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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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worden, unmittelbar vor dem großen Krach, in der goldenen Zeit der kalifornischen Architektur. Einer Zeit der Ziegeldächer, maurischen Bögen, korinthischen Säulen und gewölbten Decken, die mit Blattgold ausgelegt waren. Lupe Luna führte sie durch das Gebäude, vorbei an einem eleganten Speisesaal in eine riesige Wohnhalle.
    Der Schreckliche Tscheche sagte: »Irre! Hier könnte man ja Basketball spielen!«
    Hans spazierte über den orientalischen Teppich und sagte: »Auf dieser kleinen Brücke könnten glatt hundert Ayatollahs rumfliegen.«
    »Dieser Riesenkamin!« sagte der Schreckliche Tscheche. »Da könnte man sogar Ludwig rösten.«
    »Seht euch bloß mal die alte Nußbaumtäfelung an«, sagte Mario Villalobos. »So was bringen die heutzutage gar nicht mehr zustande.«
    »Ich hab noch nie einen so großen Kellnerlehrling gesehen«, sagte Lupe Luna argwöhnisch zu Mario Villalobos.
    Der Detective beschwichtigte sie und flüsterte: »Er ist in dem Punkt ziemlich empfindlich. Er war früher auch mal Kellner und ist degradiert worden, weil er immer die Teller hat fallen lassen.«
    Sie sah aus, als ob sie auch das nicht glaube. Sie gingen zurück durch die Lobby und kamen zur Hayman Lounge. Es war eine gepflegte Cocktaillounge mit gepolsterten Stühlen und einem Barmixer mit schwarzer Krawatte.
    »Hier nehmen die Herren Spender und Mäzene ihre Drinks«, erklärte Lupe Luna. »Die Studenten und die Professoren sitzen lieber unten.«
    »Gehen wir nach unten«, sagte Mario Villalobos.
    In der Kellerbar des Athenaeums standen einfache, aber massive Holztische und Holzstühle. Der Fußboden war mit billiger Auslegeware ausgestattet, und die Betonwände waren bloß übertüncht worden. Aber gerade weil die Bar nicht so luxuriös war wie die obere, fühlten sich Hans und der Schreckliche Tscheche hier viel wohler.
    Mario Villalobos gefiel sie, weil es hier ganz offensichtlich die Art von »Nähe« gab, in der die Leute schnell ins Reden kamen. Und er wußte, wie alle Detectives, daß Kriminalfälle im Endeffekt immer noch durch Reden gelöst wurden und daß Storys über angeblich streng »wissenschaftliche« Aufklärungen meist nur von der Public-Relations-Abteilung der Polizei stammten. Er hoffte bloß, daß er sich genügend auf seine Arbeit konzentrieren konnte, weil Lupe Luna ihn doch ziemlich ablenkte.
    Die Studenten hatten die Mauern der Bar mit Anspielungen auf aktuelle Ereignisse geschmückt. Auf einer Kreidetafel etwa wurde die Frage aufgeworfen: »Soll man den 40.000 Pinguinen der Falklandinseln politisches Asyl gewähren?« Auf einer anderen Tafel stand die passende Antwort: »Nur wenn sie sich Aufkleber ›Rettet die Wale‹ auf die Schwimmflügel kleben lassen.«
    Die Kleidung der Wissenschaftler, gleichgültig, ob es sich um Studenten oder um Professoren handelte, rangierte zwischen zwanglos und schäbig. Eine schlanke, attraktive Frau bediente hinter der Bar, die sie jetzt schon für den Abend aufmachte. Der Schreckliche Tscheche warf ihr bloß einen Blick zu und ließ sich dann gleich auf dem ersten Stuhl hinter der Tür häuslich nieder.
    »Bourbon on the Rocks. N Doppelten«, sagte der Schreckliche Tscheche und überlegte, wie lange man höflicherweise warten mußte, bevor man weibliche Barmixer in hochkarätigen wissenschaftlichen Instituten anmachte.
    »Scotch on the Rocks. N Doppelten«, sagte Hans mit einem anzüglichen Blick, ohne Rücksicht auf irgendwelche Höflichkeiten.
    Und Mario Villalobos sagte sich: Das also kommt dabei heraus, wenn man sich über anderer Leute Barrechnung Gedanken macht.
    Lupe Luna zuckte die Achseln und sagte: »Wir sind fest davon überzeugt, daß man unsere örtliche Polizei unterstützen muß, wie's so schön heißt.«
    »Okay«, sagte Mario Villalobos. »Also ein sehr trockener Wodka Martini on the Rocks. N Doppelten.« Und als er hinzufügte: »Sparen Sie sich den Wermut. Sparen Sie sich die Oliven!« setzte die Frau hinter der Bar ein wissendes Barmixerlächeln auf und servierte ihm einen äußerst großzügigen Schuß Wodka auf Eis.
    Der Schreckliche Tscheche sagte zu Hans: »Das könnte am Ende ja doch noch 'n ganz hübscher Job werden.« Und dann sah er auf die Riesenschüssel voll Knabberfischli und einen riesigen Plastikbeutel voller Popcorn.
    »Sind Knabberfischli und Popcorn hier gratis?« fragte der Schreckliche Tscheche die Barmixerin.
    »Soviel Sie möchten«, sagte sie.
    »Das ist hier 'n anderer Laden als der von Leery, was, Mario?« sagte der

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