißen Sie den Fischiis den Schwanz ab, oder stecken Sie sich die Dinger ganz in den Mund?« wollte der Schreckliche Tscheche wissen.
    »Haben Sie was mit dem Caltech zu tun?« fragte der Mann.
    »Nee, ich hab 'n Restaurant«, sagte der Schreckliche Tscheche. »Genaugenommen hab ich sechs. Vielleicht spendier ich dem College auch mal 'n paar Dollars, wenn's mir hier weiter so gefällt.«
    Als der Mann lächelte und seiner Wege ging, schüttelte der Schreckliche Tscheche verneinend den Kopf, und Hans startete einen neuen Versuch, eine der Jungdoktorinnen anzumachen.
    In diesem Betonkeller gab es überhaupt keine Schalldämpfung, und der Lärm ging Mario Villalobos, der inzwischen alles über Lupe Lunas gescheiterte Ehe, ihr Leben mit einer Tochter im Teenageralter und ihre Arbeit beim Caltech erfahren hatte, fürchterlich auf die Nerven. Trotzdem tat er alles, um sie am Reden zu halten, damit sie ihm nicht zu viele Fragen stellte. Er befürchtete, sie könnte sich verpflichtet fühlen, alles weiterzumelden, wenn sie die Wahrheit über seine Ermittlungen erfuhr, und damit, da war er sich ganz sicher, wäre alles aus.
    Wenn man es quasi im Reagenzglas eindampfen würde, bliebe am Ende nichts anderes übrig als der instinktive Verdacht eines Detectives, daß irgend jemand aus diesem Laden Amok lief, eine Hure und einen Schnüffler getötet hatte und nun auch noch versuchte, diese Macho-Maid Dagmar Duffy zu ermorden. Jedesmal, wenn Lupe Luna versuchte, ihm ein paar genauere Angaben zu entlocken, hatte er das Thema gewechselt. Nach dem dritten Wodka versuchte er, das Gespräch endlich wieder auf den Punkt zu bringen, auf den es gehörte: Sex.
    »Sie haben hier doch sicher jede Menge Verehrer?« fragte Mario Villalobos. »Ich kann mir ja sehr gut vorstellen, daß es da in der Fakultät durchaus 'n paar ernsthafte Interessenten gibt.«
    »Nicht allzu viele«, sagte sie. »Die Herren Wissenschaftler haben anscheinend bloß zweimal im Jahr Brunftzeit. Die sublimieren ihre sexuellen Bedürfnisse durch ihr Studium und die Forschung, und dann plötzlich geraten sie in eine Art brünftigen Wahnsinn wie die Elche. Das ist dann die Zeit, in der ich Anrufe kriege. Wie ist das bei Cops?«
    »Sie lassen sich nicht ganz so auffressen vom Job«, sagte er und warf einen Blick auf die beiden an der Bar. »Sie neigen allerdings stark dazu, in reiferen Jahren unheimlich müde zu werden.«
    Inzwischen waren die beiden Jungdoktorinnen von der Bar geflüchtet, und ihre Plätze hatten zwei Fakultätsmitglieder eingenommen, die allerdings nicht im entferntesten der Beschreibung des Mannes im Nadelstreifenanzug entsprachen. Sowohl der Schreckliche Tscheche als auch Hans wendeten sich deshalb der Barmixerin zu.
    »Ich kann's manchmal selbst kaum glauben«, sagte Lupe Luna zu Mario Villalobos, »aber die reine Naturwissenschaft wirkt auf manche dieser Leute äußerst erotisch. Ich bin mit Wissenschaftlern befreundet gewesen, die von ihrer Arbeit derart schwärmten, wie Sie möglicherweise von

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