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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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einer Orgie schwärmen würden.«
    »Ich könnte gar nicht von einer Orgie schwärmen«, sagte Mario Villalobos, »aber wenn Sie irgendwelche Storys von Orgien kennen, nur raus damit!«
    »Wann wollten Sie zu dieser Open-House-Party gehen?« sagte sie und schaute ihn mit feuchten Antilopenaugen über den Rand des Glases an.
    »Etwa gegen acht«, sagte er. »Das Ganze ist ja wirklich nicht mehr als ein Schuß ins Blaue, aber wir haben eben die Möglichkeit, jede Menge Chemieprofessoren auf einem Haufen zu sehen. In natura.«
    »Dann bleibt uns ja kaum noch Zeit für die ganz großen Orgien«, sagte sie, offensichtlich nicht gewohnt, drei Whiskey Sour zu trinken.
    »Ich spür schon, wie meine Nervenzellen in Wallung geraten«, sagte der Detective, und er streckte seine Hand über den Tisch und streichelte einen ihrer Finger. »Ich hab doch echt geglaubt, das Gaunerfangen war inzwischen meine einzige Freude.«
    »Ich fühl mich auch merkwürdig sexy«, sagte sie, und ihre Worte kamen dabei ziemlich ins Schleudern. »Ich glaub, dieser Krimi törnt mich ganz schön an.«
    »Haben Sie bei Agatha Christie so was nie gespürt?«
    Er fühlte, wie ihr schlankes Fußgelenk unter dem Tisch seins berührte.
    Mittlerweile hatte der Schreckliche Tscheche eine Studentin entdeckt, die noch arroganter war als die Jungdoktorin. Abgesehen davon trug sie äußerst dreckige, ausgefranste Jeans und ein T-Shirt ohne BH. Sie war zweifellos die unattraktivste Frau weit und breit.
    »Ich bin 'n junger Gynäkologe und mach kostenlos Abstriche«, flüsterte Hans der Studentin zu, die zunächst versuchte, ihn zu ignorieren.
    »Ich würd auch zu gern mal Ihr T-Shirt naß machen und gucken, was dann für Wetter ist«, sagte Hans trotzdem reichlich anzüglich und fiel fast vom Barhocker, als er versuchte, näher an sie heranzukommen.
    »Zischen Sie ab«, sagte sie und warf dem mageren Kerl in seinem Freizeitanzug, der offensichtlich nicht hierhergehörte, einen giftigen Blick zu.
    »Sowie es naß war, wüßt ich entweder sehr schnell, ob's draußen kalt ist, oder ob Sie mich mögen!« schrie Hans und schob sich auf der Theke noch näher an sie heran.
    »Vorsicht, das ist ne Laus!« schrie sie den anderen Frauen zu, und daraus zog Hans sehr schnell den Schluß, daß sie vermutlich genauso tückisch war wie die Fotze, die öffentlich über seine Praecoxprobleme gequasselt hatte. Was ihn auf eine Idee brachte: Er fragte sich, ob er hier nicht einen berühmten Chemieprofessor finden könnte, der ihm aus der Patsche half.
    Inzwischen hatte es der Schreckliche Tscheche seinerseits aufgegeben, der Studentin in dem T-Shirt schöne Augen zu machen, und zwar in dem Moment, in dem einer ihrer männlichen Kommilitonen gesagt hatte: »N paar von diesen Weibern hier sind doch echte Feministinnen. Die da hält Vorlesungen, wie man lebenslänglich ohne Kerl auskommt.«
    »Für so was ist die sowieso zu alt«, sagte der Schreckliche Tscheche zu dem schlaksigen Studenten, wobei er schreien mußte, um bei dem Lärm in der Kellerbar überhaupt gehört zu werden.
    »Ich kenn einen Typ, der hat bis zum Examen zehn Jahre gebraucht. Als er dann endlich fertig war, hatte er graue Haare«, sagte der Junge.
    Da er inzwischen genug getrunken hatte, um doch noch den Detective zu spielen, sagte der Schreckliche Tscheche: »Hier muß es ja eigentlich ne Menge Streß geben. Kennen Sie zufällig 'n Professor, der mal durchgedreht is und dann vielleicht irgendwie … gewalttätig geworden is?«
    »N Professor?« Der Student fuhr sich mit den Fingern durch sein wirres Haar. »Ich hab mal von 'nem Studenten von der Universität Stanford gehört, der seinen Studienberater angeblich mit einem Hammer erschlagen hat. Typisch Naturwissenschaftler. Anschließend hat er dem Mann einen Sack über den Kopf gestülpt, damit der ihm seinen Papierkram nicht blutig machte. Dann hat er dem Richter auch noch gesagt, nach zehn Jahren Stanford war das Staatsgefängnis von Folsom doch das reine Zuckerschlecken.«
    »Andere Gewalttäter fallen Ihnen nicht ein?«
    »Im Moment nicht. Spinner haben wir ne Menge.«
    Sie wurden jäh unterbrochen, als die Studentin im T-Shirt Hans anbrüllte: »Nein, Sie sollen mir keinen Würgegriff beibringen! Ich kann mich auch so wehren!«
    »Aber hier geht's um den Halsschlagadergriff!« sagte Hans verschlagen. »Sie wissen doch, der, über den dauernd was in der Zeitung steht, weil die Leute manchmal abkratzen, nachdem die Cops ihnen den Hals zugedrückt

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